Hannibal Hanschke ( AFP / HANNIBAL HANSCHKE)

Video stellt falsche Behauptungen über die Schädlichkeit von Covid-19-Impfungen für Kinder auf

Tausende User haben seit Mitte Dezember ein Video auf Facebook geteilt, in dem der US-Immunologe Robert Malone verschiedene Behauptungen über die angeblich gefährlichen Auswirkungen von Corona-Impfungen auf Kinder aufstellt. Die Spike-Proteine der angeblich zu schlecht erforschten mRNA-Impfung würden bei Kindern zu bleibenden Schäden führen und möglicherweise auch folgende Generationen schaden, behauptet Malone. Behörden sowie unabhängige Expertinnen und Experten widersprachen den Behauptungen allerdings gegenüber AFP.

Mehr als 5000 User haben seit dem 17. Dezember 2021 das Malone-Video auf Facebook geteilt. Zu den Hauptverbreitenden gehören der russische Staatssender RT Deutsch und der nordrhein-westfälische Landtagsabgeordnete der AfD, Christian Blex. Auf Twitter kursiert das Video bereits seit dem 14. Dezember. Auf Telegram erreichte es mehr als 97.000 User.

Die irreführenden und falschen Behauptungen: Malone behauptet, die mRNA-Impfung führe zu einer Produktion von angeblich giftigen Spike-Proteinen im Körper. Diese wiederum führten bei Kindern zu bleibenden Schäden in Gehirn, Nervensystem, Herz, Blutgefäßen, im Fortpflanzungssystem und verursachten außerdem Blutgerinnsel und gefährliche Veränderungen des Immunsystems. Weiter behauptet Malone, dass mit Corona infizierte Kinder keine Ansteckungsgefahr für ihre Eltern und Großeltern darstellten. Er schlussfolgert, dass die mRNA-Impfung Erwachsenen und Kindern im Vergleich zu den vermeintlichen Nebenwirkungen der Impfungen keinen Vorteil biete. Außerdem seien mRNA-Impfstoffe nicht ausreichend erforscht. Risiken seien erst nach fünf Jahren einschätzbar. AFP überprüft die Behauptungen im Folgenden.

Image
Screenshot der Behauptung auf Facebook: 28.03.2022

Die Covid-19-Impfung von Pfizer-Biontech hat in den Vereinigten Staaten am 29. Oktober 2021 für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren und zuvor im Mai für Jugendliche im Alter von zwölf bis 15 Jahren eine Notfallzulassung bekommen.

Die US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfehlen allen Menschen über fünf Jahren eine Covid-19-Impfung und betonen, dass die Impfung auch für Kinder und Jugendliche sicher und wirksam sei. In Deutschland sind Impfungen auf Wunsch ab dem fünften Lebensjahr möglich.

Am 9. Dezember hat sich die Ständige Impfkommission (Stiko) für eine Impfung von fünf- bis elfjährigen Kindern mit bestimmten Vorerkrankungen ausgesprochen. Wer möchte, kann sein Kind aber auch ohne Vorerkrankungen impfen lassen.

Robert Malone hat in der Vergangenheit mehrfach Behauptungen über die vermeintliche Gefahr von Corona-Impfungen aufgestellt, die AFP bereits widerlegt hat (hier, hier) Er bezeichnet sich außerdem selbst als Erfinder dieser Technologie, was irreführend ist. Er forschte zwar tatsächlich in den 1980er-Jahren an der RNA-Technologie, die bei den Covid-19-Impfungen von Pfizer-Biontech und Moderna zum Einsatz kommt. In Wirklichkeit sind aber viele andere Forschende schon seit Jahrzehnten an diesem Verfahren beteiligt. Die aktuellen Behauptungen reihen sich in die Serie seiner Falschbehauptungen ein.

Behauptung: Spike-Proteine sind giftig

Malone sagt im Video: "Es wird ein virales Gen injiziert. Dieses Gen zwingt den Körper Ihres Kindes dazu, giftige Spike-Proteine zu bilden. Diese Proteine verursachen oft dauerhafte Schäden an den wichtigen Organen der Kinder."

Paul Offit, Arzt für Infektionskrankheiten und Direktor des Vaccine Education Center am Children's Hospital of Philadelphia, sagte dazu am 22. Dezember in einem Telefonat mit AFP zu dieser Behauptung: "Das ist falsch. Es gibt keine Hinweise darauf, weder bei Versuchstieren noch bei Menschen."

