Diese Aufnahme ist Teil eines Musikvideo-Drehs, keine Corona-Inszenierung
- Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
- Veröffentlicht am 30. März 2021 um 18:00
- Aktualisiert am 30. März 2021 um 18:00
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: Eva WACKENREUTHER, AFP Österreich, AFP Deutschland
Copyright © AFP 2017-2024. Für die kommerzielle Nutzung dieses Inhalts ist ein Abonnement erforderlich. Klicken Sie hier für weitere Informationen.
Auf dem Video ist zu sehen, wie auf der Ladefläche eines Transporters Dutzende Körper in schwarzen Müllbeuteln liegen. Aus einem ragt der Kopf eines Mannes hervor, der entspannt eine Zigarette raucht. Hunderte Nutzerinnen und Nutzer interpretieren diese Aufnahme auf Facebook als Propaganda-Filmmaterial eines "Corona-Shootings" (hier, hier, hier). Sie beschreiben die Szene etwa mit den Worten: "Corona-'Toter' muss vor dem Shooting noch eine rauchen." Auch auf Twitter haben Hunderte die Falschinformation verbreitet (hier). Auch auf Telegram sahen Zehntausende die Behauptung (hier, hier, hier).
Behauptungen, die Corona-Pandemie sei in Wirklichkeit inszeniert, gibt es immer wieder. AFP hat in der Vergangenheit bereits vermeintlich gestellte Bilder von Corona-Todesfällen überprüft und gezeigt, dass eine Aufnahme aus einem Corona-Notfalltraining keine Fake-Produktion war. Auch die Bilder des rauchenden Toten gehören in diese Reihe.
AFP hat die aktuell geteilte Aufnahme auf dem im Video vermerkten TikTok-Account von Vasya Ivanov, in russischer Schreibweise "Вася Иванов", wiedergefunden. Dieser hat es dort Ende März gepostet und beschreibt es auf Russisch als Aufnahme von Dreharbeiten für ein Musikvideo des Rappers Husky. Husky, mit bürgerlichem Namen Dmitri Kusnezow, ist einer der bekanntesten Rapper Russlands. Ivanov beschreibt sich in seinem TikTok- sowie Instagramprofil als Art Director und Designer.
Tatsächlich gibt es ein Musikvideo von Husky, das zu den Aufnahmen vom vermeintlichen Corona-Toten passt. Ivanov hat ein Video mit dem Titel "Husky – Never Ever" am 26. November 2020 auf seinem Vimeo-Account gepostet, Husky selbst stellte es am 26. September 2020 auf seinen Youtube-Kanal. In der dortigen Videobeschreibung taucht Ivanov als Bühnenbildner auf. In seinen Instagram-Highlights verlinkt Ivanov zahlreiche weitere Backstage-Eindrücke vom Videodreh. Auch die Szene des rauchenden Mannes im Leichensack hatte er dort bereits gepostet.
Im Musikvideo steht ein Mann nach einer Schießerei in einer Halle inmitten von Leichen. Im Laufe des Liedes ordnete er die Körper auf verschiedene Arten am Boden auf und schweißt sie schließlich in schwarze Müllsäcke ein. Am Ende des Videos transportiert er sie an einem Seil baumelnd der Reihe nach über die Fassade eines Hochhauses ab, von wo aus sie in das Müllauto fallen, das auch im aktuell geteilten vermeintlichen Corona-Clip zu sehen ist. Mit Corona hat das Lied aber nichts zu tun.
Sowohl in der gerade als Corona-Fake verbreiteten Aufnahme als auch im Musikvideo ist die gekachelte schwarz-weiße Hauswand mit übereinstimmenden Fenstern sowie das Müllauto zu sehen. Im Hintergrund des aktuell geteilten Videos ist außerdem ein ziegelrotes Gebäude erkennbar. Eine Suche auf Google-Maps zeigt, dass es sich dabei um die "Kirche der Ikone der Mutter Gottes, Freude aller Trauernden" in Moskau handelt. Das Gebäude, aus dem im Video die Leichensäcke in das Müllauto fallen, ist das Moscow Regional Research Clinical Institute (MONIKI).
Das stimmt auch mit einem Bericht des privaten russischen Nachrichtensenders REN überein, der im September 2020 über die aufsehenerregenden Dreharbeiten zum Musikvideo berichtete und die vermeintlichen Leichen an der Hauswand des Hochhauses filmte. Nutzerinnen und Nutzer teilten bereits im September 2020 diverse Videos des Drehs mit der Behauptung, dass Corona-Tote in Russland über die Hauswand entsorgt worden waren. AFP hatte diese Falschinformation bereits damals überprüft.
Fazit: Die Szene im aktuell geteilten Video zeigt einen Backstage-Eindruck eines Musikvideos des russischen Rappers Husky. Mit Aufnahmen von inszenierten Corona-Toten hat das Video nichts zu tun.