Diese Erfindung der Johns-Hopkins-Universität ist nicht für Impfungen gedacht
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- Veröffentlicht am 8. März 2021 um 11:13
- Aktualisiert am 8. März 2021 um 11:20
- 5 Minuten Lesezeit
- Von: Clemence OVEREEM, AFP Netherlands
- Übersetzung: Eva WACKENREUTHER
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Mehrere Hunderte Nutzerinnen und Nutzer haben seit Anfang Februar die Behauptung von der Impfung via PCR-Test verbreitet (hier, hier, hier). "ACHTUNG - Johns Hopkins University bestätigt: Impfverweigerer können mittels PCR-Test geimpft werden!", heißt es. Andere Postings schreiben: "Im PCR Stäbchen sind Teragripper enthalten, winzig kleine Mikrogeräte, so klein wie Staubkörnchen. DH. Impfverweigerer können quasi mit PCR-Test geimpft werden !" Die mRNA-Impfung sei außerdem gar kein richtiger Impfstoff, sondern eine "Gentherapie".
Dazu teilen die Beiträge ein Foto des Wattestäbchens mit den "Theragrippern" oder Links zu Websites (hier, hier, hier) mit der Falschbehauptung, darunter das Online-Portal Epoch Times. In deutscher Sprache griff die Behauptung zuerst die Schweizer Verschwörungswebsite Legitim.ch auf. Auf Telegram sahen sie ebenfalls Zehntausende (hier, hier). AFP hat sich bereits in den Niederlanden damit beschäftigt.

Was hat die Johns-Hopkins-Universität wirklich mitgeteilt?
Die aktuell geteilten Artikel verweisen auf diese echte Mitteilung der Johns-Hopkins-Universität vom 25. November 2020 über Grundlagenforschung an Mikrogeräten namens Theragrippern. Die Artikel verlinken außerdem auf diese Veröffentlichung in der Fachzeitschrift "Science Advances", die von der angesehenen American Association for the Advancement of Science (AAAS) herausgegeben wird.
Die Johns-Hopkins-Universität ist eine der weltweit führenden Forschungsuniversitäten. Auch in der Analyse der Corona-Pandemie hat sie mit ihren detaillierten Aufzeichnungen weltweit einen Ruf gemacht.
In ihrer Mitteilung erklärt die JHU, dass Theragripper winzige, sternförmige Mikrogeräte seien, die in den Magen-Darm-Trakt eingeführt werden können und sich lange genug am Darm festhalten, um Medikamente direkt in den Körper abzugeben. In diesem Zusammenhang kommt auch das Foto des Wattestäbchens mit kleinen schwarzen Flecken vor, das auch die aktuell geteilten Postings verwenden. Es trägt dort die Bildunterschrift: "Ein Theragripper ist etwa so groß wie ein Staubkorn. Dieser Tupfer enthält Dutzende der winzigen Geräte."

Falsche Behauptung über den Zweck des Wattestäbchens
Der Legitim-Artikel stellt zum Foto des Wattestäbchens eine andere, falsche Bildunterschrift: "Gemäss der Johns Hopkins University werden die Theragrippers tatsächlich mit einem Wattestäbchen verabreicht." Der Artikel behauptet außerdem, dass die Technologie "heimliche Impfungen mittels PCR-Test ermöglichen soll".
Das Stäbchen ähnelt denen, die zur Entnahme von Proben von Antigen- und PCR-Tests verwendet werden. Zwischen den Corona-Teststäbchen und dem Wattestäbchen der Johns-Hopkins-Universität gibt es aber keine Verbindung. Die Mitteilung der JHU enthält keinen Hinweis auf PCR-Tests, Covid-19, eine Impfung oder eine angebliche Verabreichung per Wattestäbchen.
Laut Patrick Smith, Sprecher von Johns Hopkins Medicine, dient das Foto lediglich zur Veranschaulichung: "Das Foto der Gripper auf dem Wattestäbchen dient dazu, ihre winzige Größe vor einem weißen, kontrastreichen Hintergrund zu demonstrieren", sagte er AFP per E-Mail am 17. Februar 2021.
AFP hat am 23. Februar außerdem Jan Walter kontaktiert. Walter betreibt Legitim.ch. Andere Beiträge auf der Website beschäftigten sich mit der Frage, ob Joe Biden in Wahrheit ein Roboter-Klon sei und argumentieren, dass Trump Satanisten bekämpfe. Walter antwortete: "Laut dem zitierten Johns Hopkins-Artikel ist es Tatsache, dass 'Medikamente' mit Wattestäbchen oder einem PCR-Test verabreicht werden können. Mein Artikel behauptet nicht, dass dies tatsächlich getan wird." Wie oben bereits beschrieben, erwähnt die JHU die Verabreichung mit einem Wattestäbchen aber gar nicht.
Corona-Impfungen werden nur per Injektion verabreicht
Die irreführenden Artikel scheinen mit den Ängsten von Menschen zu spielen, die gegen Impfungen sind und glauben, dass diese schädlich sind und ihnen im Rahmen eines PCR-Tests ohne ihre Zustimmung verabreicht werden könnten.
Das ist jedoch nicht möglich. Dony Potasse, Sprecherin der niederländischen Arzneimittelbehörde CBG, erklärte AFP am 18. Februar per E-Mail: "Die Behauptung, dass die Impfung (gegen COVID-19) über einen PCR-Test erfolgen könnte, ist nicht korrekt, es sind uns keine Studien oder Daten dazu bekannt", sagte sie. Das Stäbchen, das für den PCR-Test verwendet wird, trage keine Substanz; es werde ausschließlich dafür verwendet, um Proben aus dem Inneren der Nase und des Rachens für die Analyse in einem Labor zu sammeln.
Zum Zeitpunkt des Artikels gibt es in der Europäischen Union drei zugelassene Impfstoffe gegen Covid-19, die alle durch "zwei Injektionen normalerweise in den Muskel des Oberarms" verabreicht werden, beschreibt die Europäische Arzneimittelagentur. Sie stammen von den Unternehmen BioNTech/Pfizer (Comirnaty), AstraZeneca und Moderna.
Andere Impfungen können auch oral, etwa gegen Polio, oder über die Nase, etwas der Fluenz Tetra-Impfstoff gegen Grippe, verabreicht werden.

