Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft zu einem bilateralen Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler am Rande der 61. Münchner Sicherheitskonferenz am 15. Februar 2025 ein (POOL / Sven Hoppe)

Gefälschte Nachrichtenseiten verbreiten Desinformation über Ukraine

Auf einer vermeintlichen Nachrichtenseite wurde fälschlicherweise behauptet, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezahle westliche Journalistinnen und Journalisten, um US-Präsident Donald Trump zu diskreditieren. Dies ist Teil einer Reihe von irreführenden Berichten, die von mit dem Kreml in Verbindung stehenden Medienportalen verbreitet werden. Gemein ist diesen Falschnachrichten, dass sie versuchen, bereits etablierte Medien zu imitieren, um so an Glaubwürdigkeit zu gewinnen.

Laut Fachleuten zielt die Taktik darauf ab, sowohl die Ukraine als auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in klassische Medien zu untergraben. Dies geschieht vor dem Hintergrund verstärkter internationaler Bemühungen, den seit drei Jahren andauernden Krieg Russlands zu beenden.

Diese Entwicklung trägt zu dem zunehmend beunruhigenden Trend bei, etablierten Medien Falschinformationen zuzuschreiben. Zudem veranschaulicht es, wie Nachrichten als Kommunikationsmittel aktiv missbraucht werden, um Desinformation über die Ukraine zu verbreiten.

Anfang März 2025 berichtete Clear Story News fälschlicherweise, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj US-Steuergelder verwenden würde, um Journalistinnen und Journalisten westlicher Medien dafür zu bezahlen, Trump ins Visier zu nehmen. Der Artikel wurde von einem Bild eines angeblichen Schreibens aus dem ukrainischen Präsidialamt an den Vorsitzenden des ukrainischen Parlaments begleitet. Darin soll die Ausarbeitung eines "Plans" zur "Schaffung eines negativen Images" von Trump gefordert worden sein.

Der Brief scheint gefälscht zu sein, da das Siegel und die Unterschrift digital verändert wurden und die Formatierung nicht mit offiziellen Briefen aus dem ukrainischen Präsidialamt übereinstimmte, so NewsGuard unter Berufung auf eine Analyse der Medienverifizierungsplattform InVID. NewsGuard ist ein US-Journalistenprojekt, das sich auf eine Bewertung der Glaubwürdigkeit und Transparenz von Internetseiten spezialisiert hat.

NewsGuard bezeichnete Clear Story News als eine russische Beeinflussungsseite, die mit John Mark Dougan in Verbindung steht, einem US-Sheriff, der zum Kreml-Propagandisten wurde. Der Artikel und der angebliche Brief wurden eine Woche später auf USATimes.news veröffentlicht, einer weiteren offenbar von Russland unterstützten Website.

Die Glaubwürdigkeit etablierter Medien ausnutzen

Die gefälschten Websites versuchen, falsche Informationen glaubwürdiger und überzeugender erscheinen zu lassen, indem sie das Vertrauen der Öffentlichkeit in legitime Medien ausnutzen. "Diese Websites sind oft so gestaltet, dass sie den Ton, das Layout und das Branding traditioneller lokaler Medien imitieren, um falsche Narrative durch scheinbar vertrauenswürdige, unabhängige Quellen zu verbreiten", sagte McKenzie Sadeghi, Analystin bei NewsGuard, gegenüber AFP. "Es geht weniger darum, die Medien direkt anzugreifen, sondern vielmehr darum, sich ihre Glaubwürdigkeit zunutze zu machen, um ein Publikum zu erreichen, das staatlichen Propagandaquellen sonst skeptisch gegenüberstehen würde."

NewsGuard hat 1265 Websites identifiziert, die wie neutrale Nachrichtenquellen wirken, tatsächlich aber von Interessenvertretungen oder Regierungen – darunter die russische und iranische – unterstützt werden oder mit ihnen in Verbindung stehen.

Im Februar 2025 widerlegte AFP die falsche Behauptung, Selenskyj habe Adolf Hitlers ehemaliges Refugium, das Kehlsteinhaus – auch bekannt als "Adlerhorst" – im deutschen Bundesland Bayern, gekauft. Die Behauptung wurde von aktuell-nachricht.de geteilt, einer deutschsprachigen Website, die vorgibt, ein Medienunternehmen zu sein. Die Meldung enthielt weder ein Veröffentlichungsdatum noch die Nennung einer Autorin oder eines Autors. In der Rubrik "Über uns" wird zwar ein Firmenname und eine Adresse angegeben, AFP konnte jedoch beides nicht ausfindig machen. Die Website steht laut dem deutschen Recherchenetzwerk Correctiv mit einer russischen Desinformationskampagne namens "Storm-1516" in Verbindung.

Westliche Geheimdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und Desinformationsforscherinnen und -forscher brachten das Netzwerk mit Dougan in Verbindung. John Mark Dougan ist ein ehemaliger US-amerikanischer Polizist, der nach Russland floh, während er sich in den USA einer Reihe von Anklagen, darunter Erpressung, konfrontiert sah.

"Neue Normalität" in einem Informationschaos

"Die Ironie ist, dass die hinter diesen Operationen stehenden Kriminellen etablierten Nachrichtenagenturen oft ablehnend und sogar regelrecht feindselig gegenüberstehen, sich aber große Mühe geben, diese zu imitieren", sagte Sadeghi. Der Schwall an Unwahrheiten, der von solchen Seiten verbreitet wird, spiegelt eine neue Normalität im Zeitalter des Informationschaos wider und schürt laut Fachleuten das Misstrauen gegenüber herkömmlichen Medien.

Propagandaseiten haben sich in der Regel auf Heerscharen von Textverfasserinnen und -verfassern verlassen, aber generative KI-Tools bieten jetzt eine deutlich billigere und schnellere Möglichkeit, Inhalte zu fabrizieren, die oft nur schwer von authentischen Informationen zu unterscheiden sind.

Zu diesem Trend kommt die zunehmende Taktik hinzu, falsche Informationen legitimen Medienorganisationen zuzuschreiben. Dazu gehört ein Video, das als Bericht des "Wall Street Journal" getarnt ist und die falsche Behauptung verbreitet, der US-Vizepräsident JD Vance habe einem hochrangigen ukrainischen Beamten eine Abfuhr erteilt. Ein weiteres Beispiel war ein gefälschtes Cover des Magazins "The Economist", das vor einer "Apokalypse" und dem Dritten Weltkrieg wegen der militärischen Unterstützung der USA für die Ukraine warnte.

"Desinformationsakteurinnen und -akteure ahmen bewusst die Namen, Logos und Formatierungen vertrauenswürdiger Nachrichtenorganisationen nach – auch durch den Einsatz von KI – um ihre falschen Behauptungen als legitim erscheinen zu lassen", warnte ein separater NewsGuard-Bericht. "Sie nutzen die Glaubwürdigkeit dieser Organisationen aus und wollen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich das falsche Narrativ verbreitet und durchsetzt, obwohl dieses jeglicher Grundlage entbehrt."

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