Capital Bra zum deutschen Pass: Einbürgerung dauert länger, als der Rapper behauptete

Der Rapper Capital Bra äußerte sich Ende Oktober 2025 in einem Interview zur AfD und zum Thema Einbürgerung. Inzwischen würden Menschen nach einem Monat in Deutschland einen deutschen Pass erhalten können, sagte er. Nutzerinnen und Nutzer teilten diese Aussage online. Die Staatsbürgerschaft beantragen können Ausländerinnen und Ausländer jedoch erst, nachdem sie mindestens fünf Jahre in Deutschland gelebt haben. Auch sogenannte erleichterte Einbürgerungen haben andere Voraussetzungen als von Capital Bra behauptet.

"Auf einmal kommen Leute her, die wohnen einen Monat hier, die kriegen einen deutschen Pass, sofort", sagte Capital Bra in einem Interview mit dem Influencer Vegeraldt Belkason, das Ende Oktober 2025 live auf Tiktok gestreamt wurde und noch auf Youtube abrufbar ist (hier archiviert). Die Aussage des Rappers wurde auch auf Facebook, X und Telegram von Nutzerinnen und Nutzern sowie von einem AfD-Stadtverband verbreitet. 

Image
Telegram-Screenshot der Behauptung, oranges Kreuz von AFP hinzugefügt: 6. November 2025

Aufmerksamkeit erregte der Musiker vor allem mit der Aussage, die AfD habe Recht mit einigen ihrer Ansichten, während er sich früher öffentlich gegen die in Teilen rechtsextreme Partei positionierte. Capital Bra, mit bürgerlichem Namen Vladislav Balovatsky, wurde in Sibirien geboren und wuchs in der Ukraine auf, bis er im Alter von sieben Jahren nach Deutschland kam. Einen deutschen Pass, so sagte er im Interview, habe er selbst nicht. Eine Anfrage an Capital Bra blieb bis zur Veröffentlichung des Artikels unbeantwortet.

"Einbürgerung nach einem Monat ist ausgeschlossen"

Um einen deutschen Pass zu bekommen, müssen Menschen anderer Staatsangehörigkeit ihre Einbürgerung in Deutschland beantragen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass sie weit länger als einen Monat in Deutschland leben.

Die Voraussetzungen für die Einbürgerungen sind im Staatsangehörigkeitsgesetz festgelegt. In Paragraph 10 wird als Kriterium angeführt, dass eine Person, die die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen möchte, seit mindestens fünf Jahren rechtmäßig in Deutschland leben muss. Vor der Gesetzesänderung durch die Ampelregierung im Jahr 2024 waren acht Jahre Aufenthalt nötig. 

Mit Verweis auf die notwendige Aufenthaltsdauer erklärte die Pressestelle der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration auf AFP-Anfrage am 10. November 2025: "Eine Einbürgerung nach einem Monat Aufenthalt ist ausgeschlossen." Das Bundesministerium des Innern (BMI) erklärt online weitere Kriterien, die jemand bei einem Einbürgerungsantrag erfüllen muss. Neben der Aufenthaltsdauer müssen ausländische Staatsangehörige beispielsweise eine Aufenthaltserlaubnis, eine Wohnung und Deutschkenntnisse auf Niveau B1 nachweisen, einen Einbürgerungstest machen und eine Gebühr für die Einbürgerung zahlen. 

Einbürgerung frühestens nach drei Jahren

Daneben gibt es eine erleichterte Einbürgerung. Ehepartnerinnen und -partner von deutschen Staatsangehörigen können die deutsche Staatsbürgerschaft bereits nach drei Jahren rechtmäßigem Aufenthalt in Deutschland beantragen, wenn sie die übrigen Kriterien erfüllen. Ehepartnerinnen und -partner von neu eingebürgerten Personen können auch bei kürzerem Aufenthalt als fünf Jahren in der Bundesrepublik miteingebürgert werden, wenn die weiteren Anforderungen erfüllt sind. 

Bis vor Kurzem konnte die Einbürgerung auch bei besonders guter Integrationsleistung nach drei Jahren beantragt werden. Diese sogenannte "Turboeinbürgerung" hat die Bundesregierung mit Inkrafttreten zum 30. Oktober 2025 jedoch rückgängig gemacht. Eine Einbürgerung nach einer kürzeren Aufenthaltsdauer als fünf Jahre gilt somit nur noch für Ehepartnerinnen und -partner. 

Ohnehin vergeht einige Zeit vom Einbürgerungsantrag bis zu seiner Bewilligung. "In der Regel dauert ein Einbürgerungsverfahren zwischen sechs und achtzehn Monaten", erklärte die Pressestelle der Integrationsbeauftragten weiter. Dass dieses Verfahren aus dem Ausland heraus begonnen wird, ist laut der Pressestelle unwahrscheinlich, da in diesem Fall die Voraussetzung nicht erfüllt sei, seit fünf Jahren in Deutschland zu leben. "Eine Auslandseinbürgerung kommt nur sehr selten in Betracht, zum Beispiel wenn ein besonderes staatliches Interesse vorliegt." 

2024 wurden laut dem Mediendienst Integration fast 292.000 Personen eingebürgert – 46 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien. Dieser Anstieg ist vermutlich unter anderem auf die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts im Jahr 2024 zurückzuführen

Image
Zahl der Einbürgerungen in Deutschland 2024 auf Rekord gestiegen (AFP / Nadine EHRENBERG)

Weitere Faktenchecks zum Thema Migration sammelt AFP auf der Website.

Fazit: Einen deutschen Pass einen Monat nach der Ankunft in Deutschland zu bekommen, wie der Rapper Capital Bra in einem Interview behauptete, ist nicht möglich. Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit können die Einbürgerung in Deutschland erst beantragen, wenn sie seit mindestens fünf Jahren in Deutschland leben. Es gibt Ausnahmeregelungen, bei denen jedoch eine Aufenthaltsdauer von mindestens drei Jahren erforderlich ist. 

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns