Der CEO von Pfizer spricht hier nicht davon, die Weltbevölkerung halbieren zu wollen

Hunderte Nutzerinnen und Nutzer haben Ende Mai ein Video in sozialen Netzwerken geteilt, das dem Geschäftsführer des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Pfizer, Albert Bourla, ein falsches Zitat in den Mund legt. Angeblich habe Bourla bei einer Veranstaltung im Rahmen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos gesagt, sein Unternehmen plane, die Weltbevölkerung bis 2023 um die Hälfte zu verringern. Das Video ist irreführend geschnitten. Tatsächlich sagte Bourla, Pfizers Ziel sei es, die Zahl der Menschen, die sich die Medikamente des Unternehmens nicht leisten können, um 50 Prozent zu reduzieren.

Hunderte Facebook-User haben Ende Mai ein Video geteilt (hier, hier), das den CEO des US-amerikanischen Pharmaunternehmens Pfizer, Albert Bourla, während einer Gesprächsrunde beim Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos zeigt. Laut dem Video soll Bourla während der Veranstaltung gesagt haben, sein Unternehmen wolle die Weltbevölkerung bis 2023 halbieren.

Die Behauptung wurde auch auf Griechisch, Französisch und Englisch geteilt. Das Video verbreitete sich zudem auf Twitter, Instagram und Telegram. In mehreren Telegram-Kanälen tauchten später jedoch Richtigstellungen auf, die das Video als Fälschung bezeichneten.

Die Behauptung: Bourla sagt in dem Clip auf Englisch, es sei ein Traum von ihm und seinem Führungsteam gewesen, "bis 2023 die Zahl der Menschen um 50 Prozent zu reduzieren". Sein Gesprächspartner, der in dem Ausschnitt nicht deutlich zu erkennen ist, sagt daraufhin: "Es ist ein wirklich zielorientiertes Unternehmen." Im Postingtext heißt es: "Aufwachen...Pfizer-CEO: 'Bis 2023 werden wir die Weltbevölkerung um 50 % reduzieren....Schwab: 'Sie sind ein zweckorientiertes Unternehmen'".

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Facebook-Screenshot der Behauptung: 01.06.2022

Sowohl der Pharmakonzern Pfizer, der unter anderem einen Corona-Impfstoffe produziert, als auch das Weltwirtschaftsforum in Davos und dessen Gründer Klaus Schwab werden immer wieder zum Ziel von Desinformationen und Falschmeldungen in sozialen Netzwerken. AFP prüfte in der Vergangenheit zahlreiche Behauptungen zum Corona-Impfstoff von Pfizer (hier, hier) und zu Schwab (hier, hier, hier).

Manipuliertes Video verzerrt Aussage des Pfizer-Chefs

Das 38 Sekunden lange Video zeigt Pfizer-CEO Albert Bourla auf einem Podium. Im Hintergrund ist das Logo des Weltwirtschaftsforumszu erkennen. Bourla spricht darin über die Ziele seines Unternehmens, die er gemeinsam mit seinem Team zu Beginn des Jahres 2019 festgelegt habe.

Angeblich sagte er dort: "Ich denke, dass dies wirklich die Erfüllung eines Traums ist, den wir zusammen mit meinem Führungsteam hatten, als wir '19 anfingen. In der ersten Woche im Januar '19 trafen wir uns in Kalifornien, um die Ziele für die nächsten fünf Jahre festzulegen. Und eines davon war, bis 2023 die Zahl der Menschen auf der Welt um 50 Prozent zu reduzieren. Ich denke, heute wird dieser Traum wird Wirklichkeit." Auch in den eingeblendeten deutschen Untertiteln wird Bourla so wiedergegeben

Der aktuell geteilte Videoclip stammt von einer Podiumsdiskussion im Rahmen des diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos, bei der der Pfizer-CEO mit dem Gründer und Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, spricht. Ein Video der Veranstaltung am 25. Mai 2022 findet sich auf der Website des Weltwirtschaftsforums und auf dessen offiziellem YouTube-Kanal. Die Originalaufnahme belegt, dass der aktuell geteilte Clip manipuliert wurde.

