Kein Corona-Fake: Dieses Video zeigt ein echtes Begräbnis in Uganda

Tausende Nutzerinnen und Nutzer haben seit Ende Juni das Video einer Beerdigung auf Facebook geteilt. Es soll beweisen, dass die Zahl der Covid-19-Todesfälle gefälscht sei, weil der Sarg angeblich keinen Körper enthalten habe. Der gezeigte Sarg war allerdings nicht leer, wie die Menge im Video selbst bestätigt. Die Tochter des Verstorbenen bestätigte gegenüber AFP, dass der Körper ihres Vaters hier tatsächlich beerdigt wurde.

Um ein Grab stehen Menschen in weißen Schutzanzügen mit einem Sarg. Rundherum eine aufgebrachte Menschenmenge, die schließlich den Sarg in Beschlag nimmt und ihn öffnet. Diese Szene haben Tausende Menschen auf Facebook geteilt, sie schreiben angesichts der tumultartigen Sargöffnung bei der Beerdigung von "Propaganda-Bildern" und einem Beweis für inszenierte Corona-Tote.

So heißt es in einem Posting: "Eine riesen Beerdigung angeblich noch ein toter der an Corona gestorben sein sollte.... Die Show sollte abschreckend für alle sein damit sie sich ja alle impfen lassen!!" Oder in einem anderen: "Die Menschen glauben den Tod nicht und öffnen den Sarg und NIEMAND liegt drin”. Ein weiterer User behauptet: "Solche Videos und auch andere die mit den vielen Leichen, wo plötzlich die Menschen in den Leichensäcken, Leichensäcke selber aufmachen, und eine Zigarette rauchen hat man schon zu Tausenden gesehen". Auf Telegram sahen ebenfalls Zehntausende die Behauptung.

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Facebook-Screenshot: 01.07.2021

Videos von angeblich rauchenden Corona-Toten gab es tatsächlich. AFP hat in der Vergangenheit allerdings bereits bewiesen, dass es sich dabei um einen Musikvideodreh handelte, der nichts mit Corona zu tun hatte. Auch zu anderen vermeintlich gestellten Bildern von Corona-Toten gibt es AFP-Faktenchecks. In afrikanischen Ländern herrscht ebenfalls zum Teil tiefes Misstrauen gegenüber der Corona-Pandemie, was auch dort falsche und irreführende Behauptungen über Corona hervorgebracht hat (hier, hier, hier). Die Aufnahme des angeblich enttarnten Corona-Begräbnisses gehört in diese Reihe.

Eine umgekehrte Bildsuche nach dem Video mit dem Invid-Tool führte AFP zu Veröffentlichungen in sozialen Medien, die behaupten, dass die Szene in Uganda stattgefunden habe. Das Video teilen afrikanische Social-Media-Accounts außerdem mit der Behauptung, dass Behörden die Leichen für den Organhandel aufbewahren würden (hier), oder dass die ugandische Regierung Covid-19-Todesfälle vortäusche (hier).

Was sagen die Menschen in dem Video?

Das Video, das auf einem Friedhof während einer Beerdigung aufgenommen wurde, zeigt Arbeiter in weißer Schutzausrüstung, die einen Sarg tragen, während Schaulustige sie in dem lokalen ugandischen Dialekt Lukonzo unterbrechen. AFP befragte einen lokalen Journalisten in Uganda, was die Leute im Video sagen. "Sie sollen ihn euch zeigen, lasst sie ihn euch zeigen! Sie sollen euch euren Vater zeigen, ja, sie sollen euch euren Vater zeigen!", schreien die Menschen. Die Helfer in Schutzkleidung kommen dem schließlich nach und öffnen den Sarg.

Das Video hat eine schlechte Qualität, aber es ist bei genauerem Hinsehen erkennbar, dass der Sarg nicht wie behauptet leer ist. Eine lange Gestalt, die mit etwas bedeckt ist, das wie eine Decke aussieht, liegt darin. Mehrere Männer in dem Video entfernen ein Stück des Materials an einem Ende des Sarges und legen es dann wieder zurück. Im Video sagen einige Leute: "Ah, er ist derjenige, er ist der Echte!" und "Er ist derjenige, er ist an Corona gestorben."

