Artikel zu Hitzerekord aus 2023 wird fälschlich als aktuell geteilt

Der Juli 2025 war weltweit der drittwärmste bisher gemessene Juli. Online kursierte ein Screenshot eines Artikels mit der Überschrift "Juli wird global heißester Monat seit Jahrtausenden". Nutzerinnen und Nutzer beschuldigten Medien in diesem Zusammenhang der Panikmache in Bezug auf den Klimawandel – vor allem angesichts vieler Regentage in Teilen Europas im Sommer 2025. Doch der Artikel wurde bereits zwei Jahre zuvor veröffentlicht. Aus einzelnen Wetterereignissen kann eine Widerlegung des Klimawandels zudem nicht abgeleitet werden.

Der verregnete Juli 2025 in Teilen Europas befeuerte Verschwörungserzählungen zum menschengemachten Klimawandel. "Diese Propagandamedien verbreiten nur noch Fake News", hieß es in einem Facebook-Beitrag vom 31. Juli 2025. Dazu teilte ein User einen Screenshot eines Zeitungsartikels mit dem Foto einer von der Sommerhitze gezeichneten Frau und dem Titel: "Juli wird global heißester Monat seit Jahrtausenden". Weiter ist in dem Artikel-Screenshot zu lesen, dass der Rekord aus 2016 gebrochen werden könnte.

Auf X wurde dieselbe Behauptung samt Screenshot veröffentlicht und Ende Juli 2025 hundertfach geteilt. Userinnen und User zeigten sich vielfach empört: "Frage mich von welchem Juli die reden, Also der diesjährige kann es nicht sein" und "Bin froh, daß Juli nun vorbei ist, war sehr unerträglich so lange am Kamin zu sitzen", lauteten etwa Kommentare unter dem Beitrag. Auch auf Reddit machte die Behauptung die Runde.

Image
Facebook-Screenshot der Behauptung, rotes Kreuz von AFP hinzugefügt: 11. August 2025

Tatsächlich ist der Artikel alt. Einzelne Wetterereignisse wie ein nasser Juli 2025 in Teilen Europas sprechen jedoch nicht gegen den Klimawandel. 

Artikel ist über zwei Jahre alt

Mithilfe einer umgekehrten Bildsuche fand AFP den Originalartikel. Es handelt sich um einen Beitrag des österreichischen Boulevardmediums "Oe24", der am 27. Juli 2023 veröffentlicht wurde. Das genaue Veröffentlichungsdatum samt Uhrzeit ("27.07.23, 16:31") ist im Original links unter der Überschrift zu sehen, wurde bei den aktuell geteilten Screenshots jedoch scheinbar entfernt.

Image
Screenshot des "Oe24"-Artikels aus dem Sommer 2023, gelbe Hervorhebung von AFP hinzugefügt: 11. August 2025

In dem Artikel wird beschrieben, dass laut Klimaforschenden der Weltwetterorganisation (WMO) die drei Wochen Anfang Juli 2023 "der wärmste jemals gemessene Dreiwochenblock" gewesen sein sollen. Außerdem heißt es in dem Artikel: "2023 könnte den bisherigen Rekord von 2016 als heißestes Jahr brechen, sagte Chris Hewitt, Direktor für Klimadienstleistungen bei der WMO."

"Oe24" schrieb in dem Beitrag weiter, dem europäischen Klimawandeldienst Copernicus zufolge lege die Klimaforschung, die das historische Klima aus indirekten Beobachtungen wie etwa Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruiert, nahe, dass "die Juli-Temperaturen [im Jahr 2023, Anm. d. Red.] beispiellos seit Tausenden von Jahren" gewesen seien.

Juli 2023 war global wärmer als selber Zeitraum dieses Jahr

Tatsächlich war es im Juli 2023 weltweit enorm warm. Wie im "Oe24"-Artikel richtig beschrieben, wurde in diesem Monat global die höchste Temperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Das berichteten auch zahlreiche andere Medien. Die außergewöhnliche Abweichung im Juli 2023 wurde sowohl von der WMO als auch von Copernicus dokumentiert. Aufgrund der seit Messbeginn wärmsten dreiwöchigen Periode gaben die Vereinten Nationen (UN) zudem eine Warnung bezüglich des Klimawandels heraus.

