
Das Weltwirtschaftsforum fordert kein Verbot von Gemüse aus dem eigenen Garten
- Veröffentlicht am 31. März 2025 um 13:57
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: Daniel Patrick GALGANO, AFP USA
- Übersetzung: Johanna LEHN
Copyright © AFP 2017-2025. Für die kommerzielle Nutzung dieses Inhalts ist ein Abonnement erforderlich. Klicken Sie hier für weitere Informationen.
"WEF fordert weltweites Verbot von selbst angebauten Lebensmitteln, um 'Netto-Null' zu erreichen", hieß es in einem Facebook-Beitrag vom 19. März 2025. Dabei handelt es sich um die Überschrift eines Artikels der Website "Uncut News". Falschinformationen dieser schweizerischen Verschwörungswebsite hat AFP bereits mehrfach widerlegt. "Uncut News" veröffentlichte inzwischen eine Berichtigung der Behauptung.
Der Artikel über die Behauptung basiert auf einem englischsprachigen Text der Website "Slay News". Auch von dieser Website verbreitete Falschinformationen hat AFP widerlegt. Die Behauptung über das Verbot selbst angebauter Lebensmittel wurde auch auf Telegram und X verbreitet sowie auf anderen Sprachen wie Englisch, Französisch, Russisch, Türkisch und Vietnamesisch.

Die internationale Organisation WEF veranstaltet einen jährlichen Gipfel in Davos in der Schweiz, bei dem zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zusammenkommen. Zudem fördert das WEF Forschung und Zusammenarbeit verschiedener Akteurinnen und Akteure zu Umweltthemen.
Die Organisation und ihr Gründer Klaus Schwab sind immer wieder Ziel von Verschwörungserzählungen und haltlosen Falschbehauptungen. Dazu zählt auch die Falschinformationen über ein angebliches Verbot von selbst angebauten Lebensmitteln.
Die Artikel von "Uncut News" und "Slay News" behaupten, das WEF habe eine Studie der Universität von Michigan von Januar 2024 finanziert. In dieser Studie sei herausgefunden worden, dass selbst angebaute Lebensmittel in städtischen Gärten einen sechs Mal höheren CO2-Fußabdruck haben könnten als Lebensmittel, die aus konventioneller Landwirtschaft stammten.
WEF war nicht an Studie beteiligt
Auf AFP-Nachfrage erklärte das WEF jedoch, weder an der Studie beteiligt gewesen zu sein, noch Regierungen zu einem Verbot von privaten Gärten und Eigenanbau aufgefordert zu haben.
"Bezüglich der Studie der Universität von Michigan: Zwar liefert sie sicherlich wertvolle Einblicke in die Klimaauswirkungen der städtischen Landwirtschaft, das Weltwirtschaftsforum war an dieser Studie jedoch nicht beteiligt und hat sie auch nicht finanziert", erklärte die Organisation am 24. März 2025.
Die Universität von Michigan führte im Januar 2024 in einer Pressemitteilung über die Studienergebnisse verschiedene Organisationen auf, die das Projekt unterstützt haben. Darunter sind das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung und die US-amerikanische National Science Foundation. Das WEF wird jedoch nicht genannt.
Einer der Studienautoren, Jake Hawes, inzwischen als Assistenzprofessor an der Universität von Wyoming tätig, erklärte gegenüber AFP ebenfalls, dass das WEF keine Rolle bei dieser Forschungsarbeit gespielt habe.
Eigenanbau von Lebensmitteln verbessern
Hawes zufolge unterstützten die Ergebnisse des Papiers kein Verbot von privaten Gärten. Vielmehr würden sie Empfehlungen zur Verbesserung von städtischer Landwirtschaft geben. "Viele der Autorinnen und Autoren gärtnern selbst und wir unterstützen die Ausweitung von urbanen Landwirtschaftsinitiativen voll und ganz, die für die Widerstandsfähigkeit der Gemeinschaft und die Ernährungssicherheit von entscheidender Bedeutung sind", erklärte Hawes am 19. März 2025.
Er vermutet, dass diese Verschwörungserzählung "aus der Tatsache entstand, dass diese Studie Teil eines Projekts namens 'Food-Energy-Water Meter' beziehungsweise 'FEW-Meter' war", sagte er. Die Abkürzung dieses Projekts zur Messung und Verbesserung von städtischem Lebensmittelanbau verwendet in seiner Abkürzung dieselben Buchstaben wie das WEF, was die Falschbehauptung ausgelöst haben könnte.
Die Universität von Michigan veröffentlichte am 22. Januar 2024 ein Video, in dem Hawes und ein weiterer Forscher Beispiele von urbanen oder Hinterhof-Farmen zeigen und über bewährte Verfahren für Nachhaltigkeit sprechen, die sie in ihrer Studie herausgearbeitet haben. Dabei heben sie beispielsweise den geringeren CO2-Fußabdruck von lokal angebauten Tomaten hervor.
Das WEF veröffentlichte bereits mehrfach Informationen über die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile von kleinen Haus- und Gemeinschaftsgärten zur Lebensmittelproduktion.
Weitere Faktenchecks zum Thema Klima sammelt AFP auf der Website.
Fazit: Das WEF forderte Regierungen nicht dazu auf, Eigenanbau von Lebensmitteln zu verbieten. Ebenso wenig war die Organisation an einer Studie über die CO2-Emissionen von selbst angebauten Lebensmitteln beteiligt. Das bestätigte das WEF auf AFP-Anfrage. Die Studie kommt zudem nicht zu dem Ergebnis, dass selbst angebaute Lebensmittel wegen ihres CO2-Fußabdrucks verboten werden müssten, sondern gibt Tipps für einen besseren Anbau von Lebensmitteln in städtischen Gärten.