Die Tochter des Verstorbenen bestätigte, dass es sich um eine echte Beerdigung handelte

Die weite Verbreitung des Videos mit der falschen Behauptung des leeren Sarges veranlasste die Behörden sowie die Familie, öffentlich zu reagieren und zu erklären, dass sich in dem Sarg tatsächlich die Leiche eines Mannes befand. Die "Nile Post" berichtete am 18. Juni, dass der Vorfall in einem Dorf des Kasese-Distrikts im Westen Ugandas während der Beerdigung des lokalen Beamten Franco Bwambale Kabwangana stattfand. Der Artikel zitiert auch die Tochter des Verstorbenen. Das Video und Erklärungen der Familie und der Behörden wurden hier von der Organisation "Schirm für Journalisten in Kasese" veröffentlicht, die die Behauptung in den sozialen Medien als "Fake News" bezeichnete. Hier berichtete ein afrikanisches Nachrichtenportal ebenfalls über den Vorfall bei der Beerdigung.

Auch Ugandas Gesundheitsministerin Jane Ruth Aceng Ocero (NRM) erklärte auf "NTV Uganda", dass die Beerdigung mit Gesundheitsarbeitern organisiert werden musste. Allerdings zwangen die umstehenden Einheimischen die Arbeiter, den Sarg zu öffnen, um zu beweisen, dass der Körper sich im Inneren des Sargs befindet.

Kabwanganas Tochter Immaculate Masika bestätigte gegenüber AFP, dass sie das Video von der Beerdigung wiedererkannt habe. "Was behauptet wird, dass ein leerer Sarg von der Regierung begraben wurde, ist nicht wahr. Als Familie haben wir seinen Leichnam beerdigt und das Gerede, dass ein leerer Sarg beerdigt wurde, sollte ignoriert werden und die Angelegenheit beendet werden", sagte sie am 25. Juni 2021 gegenüber AFP.

"Zu dem Zeitpunkt, an dem das Video aufgenommen wurde, entwendeten Trauernde den Leichnam dem medizinischen Bestattungsteam und brachten ihn zur Inspektion ins Haus, weil die Leute wissen wollten, ob er wirklich mein Vater war und andere sich beschwert hatten, dass er nicht richtig angezogen war", erklärte sie AFP.

Masika erklärte weiter, ihre Familie sei von einem medizinischen Team informiert worden, dass es keine Besichtigung der Leiche geben könne, weil ihr Vater vor seinem Tod positiv auf Covid-19 getestet worden sei. Betrunkene Dorfbewohner hätten dann während der Zeremonie gestört und verlangt, dass der Sarg gegen den Wunsch der Familie geöffnet werde.

"Ich war dabei, als sie das Beerdigungsteam daran hinderten, den Sarg ins Grab hinabzulassen, den Sarg übernahmen und ihn gewaltsam öffneten, den Leichnam herausnahmen, ihn ins Haus brachten, ihn ordentlich anzogen und wieder in den Sarg legten. Aber diesmal kam die Polizei und vertrieb die Menschenmenge und die Beerdigung wurde fortgesetzt. Wenn der Leichnam meines Vaters tatsächlich nicht im Sarg gewesen wäre, glauben Sie, die aufgebrachten Trauernden hätten dem medizinischen Team erlaubt, zu bleiben und zuzusehen, ohne sie zu lynchen?" Lokale Medien berichteten, dass sich die Familie beim Medizinteam für den Vorfall entschuldigte.

Fazit: Im Video ist in schlechter Qualität erkennbar, dass der Sarg mit etwas gefüllt ist. Die Tochter des Verstorbenen erklärte gegenüber AFP, dass ihr Vater im Sarg war. Die Reaktionen der Umstehenden im Video bestätigten das. Ugandische Medien und Behörden äußerten sich ebenfalls zu dem Vorfall.

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