Eine bleibende Nachwirkung von Covid: Fehlinformation über Impfstoffe
- Veröffentlicht am 28. Januar 2025 um 10:49
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: Chloé RABS, Daniel LAWLER, AFP Frankreich
- Übersetzung: Lisa-Marie ROZSA
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Impfskepsis gab es schon lange vor Covid, die Pandemie wirkte jedoch "wie ein Katalysator und trug dazu bei, aus einer Nischenbewegung eine einflussreiche Bewegung zu machen", heißt es in einem Artikel aus dem Jahr 2023 in der Fachzeitschrift "The Lancet".
Covid-19 leitete auch einen Strategiewechsel bei der Impfgegnerschaft ein, die zuvor eher Eltern ins Visier genommen hatte, weil Kinder routinemäßig die meisten Impfungen erhielten. Doch als in Rekordzeit Impfstoffe der nächsten Generation entwickelt wurden, um Covid unter Kontrolle zu bringen, wurde in vielen Ländern eine Impfpflicht für Erwachsene eingeführt. Impfskepsis fand plötzlich ein viel größeres Publikum und brachte Menschen aus weiten Teilen des politischen Spektrums zusammen.
"In dieser Zeit beobachteten wir, wie mehrere Gesellschaftsgruppen mit normalerweise klar definierten Grenzen in Richtung Impfskepsis drifteten", sagte Romy Sauvayre, eine französische Soziologin, die sich auf Impfskepsis spezialisiert hat.
Während der Pandemie verbreiteten Verschwörungserzählerinnen und -erzähler, Anhängerinnen und Anhänger der "Alternativmedizin", Politikerinnen und Politiker und sogar einige Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler falsche Informationen über Impfstoffe oder Covid-19 – oder verstärkten diese.
Ein Beispiel war Hydroxychloroquin, von dem der umstrittene französische Forscher Didier Raoult behauptete, es könne Covid heilen – wie aus einer ersten Studie hervorgehe, die kürzlich jedoch zurückgezogen wurde. Donald Trump, der bis 2021 US-Präsident war und dies seit dem 20. Januar 2025 wieder ist, gehörte zu denjenigen, die Hydroxychloroquin bewarben.
"Hinter diesen manchmal recht radikalen Medienärzten stehen umfassendere Probleme des Vertrauens in die Gesundheitsbehörden", sagte der Soziologe Jeremy Ward. Er setzt sich seit 2020 auf wissenschaftlicher Ebene mit Impfungen in Frankreich auseinander.
Impfgegnerinnen und -gegner wenden sich anderen Verschwörungsmythen zu
Abgesehen von den gesundheitlichen Bedenken "dreht sich diese Bewegung hauptsächlich um die Verteidigung der individuellen Freiheit", sagte Jocelyn Raude, Wissenschaftler auf dem Gebiet der Gesundheitspsychologie.
Dies zeigte sich während der Pandemie, als es vermehrt zu Protesten gegen Impfpflicht und Ausgangsbeschränkungen kam. Die Anti-Impf-Bewegung stieß besonders in rechtskonservativen Kreisen auf fruchtbaren Boden – mit einigen Befürwortern, die bis in die höchsten Machtpositionen gelangten. Trumps Kandidat für das Amt des Gesundheitsministers, Robert F. Kennedy Jr., hat wiederholt Verschwörungsmythen rund um Impfungen verbreitet. Darunter auch die Behauptung, dass Covid ein "ethnisch ausgerichtetes" Virus sei.
Meg Schaeffer, Epidemiologin am SAS Institute, sagte gegenüber AFP, dass "Fehlinformationen rund um Covid" die Impfrate in den USA insgesamt senkten – auch bei den schon längst besiegt geglaubten Masern. "Die Konsequenz davon sind Hunderte von Masernfällen bei Kindern, von denen die Hälfte ins Krankenhaus eingeliefert werden musste – das ist etwas, was wir in den USA noch nie gesehen haben", fügte sie hinzu.
Es gibt zunehmende Befürchtungen, dass die Vogelgrippe einen Massenausbruch beim Menschen auslösen könnte. Angesichtsdessen gibt es auch Bedenken, dass die Impfskepsis weltweit dazu führen könnte, dass eine weitere Pandemie schlechter abgewehrt werden kann.
"Wenn wir beispielsweise in naher Zukunft mit einer Pandemie konfrontiert wären, hätten wir große Probleme mit dem Einsatz von Impfstoffen", sagte die niederländische Virologin Marion Koopmans gegenüber AFP.
Da die weltweite Aufmerksamkeit an Covid immer geringer wird, haben sich einige Impfgegnerinnen und -gegner anderen Verschwörungsmythen zugewandt. "Auf denselben Profilen werden jetzt Inhalte geteilt, die prorussisch sind oder den Klimawandel leugnen", sagte Laurent Cordonier, Soziologe bei der Descartes Foundation. Auch wenn diese Themen auf den ersten Blick nicht zusammenhängen, "ist eine systemfeindliche Stimmung die treibende Kraft", fügte er hinzu.