In der rund 33-minütigen Aufnahme des gesamten Gesprächs ist zu sehen, wie Schwab Bourla bittet, dem Publikum mehr über eine Ankündigung zu erzählen, die er zuvor am selben Tag gemacht hatte. Bourla spricht darüber, dass Pfizer seine Medikamente den ärmsten Ländern der Welt zum Selbstkostenpreis angeboten habe. AFP berichtete über diese Ankündigung hier.

In seiner Antwort an Schwab sagt Bourla ab Minute 2:32: "Ich denke, dass dies wirklich die Erfüllung eines Traums ist, den wir zusammen mit meinem Führungsteam hatten, als wir '19 anfingen. In der ersten Woche im Januar '19 trafen wir uns in Kalifornien, um die Ziele für die nächsten fünf Jahre festzulegen. Und eines davon war, bis 2023 die Zahl der Menschen auf der Welt, die sich unsere Medikamente nicht leisten können, um 50 Prozent zu reduzieren. Ich denke, heute wird dieser Traum wird Wirklichkeit." Der von AFP kursiv hervorgehobene Satzteil wurde in dem manipulierten Video herausgeschnitten.

Pfizer-Medikamente für die ärmsten Länder der Welt

Bourlas Aussage bezog sich dabei auf die Pläne von Pfizer, seine patentierten Arzneimittel auf gemeinnütziger Basis an arme Länder zu verkaufen. Ruanda, Ghana, Malawi, Senegal und Uganda gehören zu den ersten Ländern, die von dieser Initiative profitieren sollen.

Bei Minute 3:29 des YouTube-Videos sagt Bourla: "Wir beziehen dabei alle Forschungskosten, die für die Erfindung der Medikamente nötig waren, alle juristischen [Kosten], die für den Abschluss der Verträge nötig waren oder alle Verwaltungskosten, alles, was manchmal hinzukommt...in diesem Fall nicht mit ein. Es werden bloß die Kosten für die Herstellung und den Versand sein." Pfizer und andere Hersteller von Corona-Impfstoffen wurden in der Vergangenheit dafür kritisiert, dass sie die für die Impfstoffherstellung benötigten Patente nicht freigeben.

Verschwörungstheorien über das Weltwirtschaftsforum und den "Great Reset"

Das Weltwirtschaftsforum ist eine in der Schweiz ansässige Stiftung, die jährlich ein Forum für Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft im schweizerischen Davos organisiert. AFP widerlegte bereits in der Vergangenheit Falschinformationen auf Deutsch, Englisch und Griechisch, die rund um das Weltwirtschaftsforum und insbesondere um die Initiative namens "The Great Reset" kursieren.

"The Great Reset" (deutsch: "Covid-19: Der große Umbruch") ist der Titel eines Buches, das Schwab und der ehemalige Direktor des Weltwirtschaftsforums, Thierry Malleret, verfasst haben und 2020 veröffentlicht wurde. Es beschreibt eine Initiative des Forums zur Wiederbelebung der Weltwirtschaft in Folge der Covid-19-Pandemie, durch verschiedene politische, wirtschaftliche und soziale Maßnahmen.

Unbelegte Verschwörungserzählungen behaupten, Schwab und die Great Reset-Initiative seien Teil eines von führenden Politikern der Welt inszenierten Plans, die Corona-Pandemie zu nutzen, um ihre eigene Macht zu vergrößern und die Weltbevölkerung zu kontrollieren.

Fazit: Der aktuell geteilte Videoclip ist irreführend geschnitten. Pfizer-CEO Albert Bourla sagte beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos nicht, sein Unternehmen wolle bis 2023 die Weltbevölkerung um die Hälfte reduzieren. Tatsächlich sagte er, Pfizer wolle die Zahl der Menschen, die sich seine Medikamente nicht leisten können, bis 2023 halbieren. Das belegen die Originalaufnahmen der Podiumsdiskussion.

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