
Taj Mahal statt "Kindermoschee": Auf einem Wiener Spielplatz befindet sich keine Gotteshaus-Abbildung
- Veröffentlicht am 5. September 2025 um 14:39
- 5 Minuten Lesezeit
- Von: Elena CRISAN, AFP Österreich
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Koalas, Palmen, Affen – und ein Spielgerüst, welches im Internet für Furore sorgte. Diese gehören zur Ausstattung eines Parks in Wien in Österreich. Ein Video von einem Kinderspielplatz in der Wiener Donaustadt verbreitete sich auf Facebook, Instagram, Telegram und X samt der Falschbehauptung, wonach eine "Kindermoschee auf Wiener Spielplatz entdeckt" worden sei. Die "Islamisierung" erreiche in Wien "also bereits Kinderspielplätze", lauteten die Beiträge. In den Kommentarspalten fanden sich Rufe nach "Remigration", während manche Userinnen und User den Abriss des Geräts forderten.
Der Online-Sender AUF1, dessen Behauptungen AFP bereits mehrmals überprüfte, trug maßgeblich zur Verbreitung bei. Das Video teilten einer der führenden Anti-Corona-Aktivisten Martin Rutter sowie das russische "Pravda"-Netzwerk ebenfalls auf Telegram.

Doch auf dem Spielplatz befindet sich keine "Kindermoschee" und bei dem Spielgerät aus dem Video handelt es sich auch nicht um eine religiöse Abbildung.
Spielgerüst repräsentiert Taj Mahal in Indien
Wie auch die Videobeschreibung verrät, handelt es sich bei dem Park um den "Kontinentespielplatz" im 22. Wiener Gemeindebezirk.
Der Spielplatz liegt am Kaiserwasser nahe des Donauflusses an der U-Bahnlinie U1. Unweit befindet sich das Vienna International Centre, einer der vier Hauptsitze der Vereinten Nationen.
Das Objekt auf dem Kontinentespielplatz sei "eine spielerische Annäherung an eines der bekanntesten Bauwerke der Welt", den Taj Mahal, schrieb eine Sprecherin der Stadt Wien am 4. September 2025 auf AFP-Anfrage in einer E-Mail. Das Original gelte "als Meisterwerk der islamischen Architektur", wie die Sprecherin betonte.
"Die Umsetzung auf dem Kontinentespielplatz soll Kindern und Besucherinnen sowie Besuchern einen spielerischen Zugang zu weltkulturellen Bauwerken ermöglichen und gleichzeitig das interkulturelle Verständnis fördern", hieß es des Weiteren auf Anfrage.
Dieses stellt jedoch keine Gebetsstätte, sondern ein Mausoleum dar. Der Taj Mahal wurde Ende des 17. Jahrhunderts in Agra im Norden Indiens unter dem mongolischen Kaiser Shah Jahan als Grabmal für seine verstorbene Frau Mumtaz Mahal errichtet. Der prachtvolle Bau aus weißem Marmor steht auf der Liste des Unesco-Welterbes. Auf dem Gelände wurde erst nachträglich eine Moschee errichtet.
Ein Vergleich mit dem Original in Indien zeigt eindeutig, dass beide Objekte ähnliche Merkmale aufweisen: Die vier symmetrisch platzierten Säulen, der spitz zugehende Rahmen des zentralen Portalbogens und die Kuppel auf dem Dach wurden im Stil des Taj Mahals gestaltet.

Im Unterschied zum Marmorgrabmal ist die Moschee am Gelände aus rotem Sandstein gebaut.
In Wien "keinen Spielplatz mit religiösem Hintergrund"
Der Spielplatz wurde laut Angaben der Stadt Wien im Jahr 2007 eröffnet.
AFP besuchte ihn am 4. September 2025. In den frühen Abendstunden waren eine Handvoll Kinder und ihre Eltern vor Ort. Drei Mütter unterhielten sich auf Englisch. "Das ist der Taj Mahal", sagte eine von ihnen, gefragt, ob sie das Objekt erkenne. Tatsächlich findet sich auf der Infotafel nämlich keine Beschriftung, welche Sehenswürdigkeit dieses Spielgerät darstellt. Trotz der fehlenden Information sagte eine andere Mutter: "Ich habe es nie für eine Moschee gehalten, das ist albern."

Hinter der Außenwand des Spielgeräts befinden sich eine Kletterwand sowie ein Netztunnel.
Über den Asphalt in der Mitte des Spielplatzes erstreckt sich eine Weltkarte. Von der "Rapunzel"-Burg, die Europa repräsentiert, führt eine Rutsche hinunter. Kängurus und Koalas besiedeln den gestalteten australischen Kontinent. Gegenüber der Tipis, also der für Indianervölker Nordamerikas typischen Zelte, sah AFP ein Mädchen in den "Safari"-Jeep einsteigen.

Eine Geolokalisierung führte ebenfalls zu Fotos des Wiener Kinderspielplatzes.
AFP fragte die Stadt Wien, ob es auf einem anderen Spielplatz in Wien religiöse Abbildungen gebe, worauf die Sprecherin antwortete: "Bei den Wiener Stadtgärten gibt es ansonsten keinen Spielplatz mit religiösem Hintergrund."
Laut rechtspopulistischen Parteien droht angeblich eine "Islamisierung" Europas. In diesem Zusammenhang überprüfte AFP in der Vergangenheit mehrere Behauptungen.
Fazit: Anfang September 2025 zirkulierte ein Video in sozialen Medien, in dem behauptet wurde, dass die Stadt Wien eine "Kindermoschee" auf einem Spielplatz errichtet hätte. Wie eine Geolokalisierung und Informationen der Stadt Wien belegen, handelt sich dabei jedoch um eine Falschbehauptung. Eine Sprecherin sagte AFP zudem, dass es in Wien "keinen Spielplatz mit religiösem Hintergrund" gebe.