In diesem Video verbreitet Bodo Schiffmann Falschinformationen über das Coronavirus

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Der Querdenken-Aktivist Bodo Schiffmann hat in einem Anfang Oktober hundertfach auf Facebook geteilten Video mehrere falsche Behauptungen über das Coronavirus und den PCR-Test aufgestellt. Er zweifelt darin die Existenz des Virus an und behauptet, dass das Corona-Virus bisher nicht isoliert worden sei. Auch stellt er die Korrektheit von PCR-Testergebnissen infrage. Mehrere Universitäten haben das Virus allerdings unter anderem in Deutschland bisher isoliert. Expertinnen, Experten sowie Fachverbände und Behörden bestätigen die Funktionalität des Corona-PCR-Tests.

Bodo Schiffmann stellt seine Falschbehauptungen in einem achtminütigen Video vor violetter Wand auf. Hunderte Nutzerinnen und Nutzer haben es seit Anfang Oktober auf Facebook geteilt, Tausende auf Telegram gesehen.

Die Falschbehauptungen: Unter anderem ein spanisches Gericht habe bewiesen: Niemand habe bisher das Coronavirus Sars-CoV-2 isolieren können. Außerdem zweifelt Schiffmann die Richtigkeit von PCR-Tests an.

Der Anti-Corona-Aktivist hat bereits in der Vergangenheit Falschbehauptungen verbreitet, die AFP überprüft hat (hier, hier). Er ist einer der führenden Köpfe der impfkritischen Querdenker-Bewegung. Auch Falschinformationen über das angeblich nicht isolierte Virus (hier, hier) oder den PCR-Test (hier, hier, hier) hat AFP bereits in der Vergangenheit widerlegt.

Facebook-Screenshot der Falschbehauptung: 13.10.2021

Das Virus wurde isoliert

Ein Virus zu isolieren bedeutet, dass das Virus aus einer infizierten Person entnommen und in einer Kultur vermehrt werden kann, erklärt Mikrobiologe und Immunologe Vincent Racaniello von der Columbia University in einem Blogbeitrag. Diese Isolation ist wichtig, um das Virus genauer untersuchen zu können. Genau das "konnte bisher übrigens niemand", behauptet Schiffmann im Video. Die Existenz des Virus zweifelt er deshalb an.

Zahlreichen Forschungsinstituten auf der ganzen Welt haben Sars-CoV-2 aber durchaus isoliert. Das Universitätsklinikum Düsseldorf schrieb etwa, dass Forschende des dortigen Instituts für Virologie das SARS-Coronavirus Typ 2 aus Patientenabstrichen in Zellkultur isolieren konnten.

Auch Teams in Korea, Kanada, Frankreich oder den USA isolierten das Virus im Jahr 2020. Prof. Christof R. Hauck, Biologe an der Universität Konstanz, schrieb am 17. Oktober an AFP, dass im Video "Dinge behauptet werden, die klar falsch" seien. Weiter erklärte er:

Prof. Thomas Böttcher vom Institut für Biologische Chemie der Universität Wien ergänzte am 16. Oktober: "Das Virus wurde eben nicht nur durch seine Erbinformation detektiert, sondern isoliert, durch Elektronenmikroskopie aufgenommen (auch im infizierten Gewebe) und in Zellkulturen bei der Infektion und Replikation beobachtet und erforscht."

Was in Spanien passierte

Dass diese Virusisolation nie stattgefunden habe, belege außerdem auch die vermeintliche Aussage eines spanischen Gerichts: "Die gesamte Pandemie basiert auf dem sogenannten Covid-19-Virus, was die Sars-CoV-2-Erkrankungen auslösen soll. Genau dieses Virus, wo jetzt von einem hohen Gericht in Spanien gefordert wurde, dass das spanische Gesundheitsministerium nachweist, dass es dieses Virus isoliert hat. Konnten sie nicht", sagt Schiffmann im Video. Covid-19 ist der Name der Erkrankung, Sars-CoV-2 der des Virus und nicht umgekehrt wie Schiffmann sagt.

Seine Behauptung basiert auf einem echten Antwortschreiben des spanischen Gesundheitsministeriums auf ein Auskunftsersuchen eines spanischen Vereins, der Corona-Maßnahmen kritisiert. Im Schreiben kommt tatsächlich dieser Satz hervor: "Das Gesundheitsministerium hat keine SARS-CoV-2-Kultur zum Testen und es verfügt nicht über ein Register von Labors, die in der Lage sind, diese zu kultivieren und für Tests zu isolieren."

Das bedeutet aber nicht, dass spanische Behörden bestätigt hätten, dass es das Corona-Virus nicht gebe. Das Ministerium gab lediglich an, dass es nicht im Besitz einer Testkultur sei. Zahlreichen Forschungszentren in Spanien gelang die Isolation des Virus, darunter auch einem dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit anhängige Einrichtung.

Die Behauptung, das spanische Gesundheitswesen habe bestätigt, dass es kein Virus-Isolat gebe, hat AFP hier bereits überprüft.

Der PCR-Test kann Viren erkennen

Schiffmann behauptet, der PCR-Test könne keine Viren erkennen. Zum einen wegen des erwähnten angeblich nicht vorhandenen Virusisolats, zum anderen führt er weitere vermeintliche Schwächen des PCR-Tests an. Der Prozess der PCR-Testung, etwa das Erhitzen, würde das Erbgut des Virus zerstören: "Es gibt keine Möglichkeit in einem PCR-Test eine komplette Doppelstrang-DNA zu finden, die wir bräuchten. Weil wir dummerweise das ganze System ja zerstört haben."

Der PCR-Test beruht auf einer Polymerase-Kettenreaktion, oft mit PCR abgekürzt, und ist ein häufig verwendetes Testverfahren, um die Anwesenheit von SARS-CoV-2 zu identifizieren, das die Krankheit Covid-19 auslöst. Dabei vervielfältigt ein Gerät das genetische Material, sodass dieses nachgewiesen werden kann. Der PCR-Test weist genetische Spuren des Erregers nach, nicht ob jemand Symptome hat. Ein Video der Uniklinik Aachen erklärt die Schritte eines PCR-Tests genauer:

Schiffmanns Kritik, in PCR-Tests könne aufgrund des Vorgehens beim PCR-Test überhaupt keine kompletten DNA-Doppelstränge mehr nachgewiesen werden, weisen die Biologen Böttcher und Hauck gegenüber AFP als falsch zurück. Anders als Schiffmann behauptet, besitzt das Coronavirus nämlich gar keine Doppelstränge, die beim PCR-Test zerfallen könnten.

Thomas Böttcher schrieb: "SARS-CoV-2 ist ein einzelsträngiges RNA-Virus und besitzt keine DNA und auch keine Doppelstränge, wie fälschlich behauptet. Alles Weitere baut auf diesem Argument auf, ist aber ebenso absurd." Hauck schrieb ebenfalls: "Es handelt sich bei SARS-CoV-2 um ein Einzelstrang-RNA-Virus, daher enthält dieses Virus keine DNA und schon gar keine DNA-Doppelstränge." RNA steht für Ribonukleinsäure, DNA für Desoxyribonukleinsäure. Beide sind sich ähnlich und enthalten genetische Informationen. Die DNA liegt als Doppelhelix vor, die RNA im Gegensatz dazu meist nur als einzelner Strang. Hauck hält außerdem fest: "Es wird also bei der PCR nichts zerstört."

Auch ist für den Nachweis nicht die komplette Sequenz des Virus notwendig. Es reichen schon wenig Hunderte Basenpaare einer charakteristischen Stelle, um einen Erreger zu identifizieren, erklärte Hauck anhand eines Vergleichs: "Um Beethovens Fünfte zu erkennen, müssen Sie auch nicht die ganze Symphonie hören, sondern vier Töne reichen aus."

Unendlich vervielfältigbar?

Außerdem kritisiert Schiffmann, könne der PCR-Test schon ein einziges Virus im Körper beim Diagnosevorgang vervielfältigen, wenn man nur lange genug suche. Das stimmt teilweise. "Bei sehr vielen PCR-Zyklen kann man irgendwann auch ein einzelnes Molekül einer Nukleinsäure so weit amplifizieren, dass es detektierbar ist", erklärt Böttcher. Aber: Üblicherweise würden nicht so viele Zyklen durchgeführt.

Dem stimmt Hauck zu: "In der Tat könnte man theoretisch ein einziges Virengenom mittels PCR nachweisen. Diese enorme Sensitivität ist es ja, was die Polymerase-Kettenreaktion so wertvoll macht. Aber leider ist die Sensitivität in der Praxis nicht ganz so hoch, denn die PCR beruht auf Enzymen, die zwar sehr robust sind, aber keine unbegrenzte Lebensdauer und Funktionsfähigkeit haben." Es gebe aber ein Detektionslimit, eine Vervielfältigung ins Unendliche sei damit also nicht möglich.

Für das Robert Koch-Institut gilt der PCR-Test als "Goldstandard" der Diagnostik des Coronavirus. Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) bezeichnen solche Labortests ebenfalls als "Goldstandard des klinisch-diagnostischen Nachweises von Sars-CoV-2".

Fazit: Das Coronavirus ist von zahlreichen Forschungsteams auf der ganzen Welt eindeutig isoliert und nachgewiesen. Ein Dokument spanischer Gesundheitsbehörden widerlegt den Virusnachweis nicht. Die Zweifel, die Schiffmann an der Richtigkeit von PCR-Tests äußert, sind ebenfalls falsch. Behörden in den USA und Deutschland bezeichnen den PCR-Test als "Goldstandard", er kann Viren erkennen. Experten bestätigten das gegenüber AFP.

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