Auch Deborah Greenhouse von der American Academy of Pediatrics schrieb am 22. Dezember in einer E-Mail an AFP: "Es gibt absolut keine Hinweise darauf, dass die als Reaktion auf den Covid-19-Impfstoff gebildeten Spike-Proteine toxisch sind und nennenswerte Schäden verursachen."

Die sogenannten Messenger-Ribonukleinsäure-Impfstoffe (mRNA) liefern dem Körper den Bauplan eines Coronavirus-Spike-Proteins. Der Körper baut dieses nach, das Immunsystem erkennt es und reagiert darauf. Dabei lernt das Immunsystem, sich auch gegen das echte Virus zu wehren. Die Impfstoffe von Pfizer-Biontech oder Moderna nutzen dieses Verfahren. Das folgende Video von AFP erklärt genauer, wie die mRNA-Impfstoffe funktionieren.

Alexandra Yonts, Ärztin für pädiatrische Infektionskrankheiten am Children's National Hospital in Washington DC erklärte am 22. Dezember im Gespräch mit AFP: "Es gibt keine Hinweise darauf, dass die von den Covid-19-mRNA-Impfstoffen produzierten Spike-Proteine in irgendeiner Weise toxisch sind." Millionen von Menschen auf der ganzen Welt seien bereits mit den mRNA-Impfstoffen geimpft worden und die strengen Sicherheitsüberwachungen und Datenerhebungen "zeigen keine Anzeichen von Toxizität in großem Umfang", erklärte sie.

Eine ähnliche Behauptung über die angebliche Gefahr von Spike-Proteinen hat AFP bereits im Juni überprüft. Demnach könnte lediglich eine sehr große Menge an Spike-Proteinen, wie sie durch die Impfung gar nicht erreicht wird, eine giftige Wirkung entfalten.

Dies bestätigte auch Peter Murray, Forschungsgruppenleiter für Immunregulation am Max-Planck-Institut in Deutschland gegenüber AFP am 2. Juni in einer E-Mail. Er ergänzte, dass körperfremde Stoffe immer aus dem Körper entfernt würden. Ausnahme seien etwa von klein auf tolerierte Nahrung, Darmbakterien oder Kleidung am Körper. Das Spike-Protein gehöre aber nicht zu diesen Ausnahmen. "Das bedeutet, dass es, egal was passiert, eingefangen und entfernt wird", erklärte Murray.

Behauptung: Spike-Protein schädigt Kinder

Malone führt die angeblichen Schäden im Körper geimpfter Kinder weiter aus. Er behauptet, dass die Spike-Proteine oft irreparable Schäden im "Gehirn und Nervensystem von Kindern, ihrem Herz und ihren Blutgefäßen, einschließlich Blutgerinnseln, ihrem Fortpflanzungssystem" verursachten und angeblich grundlegende Veränderungen in ihrem Immunsystem auslösten.

Es ist richtig, dass Impfstoffe Veränderungen im Immunsystem auslösen, erklärte die Ärztin Yonts und fügte hinzu: "Das ist buchstäblich das Ziel von Impfungen."

Ein unumkehrbares "genetisch zurückgesetztes Immunsystem", wie Malone es sehr vage beschreibt, bedeutet das aber nicht. Behauptungen über angebliche Immunsystemschäden hat AFP bereits hier, hier und hier überprüft. AFP prüfte die zugrunde liegenden Behauptungen, mRNA-Impfstoffe könnten Gene der Geimpften verändern (hier, hier und hier). Die Impfstoffe unterdrücken weder das erworbene Immunsystem, noch verändern sie Gene oder die DNA der Geimpften.

Das stellte auch das französische Forschungsinstitut Inserm in einem Dokument über mRNA im Dezember 2020 fest: "Da dieses Molekül direkt an die Ribosomen (Moleküle, die durch die Entschlüsselung der Boten-RNA zur Herstellung von Proteinen dienen, Anm. d. Red.) gerichtet ist, ohne den Zellkern zu passieren, kann es in keinem Fall mit unserem Genom interagieren oder zu dessen Veränderung führen", schrieb das Inserm.

Auch den anderen von Malone behaupteten Schäden widersprechen Expertinnen und Experten. Kinderärztin Greenhouse schrieb noch einmal explizit in Bezug auf Kinder: "Es gibt absolut keine Hinweise darauf, dass die Spike-Proteine dauerhafte Schäden an den lebenswichtigen Organen von Kindern verursachen können."

