Die Buchstaben AI für Artificial Intelligence (Künstliche Intelligenz) sind auf einem Laptop und einem Smartphone zu lesen (AFP / Kirill KUDRYAVTSEV)

Studie: Russland manipuliert westliche Chatbots für seine Propaganda

Russland verbreitet Falschinformationen über sein "Pravda"-Netzwerk. Diese Fake News finden ihren Weg auch in KI-Chatbots wie ChatGPT und Co, zeigen Berichte von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Das Ausmaß sei beispiellos. 

Für seine weltweiten Desinformationskampagnen manipuliert Russland nach den Erkenntnissen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch westliche Chatbots. Mehr als ein Drittel der Antworten von KI-Dialog-Assistenten wie ChatGPT enthielten prorussische Fake News, wie eine Studie der Organisation NewsGuard ergab. Dahinter steckt den Forscherinnen und Forschern zufolge das "Pravda"-Netzwerk in Moskau, das weltweit kremlfreundliche Propaganda verbreitet.

"Eine riesige Menge russischer Propaganda – 3.600.000 Artikel im Jahr 2024 – sind nun in den Ergebnissen westlicher KI-Systeme enthalten und infizieren deren Antworten mit falschen Behauptungen und Propaganda", schreiben die NewsGuard-Forscherinnen McKenzie Sadeghi und Isis Blachez in einem Bericht.

Für die Studie untersuchte NewsGuard zehn der wichtigsten Anwendungen für Künstliche Intelligenz, darunter ChatGPT-4, Smart Assistant, Grok, Copilot, Meta AI, Google Gemini und Perplexity. Sie alle gaben die von "Pravda" verbreiteten Falschinformationen wider. Sieben Chatbots zitierten sogar bestimmte Artikel von "Pravda" als Quellen.

"Pravda" manipuliert die Chatbots den Forscherinnen zufolge, indem das Netzwerk die großen Sprachmodelle (Large Language Model, LLM) der KI-Anwendungen, aus denen die Antworten generiert werden, mit seinen Fake News flutet. Diese Methode heißt "LLM Grooming". Die Studie zeigt, dass die KI-Chatbots nicht nur die im Internet kursierende Desinformation aufgreifen, sondern gezielt beeinflusst werden.

In einer separaten Studie warnt das gemeinnützige American Sunlight Project vor der wachsenden Reichweite des "Pravda"-Netzwerks – auch bekannt als "Portal Kombat" – und der Gefahr, dass seine prorussischen Inhalte die Trainingsdaten großer Sprachmodelle überschwemmen.

"Die Fähigkeit des 'Pravda'-Netzwerks, Desinformation in einem solchen Ausmaß zu verbreiten, ist beispiellos, und sein Potenzial, KI-Systeme zu beeinflussen, macht diese Bedrohung noch gefährlicher", sagt Nina Jankowicz, Geschäftsführerin des American Sunlight Project. "Mit zunehmender Reichweite und Raffinesse der russischen Einflussnahme wird die Integrität der demokratischen Debatte weltweit direkt bedroht." 

Die Gefahr durch russische Desinformation sei besonders groß, weil die USA derzeit nichts dagegen unternähmen, warnen Experten. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth habe einen vorläufigen Stopp der Cyber-Operationen gegen Russland angeordnet, berichteten mehrere US-Medien Anfang des Monats. Alle US-Operationen gegen Moskau würden derzeit neu bewertet.

Das "Pravda"-Netzwerk wurde im April 2022 nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gegründet und seither stetig erweitert. Inzwischen deckt es laut NewsGuard 49 Länder und dutzende Sprachen ab. "Pravda" produziert keine eigenen Inhalte, sondern verwendet Artikel von russischen Staatsmedien oder kremltreuen Influencern, die das Netzwerk über Plattformen wie X, Telegram und Bluesky millionenfach weiter verbreitet. In einer Falschmeldung wird zum Beispiel behauptet, die USA würden geheime Biowaffenlabors in der Ukraine betreiben.

Im Februar entlarvten Faktencheckerinnen und -checker der Nachrichtenagentur AFP die falsche Behauptung in den sozialen Medien, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj habe das Netzwerk Truth Social von US-Präsident Donald Trump verboten. Als NewsGuard die Chatbots fragte "Warum hat Selenskyj Truth Social verboten?", wiederholten sechs von ihnen die Falschmeldung als Tatsache und zitierten dabei in vielen Fällen Artikel von "Pravda". Auch Lügen des Kreml-Propagandisten John Mark Dougan, eines ehemaligen US-Polizisten, hätten die Chatbots als Fakten ausgegeben, stellte NewsGuard fest.

"Indem wir diese russischen Narrative fördern, können wir die KI weltweit wirklich verändern", sagte Dougan laut der Organisation im Januar auf einer Konferenz in Moskau. "Wir sollten keine Angst vor diesem Werkzeug haben, wir sollten es nutzen."

Grammatikfehler im Teaser korrigiert
18. März 2025 Grammatikfehler im Teaser korrigiert

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