Der Sprecher der niederländischen Gesundheitsagentur RIVM, Harald Wyghel, bestätigte am 17. Februar telefonisch gegenüber AFP: "In den Niederlanden erfolgt die Impfung gegen COVID-19 ausschließlich per Injektion." In einem Infoblatt des österreichischen Gesundheitsministeriums zu mRNA-Covid-Impfstoffen ist ebenfalls nur von Injektion als Verabreichungsmethode die Rede.
In Deutschland erhielten bis 4. März rund 2,3 Millionen Menschen ihre vollständige Impfung. Die aktuellen Zahlen kann jeder am Dashboard des Gesundheitsministeriums einsehen. In Österreich waren es bis zu diesem Zeitpunkt rund 239.000 Menschen mit vollständigem Impfschutz. Auch diese Daten veröffentlicht das Gesundheitsministerium in einem Dashboard. Dabei kommen dieselben Impfstoffe zum Einsatz wie auch in den Niederlanden.
mRNA-Impfung ist keine "Gentherapie"
Die Postings behaupten außerdem, dass es sich bei mRNA-Impfstoffen, wie jenen von BioNTech/Pfizer und Moderna, um eine „Gentherapie“ handle, also um eine Manipulation der genetischen Information lebender Zellen. Das ist ebenfalls nicht wahr. AFP hat bereits in der Vergangenheit solche Behauptungen widerlegt, dass mRNA-Impfstoffe die menschliche DNA verändern oder Gene manipulieren könne.
Herkömmliche Impfstoffe injizieren kleine Mengen eines abgeschwächten Virus, um den Körper darauf zu trainieren, bestimmte Proteine zu erkennen, sodass er bereit ist, anzugreifen, wenn er auf das echte Virus trifft. mRNA-Impfstoffe liefern hingegen genetische Anweisungen an Zellen, die diese Proteine dann selbst herstellen, wodurch der Körper effektiv zu einer Fabrik für Impfstoffe wird.
Der Impfstoffhersteller Moderna erklärt: "Im Gegensatz zum Gene Editing und der Gentherapie verändert die mRNA-Technologie nicht die genetische Information der Zelle und ist für eine kurze Wirkungsdauer gedacht."
Jeannette Dabanch Peña, Professorin für Infektionskrankheiten an der Universität von Chile, sagte AFP im Dezember 2020 zu mRNA-Impfstoffen: "Sie sind nur darauf ausgelegt, bestimmte Proteine zu bilden, damit unser Körper sie identifizieren und die notwendigen Abwehrkräfte produzieren kann. Das ist es, was ein Virus auf natürliche Weise tut und es manipuliert nicht unsere Gene."
Laut dem US-amerikanischen „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) haben mRNA-Impfstoffe keine Möglichkeit, unsere DNA zu verändern oder mit ihr zu interagieren: "mRNA gelangt niemals in den Zellkern, wo unsere DNA (genetisches Material) gespeichert ist."
Fazit: Die von der Johns-Hopkins-Universität entwickelte Technologie ist nicht für Menschen gedacht und hat nichts mit Impfungen zu tun. Diese wird auch nur mit Nadeln injiziert und nicht über Wattestäbchen verabreicht. Die Johns-Hopkins-Universität hat so ein Verfahren auch nie bestätigt. Die mRNA-Impfstoffe verändern auch nicht die DNA.