Verschiedene Behörden überwachen außerdem mögliche Nebenwirkungen der Corona-Impfungen. Die US-amerikanischen CDC berichteten von seltenen schwerwiegenden Nebenwirkungen nach der mRNA-Impfung. Zwei davon waren Myokarditis oder Perikarditis, also eine Entzündung des Herzmuskels oder des Herzbeutels, die vor allem bei jüngeren Männern auftraten. Yonts und Offit erklärten jedoch, dass die Fälle von Myokarditis vorübergehend waren. Malone hatte die Schäden als dauerhaft beschrieben.

Offit, der Arzt für Infektionskrankheiten ist, sagte: "Myokarditis ist eindeutig eine Folge des mRNA-Impfstoffs. Sie ist selten, aber sie ist real." Aber der Zustand ist "kurzfristig, vorübergehend und löst sich von selbst auf".

Sowohl Offit als auch Yonts wiesen darauf hin, dass die Daten zeigten, dass die seltenen Fälle von Myokarditis keine direkte Folge der Spike-Proteine seien, wie Malone behauptet. Laut Yonts hängt das wahrscheinlich mit dem angeborenen Immunsystem zusammen und nicht mit den Spike-Proteinen.

Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) berichtet in seinem bislang aktuellsten Sicherheitsbericht über Nebenwirkungen in Deutschland bis zum 30. November 2021. In dem Bericht weist das PEI immer wieder darauf hin, dass in den allermeisten Fällen ursächliche Zusammenhänge zur Impfung nicht belegt sind. Es beschreibt ebenfalls sehr seltene Nebenwirkungen wie Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen sowie allergische Reaktionen auf die Impfstoffe. Dort heißt es auch, dass die meisten betroffenen Patientinnen und Patienten "gut auf Behandlung und Ruhe ansprechen und sich schnell besser fühlen".

Bei fünf Kindern kam es laut einem früheren PEI-Bericht nach Multiorganversagen, Lungenblutungen und Blutgerinnseln zum Tod. Ein Zusammenhang zur Impfung sei in keinem der Fälle bewiesen oder beurteilbar gewesen, schreibt das PEI.

Behauptung: Kinder sind keine Ansteckungsgefahr für Ihre Eltern und Großeltern

Malone behauptet in dem Video außerdem: "Der Grund, den man Ihnen gibt, um Ihr Kind zu impfen, ist eine Lüge. Ihre Kinder stellen keine Gefahr für ihre Eltern oder Großeltern dar."

Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) kommt dagegen in einem Corona-Q&A zur Bewertung, dass Kinder das Virus sehr wohl an andere Kinder und Erwachsene weitergeben können.

Auch die CDC in den USA kommen in einem wissenschaftlichen Brief zu dem Schluss, dass "Kinder und Jugendliche eine Sars-Cov-2-Infektion auf andere übertragen können". Ausbrüche unter Jugendlichen, die an Ferienlagern, Sportveranstaltungen und Schulen teilnahmen, hätten gezeigt, dass Jugendliche Sars-CoV-2 auf andere übertragen hätten.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erklärt auf einer Informationsseite für Kindergesundheit: "Auch Kinder können sich mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 anstecken und es verbreiten."

Es besteht also die Möglichkeit, sich bei infizierten Kindern anzustecken. Wie hoch diese Gefahr allerdings genau ist, ist laut RKI noch nicht eindeutig geklärt, Teile der Studien hält es für methodisch fraglich. Das RKI führt aus, dass die Infektiosität bei Kindern erst selten untersucht worden und deshalb schwer zu bewerten sei. Es gibt laut RKI Hinweise darauf, dass Kinder eine niedrigere Viruslast aufweisen, welche ein Faktor für die Verbreitung ist.

Behauptung: Keine Vorteile für geimpfte Kinder und Erwachsene

Zusammenfassend sagt Malone am Ende des Videos, die Impfung habe wegen der geringen Gefährlichkeit des Virus im Vergleich zu den vermeintlich hohen Gesundheitsrisiken für Kinder und ihre Familien keinen Nutzen. "Die Risiko-Nutzen-Analyse ist nicht einmal annähernd ausgewogen bezüglich dieses Impfstoffes für Kinder", sagt er.

Alle Expertinnen und Experten, mit denen AFP zu dieser Behauptung sprach, wiesen nachdrücklich darauf hin, dass die mRNA-Impfung Vorteile bringe.