In Deutschland lag das Temperaturmittel im Juli 2023 mit 18,7 Grad um 1,8 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 (18,3 Grad) betrug die Abweichung 0,4 Grad. Auch in Österreich verlief der Juli vor zwei Jahren größtenteils deutlich zu warm und war einer der wärmsten in der Messgeschichte des Landes. In der Schweiz lagen die Temperaturen ebenfalls über den Referenzwerten – mit 1,4 Grad über der aktuellen Referenzperiode.

2025 weltweit drittwärmster Juli seit Beginn der Messungen

Auf den Monat Juli des Jahres 2025 wurde in dem alten Artikel von "Oe24" nicht eingegangen, da er damals noch in der Zukunft lag. Aktuelle Auswertungen zeigen: Der Juli 2025 war global tatsächlich kühler als derselbe Monat des Jahres 2023, lag gemäß Copernicus-Daten aber über dem durchschnittlichen Referenzniveau 1991 bis 2020. Der vergangene Monat war zudem weltweit der drittwärmste bisher gemessene Juli. Das berichteten zahlreiche Medien.

In Deutschland betrug das Temperaturmittel im Juli 2025 rund 18,4 Grad und lag damit um 0,1 Grad über der Referenzperiode 1991 bis 2020. In der Schweiz lagen die Temperaturen im Juli 2025 um 0,4 Grad darunter. In Österreich lag der Juli 2025 im Bereich des Durchschnitts der Referenzperiode 1991 bis 2020, mit einer Abweichung von -0,2 Grad im Tiefland und -0,6 Grad auf den Bergen. Im Vergleich zur Referenzzeit 1961 bis 1990 war der Juli 2025 sogar relativ warm und lag in Österreich beispielsweise im Tiefland um 1,5 Grad über dem Durchschnitt und auf den Bergen um 1,0 Grad.

In Europa machten sich die Folgen der globalen Erwärmung im Juli 2025 jedoch auch durch extreme Temperaturen und verheerende Überschwemmungen bemerkbar. Schweden und Finnland litten unter außergewöhnlicher Hitze. Besonders stark traf es auch Südosteuropa, wo Hitzewellen und Waldbrände wüteten. Auch in der Türkei wurde mit 50,5 Grad ein neuer landesweiter Temperaturrekord erreicht.

Klimawandel ist real und menschengemacht

Angesichts niedriger Temperaturen oder Regentagen stellen Userinnen und User immer wieder fälschlich den menschengemachten Klimawandel infrage. Anhand einzelner historischer Momentaufnahmen lassen sich jedoch keine belastbaren wissenschaftlichen Schlussfolgerungen über langfristige Klimaveränderungen ziehen. Das erklärten Forschende AFP bereits mehrfach in der Vergangenheit.

Stefan Rahmstorf, Klimaforscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung schrieb AFP etwa am 12. April 2024, dass die menschengemachte Klimaerwärmung anhand eines einzelnen Wetterereignisses nicht widerlegt werden könne: "Sie ist eine seit Jahrzehnten gesicherte Tatsache."

Alle Faktenchecks zum Thema Klima sammelt AFP auf der Website.

Fazit: Ein in sozialen Medien geteilter Screenshot mit der Überschrift "Juli wird global heißester Monat seit Jahrtausenden" führte im Sommer 2025 zu Vorwürfen gegen Medien, sie würden trotz vieler Regentage in Teilen Europas Panik in Bezug auf den Klimawandel verbreiten. Tatsächlich stammt der Artikel aus Juli 2023 und bezieht sich auf die damaligen Rekordtemperaturen. Einzelne Wetterereignisse widerlegen den Klimawandel nicht.

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns