Dieser Leserbrief verbreitet irreführende Informationen über die Folgen von Covid-Impfungen
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- Veröffentlicht am 25. Juni 2021 um 14:53
- Aktualisiert am 28. Juni 2021 um 10:14
- 11 Minuten Lesezeit
- Von: Jan RUSSEZKI, AFP Deutschland
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Mehr als 900 Facebook-User haben den Leserbrief seit dem 28. Mai 2021 geteilt (hier, hier, hier). Auch auf Telegram erreichte er mehr als 13.600 User.
Darin werden unter dem Titel "Völlig verantwortungslos" mehrere Behauptungen aufgestellt. Der Autor des Briefs kommt aufbauend auf diesen Behauptungen zum Schluss: Der Schaden von mRNA-Impfungen sei größer als ihr Nutzen. Facebook-User übernehmen diese Behauptungen ganz oder teilweise in ihren Postings. AFP hat sie geprüft.
Wer steckt hinter dem Brief?
Der Leserbrief, der am 28. Mai 2021 in der Lokalausgabe Göppingen der "Neuen Württembergischen Zeitung" erschienen ist, stammt von einem Doktor aus Donzdorf. Dieser hat laut seiner Online-Profile auf Xing und Linkedin allerdings keinen medizinischen Doktortitel, sondern promovierte im Bereich Steuerungs- und Softwaretechnik. Im Leserbrief fehlt diese fachliche Einordnung.
Im Brief sind dazu nur wenige Quellen für die Behauptungen genannt. AFP hat versucht, den Autoren über seine Arbeitsstelle zu erreichen, um ihn nach Belegen zu fragen. Eine Antwort ist bis zur Veröffentlichung dieses Faktenchecks ausgeblieben.
Zulassung und wissenschaftliche Grundlage der Covid-Impfstoffe
Der Autor behauptet, die Impfstoffe hätten in Deutschland nur eine "bedingte Zulassung ohne abgeschlossene klinische Studien". Außerdem gebe es keine Studien zu Langzeitschäden der Impfungen. Das ist irreführend und teilweise falsch.
Es gibt in der EU tatsächlich vier Covid-Impfstoffe, die als "bedingt zugelassen" zur Verfügung stehen: Biontech/Pfizer, Moderna, Astrazeneca und Johnson & Johnson. Diese Impfstoffe haben laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) eine auf ein Jahr befristete Zulassung und müssen bestimmte Auflagen erfüllen. Das PEI schreibt unter anderem: "Vom Zulassungsinhaber wird verlangt, dass er bestimmte Verpflichtungen (laufende oder neue Studien und in einigen Fällen zusätzliche Aktivitäten) in der vorgegebenen Zeit erfüllt, um umfassende Daten vorlegen zu können, die bestätigen, dass die Nutzen-Risiko-Bilanz weiterhin positiv ist." Einzelne Phasen der üblichen Impfstoffentwicklung dürften dabei nicht ausgelassen werden.
Die schnelle Zulassung der Impfstoffe war durch ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren ermöglicht worden, wobei viele sonst nacheinander abgeschlossenen Phasen gleichzeitig durchlaufen werden. Die Daten müssten dabei trotzdem eine "ausreichende Evidenz liefern" und "belastbar" sein, heißt es auf der Seite des PEI. Die Zeit werde zwar verkürzt, das Sicherheitsniveau bleibe aber genauso hoch wie bei einer üblichen Zulassung.
Bevor ein Zulassungsantrag gestellt werden kann, müssen demnach präklinische und klinische Studien abgeschlossen werden, in denen die Impfstoff-Sicherheit und Wirksamkeit bei Tieren und später auch ihre Verträglichkeit bei Menschen geprüft wird.
Tatsächlich gibt es zu allen vier Impfstoffen abgeschlossene klinische Studien. Eine Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags fasste den Forschungsstand am 4. März 2021 hier ausführlich zusammen. Dort sind alle aktuellen Studien des mRNA-Impfstoffs von Biontech/Pfizer mit Verweis auf diese Pfizer-Datenbank zu finden.