Greenhouse von der American Academy of Pediatrics schrieb: "Das Nutzen-Risiko-Verhältnis auf der Grundlage der bisher vorliegenden Daten spricht eindeutig für eine Impfung von Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Der Impfstoff hat sich für Kinder ab fünf Jahren als sicher und wirksam erwiesen." Sie erklärte, dass inzwischen in den USA mehr als tausend Kinder an Corona verstorben und Zehntausende ins Krankenhaus eingeliefert worden seien. CDC-Daten zeigen etwa 800 Covid-Tote in den USA unter 18 Jahren bis zum 29. Dezember 2021.

Yonts vom Children's National Hospital in Washington DC betonte ebenfalls, dass "die Impfung von Kindern gegen Covid-19 absolut vorteilhaft" sei. Zwar blieben die meisten Kinder von den schlimmsten Symptomen verschont, aber Corona treffe auch Kinder und es gebe auch Todesfälle.

Offit vom Children's Hospital of Philadelphia erklärte, dass Anfang Dezember 18 Kinder wegen Corona in sein Krankenhaus eingeliefert worden seien – und "eine Handvoll kam auf die Intensivstation". Allen Kindern gemein war, dass sie und ihre unmittelbaren Familienangehörigen nicht geimpft gewesen seien, obwohl alle bis auf eines, das unter fünf Jahre alt war, hätten geimpft werden können.

Vincent Maréchal, Forscher im Bereich Virologie an der Universität Paris Sorbonne, erklärte in einem Telefonat mit AFP am 7. Dezember: "Aus individueller Sicht weiß man, dass es Kinder gibt, die für schwere Formen sehr anfällig sind, insbesondere wenn ihr Immunsystem geschwächt ist oder chronische Krankheiten zugrunde liegen. Es gibt heute Umstände, unter denen es offensichtlich ist, dass Kinder geimpft werden müssen, etwa wenn sie Gefahr laufen, schwere Formen zu entwickeln." Welche Krankheiten das Risiko für schwere Krankheitsverläufe bei Kindern erhöhen, listet das RKI hier auf.

Impfungen können Kinder vor schweren Krankheitsverläufen schützen, erklärt auch das RKI. Die Wirksamkeit des Pfizer-Biontech-Impfstoffs Comirnaty gegen schwere Verläufe und Erkrankungen liege in klinischen Studien in der Altersgruppe der Zwölf- bis 15-Jährigen bei bis zu hundert Prozent. Auch Erwachsenen bieten mRNA-Impfungen einen wirksamen Schutz gegen Infektionen und schwere Verläufe. Wie hoch dieser jeweils ist, erklärt dieser AFP Faktencheck ausführlich.

Behauptung: mRNA-Impfstoffe wurden nicht ausreichend getestet

Malone behauptet außerdem, dass die mRNA-Impfstoffe nicht ausreichend getestet wurden und oft Jahre nötig seien, um die möglichen Risiken und Schäden zu verstehen. Dabei ist das Gegenteil richtig: Um eine Zulassung zu erhalten, müssen laut PEI Impfstoffentwickler mehrere Testphasen zur Unbedenklichkeit und Wirksamkeit erfolgreich durchlaufen. Zudem muss sein Nutzen gegenüber den Risiken deutlich überwiegen. Das gilt für alle zugelassenen Corona-Impfstoffe.

Die Phase 3-Studie der mRNA-Impfung von Pfizer-Biontech lieferte genug belastbare Daten, um den Impfstoff auf den Markt bringen zu dürfen. Bei 43.448 Injektionen waren laut Studie schwerwiegende unerwünschte Ereignisse gering und in der Impfstoff- und Placebo-Gruppe ähnlich verteilt. Die tatsächlich mit mRNA-Impfstoffen Geimpften berichteten lediglich von kurzzeitigen, leichten bis mäßigen Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen.

Nach der mRNA-Impfung von Pfizer-Biontech habe es zwar laut einem zusammenfassenden Dokument der britischen Aufsichtsbehörde vom 24. Dezember 2021 Reaktionen an der Injektionsstelle, den Lymphknoten, im Knochenmark und in der Milz gegeben. Diese hingen aber mit der Immunantwort oder Entzündung an den Injektionsstellen zusammen und seien "typisch für die Verabreichung" solcher Impfstoffe. Auch die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA kommt zum Schluss, dass die Impfstoffe nicht giftig sind.

Das deutsche PEI beobachtet nun seit etwa einem Jahr die Verdachtsfallmeldungen zu möglichen Nebenwirkungen von Corona-Impfungen in Deutschland. Im aktuellen Sicherheitsbericht stellte es bis zum 30. November 2021 lediglich 0,2 Verdachtsmeldungen über schwerwiegende Reaktionen pro 1000 Impfdosen fest. Diese Zahl bezieht sich auf alle Impfstoffe bei 135,3 Millionen in Deutschland verimpften Impfdosen bis zum gleichen Zeitpunkt. Eine Verdachtsmeldung bedeutet allerdings noch keine automatische Bestätigung über einen ursächlichen Zusammenhang.

