Nein, RKI-Präsident Lothar Wieler hat das Corona-Virus nicht infrage gestellt
Seit Ende November verbreiten Facebook-Nutzerinnen und Nutzer ein Zitat, wonach Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), selbst die Existenz des Corona-Virus infrage stellt. Das Zitat ist aus dem Kontext gerissen, Wieler stellt in dem Ausschnitt nicht die Existenz des Corona-Virus infrage.
In einem von knapp 1800 Facebook-Userinnen und Usern geteilten Beitrag ist ein Bild von RKI-Präsident Lothar Wieler zu sehen. Dazu steht der Text: "Lothar Wieler vom RKI: Wir haben viel gelernt .. ‘unabhängig davon ob es das Virus gibt, oder nicht’ Diese Aussage muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen!" Von dieser vermeintlichen Aussage gibt seit Ende November unzählige Versionen, die teils ebenfalls hunderte User geteilt haben (hier oder hier). Auch Videoaufnahmen des Ausschnitts teilten bisher knapp hundert Personen auf Facebook alleine hier. Die Aufnahme wird dort so beschrieben: "Lothar Wieler (RKI) ist sich nicht sicher, ob es das Virus überhaupt gibt. (…) Das ist kein ‘Versprecher’, sondern er sagt damit dezidiert, dass das Virus vermutlich gar nicht existiert, zumindest aber infrage steht." In Corona-skeptischen Telegram-Kanälen, die Zehntausende Menschen abonniert haben, wird die Behauptung ebenfalls geteilt, etwa hier oder hier.
Das vermeintliche Zitat reiht sich in eine Reihe von Falschmeldungen ein, wonach die Corona-Pandemie nur vorgetäuscht sei, um unterdrückende Maßnahmen gegen die Bevölkerung durchzusetzen. AFP hat bereits in der Vergangenheit solche Behauptungen widerlegt: etwa hier über die angeblich vom Bundestag 2012 geplante Pandemie, oder hier ein Corona-Patent der Rothschilds aus dem Jahr 2015.

Das Foto aus dem geteilten Beitrag stammt aus der Fernsehsendung "phoenix persönlich". Dort hatte Wieler Mitte Oktober im Gespräch mit Moderator Alfred Schier auf die Frage, ob er noch für Jahre mit Corona-bedingten Einschränkungen rechnen würde, geantwortet: Impfstoffe würden eine Rückkehr zu normalem Leben erlauben. Dann fügt er an, dass man aus der Corona-Krise auch andere Dinge gelernt habe, beispielsweise über Umweltprobleme. Der vollständige Wortwechsel lief so ab:
Wenn Wieler die Dinge anspricht, die aus der Corona-Krise gelernt werden könnten, bezieht er sich also auf gesellschaftlichen Fortschritt als solchen. Diese Erkenntnisse könnten auch unabhängig vom Corona-Virus in Zukunft wirksam werden, so Wieler im Videoausschnitt. Die Existenz des Corona-Virus stellt er damit nicht infrage. Auch an anderen Stellen im Interview tut er das nicht.