Laut Zusammenfassung des Bundestags (Seite 10) befindet sich der Pfizer-Impfstoff aktuell in der Studienphase 3. Für die Zulassung durch die EMA lieferte die Phase 2/3-Studie der mRNA-Impfung von Pfizer nach der Impfung von 21.720 Probanden ausreichend belastbare Daten, um den Impfstoff auf den Markt zu bringen. Demnach gab es nur wenige Fälle von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen, die außerdem zum Teil auch in einer Vergleichsgruppe auftraten, die nur ein Placebo erhalten hatte.
Auch die Phase-1-Daten des mRNA-Impfstoffs von Moderna waren für die EMA belastbar genug, um nach weiteren Studien eine bedingte Zulassung zu erteilen. Auch dieser befindet sich aktuell in Phase 3. Auch in der Phase-1-Studie hieß es in Bezug auf mögliche Risiken: "Abgesehen von vorübergehenden lokalen und systemischen Reaktionen wurden keine Sicherheitsbedenken festgestellt. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse waren selten, und die Inzidenz war in beiden Gruppen ähnlich."
Dasselbe gilt für den Vektor-Impfstoff von AstraZeneca (Phase 1-Ergebnisse). In den Ergebnissen zur Phase-3-Studie heißt es in einer Zusammenfassung des Pharmaunternehmens: "Der Impfstoff wurde gut vertragen, und es wurden keine Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit dem Impfstoff festgestellt."
Ähnlich ist es bei Johnson & Johnson (Phase 1-Ergebnisse hier und hier). In den Ergebnissen der Phase-3-Studie steht außerdem: "Die Inzidenz von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen war zwischen den beiden Gruppen ausgeglichen. In der Impfstoffgruppe traten drei Todesfälle auf (keiner davon war Covid-19-bezogen), in der Placebogruppe 16 (5 waren Covid-19-bezogen)."
Langzeitstudien, die auf mehrere Jahre angelegt sind, gibt es zu mRNA- und Vektor-Covid-19-Impfstoffen aktuell tatsächlich noch nicht. Laut dem österreichischen Molekularbiologen und Autoren populärwissenschaftlicher Bücher, Martin Moder, reicht es aber, eine außergewöhnlich große Versuchsgruppe über zwei Monate zu beobachten, um mögliche Langzeitschäden der Impfungen abschätzen zu können. In einem Video für die österreichische Akademie der Wissenschaften erklärt Moder dies genauer.
Der Impfstoffforscher Dr. Torben Schiffner von der Universität Leipzig bestätigte am 16. Juni gegenüber AFP die Korrektheit der Ausführungen Moder in dem Video. Er erklärte in einer E-Mail außerdem: "Nach einer Impfung erreicht die Immunantwort ihren Höhepunkt nach circa zwei Wochen, sie nimmt anschließend wieder ab. Wenn es in seltenen Fällen nach einer Impfung zu Komplikationen kommt, treten diese daher fast immer während der ersten zwei Monate auf."
Prof. Dr. Alena Buyx, Medizinethikerin an der Technischen Universität München und Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, zitierte am 3. Juni in der Talkshow von Markus Lanz einen US-Forscher, um diese Erklärung zu stützen: "In der Geschichte der Impfstoffe hat es noch nie Langzeitwirkungen gegeben, die nicht schon in den ersten zwei Monaten aufgetreten sind." Die Langzeitwirkungen fallen laut Buyx wegen ihrer Seltenheit lediglich erst in der statistischen Auswertung Jahre später auf. (Ab Minute 42)
Der Immunologe Prof. Carsten Watzl von der Technischen Universität äußert sich in einem Video für die Bundesregierung ähnlich. Die klinischen mRNA-Studien hätten für eine Einschätzung ausgereicht. Er ergänzt: "Was klinische Studien nie können, sind noch seltenere Ereignisse entdecken, die nur bei einem in 100.000 oder einem bei einer Million Geimpften auftreten. Das bedeutet aber auch, dass die Impfung für die meisten immer noch sehr viel sicherer ist, als sich dem Risiko der Coronavirus-Infektion auszusetzen."
Laut der Datenbank Our World in Data, die Impfdaten von internationalen Behörden sammelt, wurden bis zum 25. Juni 2021 weltweit 2,79 Milliarden Menschen mindestens einmal geimpft.
Falsche Covid-Sterberate
Der Autor des Leserbriefs behauptet weiterhin, eine Stanford-Studie von Oktober 2020 präsentiere eine Covid-Sterberate von 0,15 Prozent bei Ungeimpften. Diese Zahl ist falsch.