Im gleichen Bericht heißt es: "Impfungen mit wirksamen und verträglichen Covid-19-Impfstoffen sind eine effektive Maßnahme, die Corona-Pandemie einzudämmen und sich selbst vor Covid-19 zu schützen." Sowohl das PEI als auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) kommen bei der Bewertung der Verdachtsfälle zum Schluss, dass der Nutzen der Covid-Impfungen die Risiken überwiege.

Behauptung: Fünf Jahre Beobachtung nötig, um mRNA-Risiken bewerten zu können und schädlichen Auswirkungen treten "oft erst Jahre später" auf

Malone behauptet im Video über die "neuartige" mRNA-Impfung, sie sei noch nicht ausreichend getestet. Um deren Risiken dieser Technologie wirklich verstehen zu können, seien "mindestens fünf Jahre an Tests und Forschung" nötig. Schäden und Risiken von neuen Medikamenten würden nämlich oft erst viele Jahre später bekannt.

Die zugrunde liegende Technologie gibt es laut der französischen Académie Nationale de Médecine schon Jahrzehnte. Die medizinische Akademie erinnert in einem Schreiben daran, dass "Wissenschaftler und Industrie seit über dreißig Jahren die Technologie der Boten-RNA entwickelt und verbessert haben, die sich bei der Impfung gegen Sars-CoV-2 als sehr wirksam erwiesen hat".

Diese bereits vorhandenen Erkenntnisse beschleunigten die Herstellung der Covid-Impfstoffe auf Grundlage dieser Technologie. Die Impfstoffe wurden dann tatsächlich in Rekordzeit zugelassen, was vor allem ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren ermöglichte. Bei diesem durchlaufen die zu prüfenden Impfstoffe viele sonst nacheinander stattfindende Phasen gleichzeitig. Die Daten müssten dabei trotzdem eine "ausreichende Evidenz liefern" und "belastbar" sein, heißt es auf der Seite des PEI, das in Deutschland für die Prüfung von Arzneimitteln zuständig ist. Die Zeit werde zwar verkürzt, das Sicherheitsniveau bliebe aber genauso hoch wie bei einer üblichen Zulassung.

Der folgende Screenshot von der Website der EMA zeigt, wie sich das Entwicklungsverfahren beschleunigte.

Image
EMA-Screenshot: 03.01.2021

Dass sich bei bereits Geimpften noch später weitere Nebenwirkungen zeigen könnten, ist laut dem Impfstoffforscher Torben Schiffner von der Universität Leipzig unwahrscheinlich. Für einen AFP-Faktencheck erklärte er am 16. Juni in einer E-Mail: "Nach einer Impfung erreicht die Immunantwort ihren Höhepunkt nach circa zwei Wochen, sie nimmt anschließend wieder ab. Wenn es in seltenen Fällen nach einer Impfung zu Komplikationen kommt, treten diese daher fast immer während der ersten zwei Monate auf."

Laut dem österreichischen Molekularbiologen und Autoren populärwissenschaftlicher Bücher, Martin Moder, reiche es, eine außergewöhnlich große Versuchsgruppe über zwei Monate zu beobachten, um mögliche Langzeitschäden der Impfungen abschätzen zu können. In einem Video für die österreichische Akademie der Wissenschaften erklärt Moder dies genauer. Schiffner bestätigte Moders Erklärungen im folgenden Video.

Fazit: Robert Malone verbreitet in seinem Video verschiedene Behauptungen, die nachweislich falsch oder unbelegt sind. Es ist falsch, dass die Spike-Proteine im Körper zu zahlreichen schwerwiegenden und irreparablen Schäden führten. Schwere Impfnebenwirkungen sind äußerst selten. Der Nutzen der Impfung überwiegt diese möglichen Nebenwirkungen. Die mRNA-Impfungen wurden zwar schneller zugelassen als üblich, Qualitätseinbußen gab es dabei laut den Behörden aber nicht. Mehrere Behörden und Expertinnen und Experten widersprechen zudem Malones Behauptung, dass Kinder keine Ansteckungsgefahr für Erwachsene darstellten.

28. März 2022 fehlerhaften Screenshot der Behauptung ausgetauscht

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns