
Dieser Müll hat nichts mit Greta Thunberg zu tun
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- Veröffentlicht am 1. Juli 2022 um 18:22
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: Rossen BOSSEV, AFP Bulgarien
- Übersetzung: Jan RUSSEZKI
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Tausende Facebook-User haben die Glastonbury-Bilder Ende Juni 2022 geteilt. Die Bildcollage samt Behauptung kursiert auch auf Twitter und Telegram. Zu den Hauptverbreitenden der Behauptung gehören der AfD-Bundestagsabgeordnete Georg Pazderski, dessen Postings AFP bereits mehrfach wegen falschen Informationen aufgefallen sind (hier, hier) und der ehemalige Vizekanzler Österreichs Heinz-Christian Strache.
Die Behauptung: User teilen eine dreiteilige Fotocollage. Auf zwei Bildern ist Greta Thunberg mit Mikrofon auf einer Bühne zu sehen. Auf einem Bild sieht man eine Menschenmasse vor der Bühne. Das dritte zeigt eine vermüllte Wiese vor einer Bühne. User schreiben dazu: "Greta Thunberg predigt auf dem Glastonbury Festival über Verzicht & Umweltschutz. Die Konzert-Masse jubelt." Zur Wiese schreiben sie: "Zwei Tage später sieht das Festivalgelände dann so aus (siehe Bilder). Die vermeintlichen Pseudo-Umwelt- & Klimaschützer leben ihre eigenen Predigten und Slogans nicht!"

Die Umweltaktivistin Greta Thunberg löste 2018 mit ihren regelmäßigen Schulstreiks vor dem schwedischen Parlament für mehr Klimaschutz eine internationale Bewegung mit dem Namen "Fridays for Future" aus. Deren oft jungen Anhängerinnen und Anhänger schwänzten freitags die Schule, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Thunberg selbst stand in der Vergangenheit immer wieder im Fokus von falschen Behauptungen. So wurde sie etwa mit manipulierten Fotos als vermeintlich inkonsequent gegenüber ihrer eigenen, zum Teil ins Lächerliche gezogenen Forderungen dargestellt. Eine ähnliche wie die aktuell geteilte falsche Fotocollage, die Klima-Demonstrierende als Umweltverschmutzende darstellt, kursierte außerdem erst im April 2022.
Fotocollage vermischt aktuelle und alte Fotos
Rückwärtssuchen nach den einzelnen Bildern der Fotocollage haben ergeben, dass die oberen beiden Fotos tatsächlich von einem Auftritt Greta Thunbergs auf dem Glastonbury Festival am 25. Juni 2022 stammen (hier, hier). Greta Thunbergs Twitter-Account belegt, dass die Klimaaktivistin auch tatsächlich bei dem Festival für Musik und darstellende Kunst sprach. Sie riet in ihrer Rede, die Bemühungen der Klimabewegung nicht aufzugeben und warnte vor einem "Abgrund", dem "wir" uns nähern würden.
”We are approaching the precipice and I would strongly suggest that all of those who have not yet been greenwashed out of our senses to stand our ground. Do you not let them drag us another inch closer to the edge. Right now is where we stand our ground.”
— Greta Thunberg (@GretaThunberg) June 25, 2022
Thank you Glastonbury! pic.twitter.com/1AN44Ff8hG
Das Foto einer vermüllten Wiese stammt allerdings nicht von 2022. Es wurde bereits am 29. Juni 2015 in der britischen "Daily Mail" veröffentlicht. Im Bild ist der Fotograf und die Bildagentur, für die das Bild gemacht wurde, angegeben: "David Hedges/SWNS.com."
AFP kontaktierte David Hedges über seinen Instagram-Account. Am 30. Juni 2022 antwortete er in einer Nachricht: "Das betreffende Foto wurde 2015 von mir aufgenommen. Ich war dieses Jahr nicht in Glastonbury und arbeite nicht mehr für SWNS."
Weniger Müll und Maßnahmen für Umweltschutz
Fotos eines AFP-Fotografen vor Ort zeigen den Tag nach dem Festival. Am Montag, den 27. Juni 2022, war ebenfalls Müll auf dem Festivalgelände zu finden.




In den vergangenen Jahren haben die Festivalorganisatoren laut eigenen Angaben jedoch Schritte unternommen, um die Umweltauswirkungen des Festivals zu verringern. Beispielsweise wurde 2019 der Verkauf von Einweg-Plastikflaschen auf dem Festival verboten und im selben Jahr wurde eine Vergärungsanlage errichtet, die Treibhausgase aus landwirtschaftlichen Abfällen auffängt, um saubere Energie zu erzeugen.
Fazit: Die Behauptung, das Foto einer vermüllten Wiese auf dem Glastonbury Festival sei 2022 nach einer Rede Greta Thunbergs entstanden, ist falsch. Das Foto stammt von 2015. Im Jahr 2022 hinterließen die Besuchenden des Festivals weniger Müll vor der Bühne und die Festivalorganisierenden haben zahlreiche Maßnahmen zum Umweltschutz eingeführt.