Es gibt tatsächlich nur eine Stanford-Studie von Oktober 2020 zur sogenannten Infektions-Sterblichkeitsrate (IFR). Diese beschreibt, welcher Anteil der an Covid-19-infizierten Menschen an oder mit der Krankheit verstirbt. Dabei handelt es sich um eine Metastudie, in der der Mediziner John Ioannidis die Ergebnisse von 61 internationalen IFR-Studien und acht Schätzungen kombiniert hat, um einen internationalen Median (Mittelwert) zu finden.
Ioannidis erklärte in der Studie, dass die Werte für seine Metastudie weltweit sehr unterschiedlich und schwer zu vergleichen seien. So seien die Bedingungen für Studien in jeder Region andere: Hotspots mit vielen Todesfällen führten zu besonders viele Studien zur IFR. Andere Regionen hätten eine dünnere Datenlage, was ein Ungleichgewicht bei der Errechnung eines internationalen Mittelwertes ergebe.
Ioannidis kommt schließlich in der Studie zu einer IFR von 0,23 Prozent. Die Sterblichkeitsrate ist also höher, als von dem Leserbrief-Autor behauptet. Auch haben, anders als von ihm behauptet, Medien über diese Zahlen durchaus berichtet (hier, hier). Der Wert 0,15 taucht in der Standford-Studie zwar auf, jedoch nur in Bezug auf einzelne Länder (etwa in Kroatien und Regionen der USA). Die IFR-Werte für Deutschland liegen in den Einzelstudien bei 0,25 und 0,21 Prozent. Für die Schweiz liegt die IFR bei 0,45 und 0,51 Prozent. Zahlen aus Österreich fehlen in der Metastudie.
Irreführender Vergleich der Sterbezahlen
Der Autor vergleicht in seinem Leserbrief diese falsche Covid-Sterberate von Ungeimpften mit der Covid-Sterberate von Geimpften. Er kommt zum Schluss, dass die Covid-Sterberate unter Geimpften höher sei als bei Ungeimpften. Deswegen würde die Impfung mehr schaden als nützen. In diesem Vergleich fehlen aber wichtige Faktoren.
Der Leserbrief-Schreiber verweist auf Zahlen eines "Bundesgesundheitsamtes". Ein Bundesgesundheitsamt gibt es nicht, die Zahlen sind aber korrekt. Sie stammen aus dem Bundesministerium für Gesundheit und sind auch in Medienberichten zu finden (hier, hier). AFP hat die Zahlen ebenfalls beim Ministerium erfragt: So sind in Deutschland tatsächlich 57.146 Menschen trotz mindestens einer Impfdosis an einer Covid-Infektionen erkrankt. Von diesen sind 2707 Menschen gestorben, was tatsächlich den von dem Leserbrief-Autor genannten Anteil von 4,7 Prozent entspricht. Diese Zahl lässt sich allerdings nicht so ohne weiteres mit der Prozentzahl der ungeimpften Corona-Toten vergleichen.
Ähnlich wie in der Stanford-Metastudie ist die Berechnung eines IFR für Geimpfte sehr schwierig. So ist etwa die Altersstruktur der Geimpften ein wichtiger Faktor. In der deutschen Impfkampagne wurden zuerst ältere und kranke Menschen geimpft, deren grundsätzliche Sterbewahrscheinlichkeit – auch bei einer Covid-19-Infektion – ohnehin zum Teil höher ist als bei jungen Menschen. Das wird im Leserbrief nicht berücksichtigt.
Die Impfung, die im Leserbrief einen Covid-Tod angeblich wahrscheinlicher macht, schützt aber genau vor diesem Erreger. Bis zum 13. Mai haben sich nur 0,19 Prozent von 29,9 Millionen mindestens einmal Geimpften überhaupt infiziert. Das heißt, es haben sich weniger Geimpfte mit Covid-19 infiziert, als Ungeimpfte an der Krankheit gestorben sind.
Geimpfte haben einen höheren Schutz vor schweren Krankheitsverläufen als Ungeimpfte. Das RKI erklärte in einem epidemiologischen Bulletin: "Eine hohe Schutzwirkung (mindestens 80 Prozent) gegen schweres Covid-19 (bzw. Hospitalisierung) ist für alle vier zugelassenen Impfstoffe belegt."
