
Dieser italienische Fernsehsender verwendete keine Filmszene in seiner Ukraine-Berichterstattung
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- Veröffentlicht am 18. März 2022 um 18:43
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: AFP USA, Manon JACOB,
- Übersetzung: Eva WACKENREUTHER
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Auf dem geteilten Bild sind zwei übereinstimmende Aufnahmen nebeneinander gestellt. Zuerst ist die Aufnahme mit dem Logo eines italienischen Fernsehsenders beschrieben und zeigt dort angeblich die Flucht von Menschen aus Kiew. Im zweiten Bild ist die Szene nochmals als Szene aus dem Film "Deep Impact" gekennzeichnet.
User verbreiteten im März 2022 das Bild auf Facebook (hier, hier, hier), Zehntausende sahen es auf Telegram. Nutzerinnen und Nutzer auf der ganzen Welt teilten die Behauptung, darunter auf Englisch, Italienisch, Französisch, Niederländisch und Portugiesisch.
Die Behauptung: Für seine Berichterstattung über die Ukraine soll der italienische Fernsehsender TGCOM24 nicht nur echtes Material verwendet, sondern auch auf Aufnahmen aus einem Film zurückgegriffen haben. "Verarschung pur von den Medien", schreibt eine Nutzerin dazu, eine andere kommentiert: "Schamlose Propaganda, die Lüge als tragender Bestandteil."

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar befinden sich fast 3,3 Millionen Menschen aus der Ukraine auf der Flucht. In sozialen Netzwerken verbreitet sich seither eine Vielzahl falscher oder irreführender Behauptungen zum Krieg in der Ukraine. AFP widerlegte etwa bereits diese Videos angeblich inszenierterKriegsopfer, einen angeblich gefälschten Krankenhausbesuch des ukrainischen Präsidenten oder die Behauptung, die Grenzen der Ukraine seien international nicht anerkannt. AFP sammelt Faktenchecks im Kontext des Kriegs in der Ukraine hier.

Eine Rückwärtssuche nach dem verwendeten Bild aus den Beiträgen bestätigte, dass die Aufnahme aus dem US-amerikanischen Film "Deep Impact" aus dem Jahr 1998 stammt. Der Katastrophenfilm handelt von der Bedrohung der Erde durch einen Kometen. Das geteilte Bild zeigt eine Szene, in der Menschen vor einem kommenden Tsunami fliehen.
AFP suchte anhand mehrerer Stichworte und Rückwärtssuchen auf YouTube, Google, Facebook und dem Social-Media-Werkzeug CrowdTangle nach Belegen zur Verwendung des Materials durch den italienischen Sender TGCOM24, fand aber keine Hinweise darauf. Die früheste Version der Behauptung scheint ein Facebook-Post vom 28. Februar 2022 von einem italienischen Nutzer zu sein.
AFP hat beim Sender nach den angeblich falsch verwendeten Bildern nachgefragt. Stefano Longhini ist für Rechtsangelegenheiten bei RTI S.p.a. verantwortlich, das wie TGCOM24 ebenfalls zur MFE-Gruppe (ehemals Mediaset-Gruppe) gehört. Er erklärte am 11. März gegenüber AFP: "RTI ist nicht an der gefälschten Bearbeitung von Bildern beteiligt, vor der Sie warnen."
Longhini wies außerdem auf einen Unterschied im verwendeten Logo hin. Im verbreiteten Bild fehlt über dem Logo von TGCOM24 der Schriftzug "Mediaset" über dem Namen des Fernsehsenders, der sonst in Berichten von TGCOM24 zu sehen ist (hier, hier, hier). "Zweifellos wurde unser Logo von anderen zu unserem Nachteil angebracht, und das Bild ist eindeutig eine Fälschung", erklärte Longhini.


Fazit: Ein italienischer Fernsehsender hat keine Szenen aus dem US-Katastrophenfilm "Deep Impact" verwendet, um über aus der Ukraine flüchtende Menschen zu berichten. Die Aufnahme stammt tatsächlich aus dem Film, ein Sprecher dementierte gegenüber AFP allerdings, dass das Bild dort auf Sendung war. AFP fand keine Hinweise für eine solche falsche Verwendung des Materials. Das Logo des Senders ist in den aktuell verbreiteten Postings außerdem abgeschnitten.