Weiter bleibt im Leserbrief unberücksichtigt, ob schon ein vollständiger Impfschutz bestand. Diesen haben Geimpfte laut Robert-Koch-Instituts (RKI) erst mit beiden Impfdosen und einer Aufbauzeit von zwei Wochen. Es gibt also durchaus eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Erstgeimpfte sich noch infizieren oder sogar bereits bei der Impfung unbemerkt infiziert waren. Diese Fälle müssten aus der Rechnung entfernt werden.
Falschbehauptungen über Nebenwirkungen der Impfungen
Der Autor stellt ferner die Behauptung auf, es gebe in Deutschland 5000 Fälle schwerer Nebenwirkungen nach Impfungen wie Erblindung, Taubheit und Schlaganfälle. Auch würden "ernst zu nehmende Berichte" über Autoimmunerkrankungen, verfrühte Demenz und Fortpflanzungsstörungen ihn zu der Erkenntnis bringen, dass der Schaden durch Impfungen größer sei als der Nutzen. Außer einem Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) nennt er keine Quellen für seine Aussagen. Stattdessen reproduziert er falsche Behauptungen, die bereits in mehreren AFP Faktenchecks widerlegt wurden.
In dem Sicherheitsbericht vom 7. Mai führt das PEI tatsächlich 524 Todesfälle und rund 5000 Verdachtsfälle mit schwerwiegenden Nebenwirkungen in zeitlicher Nähe zur Impfung auf. Autoimmunerkrankungen, verfrühte Demenz und Fortpflanzungsstörungen sowie Erblindung, Taubheit und Schlaganfälle sind im Bericht allerdings auch unter der Überschrift "unerwünschte Reaktionen von besonderem Interesse" nicht zu finden. Stattdessen werden schwerwiegende Krankheiten wie etwa Herzmuskelentzündungen und das neurologische Guillain-Barré-Syndrom aufgeführt, die laut Bericht bei Geimpften öfter als in der Allgemeinbevölkerung üblich aufgetreten sind. Ein ursächlicher Zusammenhang ist bei all diesen Fällen allerdings bisher nicht belegt.
AFP hat das PEI zu den im Leserbrief genannten Nebenwirkungen befragt. Am 2. Juni antwortete Sprecherin Susanne Stöcker via E-Mail: "Es wird sicher auch Meldungen zu Erblindung, Taubheit und Schlaganfällen geben – wohlgemerkt: Verdachtsfallmeldungen. Das sind keine bestätigten Fälle."
Falsche Behauptung: Autoimmunerkrankungen
Der Autor reproduziert auch die Aussage, dass mRNA-Impfungen zu Autoimmunerkrankungen führen. Bereits im April 2021 äußerten sich Experten in diesem AFP-Faktencheck auf Englisch und hier auf Deutsch zu diesem Thema.
Dr. Roselyn Lemus-Martin, die zum Thema molekulare Zellbiologie an der Universität Oxford promoviert hat, sagte, dass es "keinen wissenschaftlichen Beweis" dafür gebe, dass die mRNA-Impfungen Autoimmunkrankheiten provozieren.
Thalia García Téllez, Forscherin für Infektionskrankheiten und Infektiologie am Cochin-Krankenhaus in Paris, sagte zu AFP, dass Autoimmunkrankheiten "die Folge einer oder mehrerer DNA-Mutationen sein können. Der Prozess, durch den diese Mutationen entstehen, hat nichts mit der Boten-RNA zu tun." AFP berichtete in einem Faktencheck bereits im Dezember, warum die mRNA keine Genmutationen auslösen kann.
AFP hat am 7. Dezember 2020 beim Max-Planck-Institut für Biochemie den Leiter der Forschungsgruppe Immunregulation, Peter Murray, für einen deutschen Faktencheck zu diesem Thema angerufen. Er erklärte: "Die Wahrscheinlichkeit einer Immunreaktion durch den entwickelten Impfstoff gegen ein spezifisches körpereigenes Protein ist außerordentlich gering." Der Körper verfüge über eine sehr effiziente und präzise Verfahrensweise, um fremde Proteine von körpereigenen Proteinen zu unterscheiden – das Abwehrsystem greife keine Proteine des eigenen Körpers an. Eine Ausnahme bildeten zwar Autoimmunkrankheiten, die aber nicht mit dem Einsatz des Impfstoffs zusammenhingen.
Falsche Behauptung: Verfrühte Demenz
Die Behauptung einer durch mRNA-Impfungen ausgelösten Frühdemenz gehört ebenfalls zu den bereits widerlegten Falschinformationen.
Weltweit ist Alzheimer als häufigste Form der Demenz verbreitet. Wissenschaftler haben noch nicht vollständig erforscht, was die Krankheit bei den meisten Menschen auslöst. Eine Studie von Oktober 2020 von Forschenden der University of Texas kam zu dem Schluss, dass das Vorhandensein von sogenannten fehlgefalteten Proteinablagerungen und fortschreitenden neuronalem Abbau in bestimmten Bereichen des Gehirns zu den Entstehungsmerkmalen der Alzheimer-Krankheit gehöre.
Dr. Neil Cashman, Neurologie-Professor an der University of British Columbia erklärte gegenüber AFP, dass die mRNA im Impfstoff allerdings "niemals zu den Gehirnzellen gelangt, in denen Neurodegeneration auftritt."
In diesem Faktencheck von Juni erklärte auch Daniel Dunia, Forschungsleiter im französischen Zentrum für wissenschaftliche Forschung CNRS, gegenüber AFP, dass es keine wissenschaftliche Grundlage dafür gebe, dass mRNA-Impfstoffe neurodegenerative Erkrankungen verursachten.
In diesem Faktencheck vom Mai 2021 sind mehrere Wissenschaftler ebenfalls der Meinung, dass es aktuell keine Beweise für solch eine Behauptung gebe. So erklärte auch Mikrobiologe Alex Berezow in einem Artikel für den American Council on Science and Health die Behauptung, mRNA-Impfstoffe würden Krankheiten wie Alzheimer auslösen, sei ein "Mythos". Margaret Fahnestock, Professorin am Department of Psychiatry & Behavioural Neurosciences der McMaster University, stimmte dem gegenüber AFP zu. Es gebe keine Beweise für eine solche Hypothese.
Falsche Behauptung: Fortpflanzungsstörungen
Für die im Leserbrief behaupteten Fortpflanzungsstörungen gibt es ebenfalls keine Beweise. Im Mai 2021 kursierte eine ähnliche Behauptung bereits in den USA. AFP hat sie in diesem Faktencheck widerlegt.
Darin erklären das American College of Obstetricians and Gynecologists, die American Society for Reproductive Medicine und die Society for Maternal-Fetal Medicine in einem gemeinsamen Statement, dass "es keine Beweise gibt, dass der Impfstoff zu einem Verlust der Fruchtbarkeit führen kann". Berichte über solche Fälle gebe es nicht. Weitere Wissenschaftler erklärten dort im Detail, warum mRNA-Impfungen keine Unfruchtbarkeit hervorrufen können.
Das Pharmaunternehmen Pfizer hat für die Zulassung der mRNA-Impfstoffe außerdem auch Tierversuchsstudien durchgeführt. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erklärt die Versuche in diesem Bericht ausführlich und kommt zum Schluss, dass der getestete Impfstoff keine negativen Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit und Sterblichkeit der geimpften Tiere hatte.
Dieser Faktencheck auf Deutsch beschäftigt sich mit ähnlichen Behauptungen über die weibliche Fruchtbarkeit, dieser auf Englisch über die männliche.
Fazit
Der Autor des Leserbriefs in der "Neue Württembergische Zeitung" stellt falsche und unbelegte Behauptungen auf. Anders als behauptet, gibt es abgeschlossene klinische Studien zu Covid-Impfstoffen. Belege für diverse Krankheiten, die die Covid-Impfstoffe auslösen sollen, gibt es laut zahlreichen Wissenschaftlern nicht. Auch belegen zum Teil die im Leserbrief genannten Quellen die Aussagen seines Autoren nicht. So liegt die Infektions-Sterblichkeitsrate bei 0,23 statt 0,15, was seinen bemühten Vergleich nicht haltbar macht.
28. Juni 2021 In einer frühreren Version dieses Artikels war von 2,79 Billionen mindestens einmal geimpften Menschen die Rede. Richtig ist 2,79 Milliarden Menschen.