Gefälschtes Zeitungscover über ukrainische Soldaten in Kursk verbreitet sich online

Desinformation im Ukrainekrieg nimmt immer wieder Wolodymyr Selenskyj ins Visier. Ein online geteiltes Bild soll angeblich die Titelseite einer britischen Zeitung zeigen, die berichtet, dass zehntausende ukrainische Soldaten in der russischen Region Kursk ums Leben gekommen seien. Dem ukrainischen Präsidenten wird die Schuld an den Opfern gegeben. Die angebliche Titelgeschichte ist jedoch eine Fälschung. Das erklärte die Zeitung gegenüber AFP.

"Die britische Ausgabe des Hull Daily Mail trägt die Schlagzeile: '70.000 ukr. Soldaten in der Region Kursk [in Russland] sind umsonst gestorben'", hieß es in einem Telegram-Beitrag vom 19. März 2025. Userinnen und User teilten dazu ein Bild einer angeblichen Titelseite von "Hull Daily Mail", einer Regionalzeitung für die Hafenstadt Hull im Nordosten Englands. Darauf ist auf Englisch zu lesen: "70.000 ukrainische Soldaten in der Region Kursk sind umsonst gestorben. Das Vereinigte Königreich hat Hunderte von Millionen Pfund in Selenskyjs vernichtendes Scheitern gesteckt."

Auch auf Facebook wurde die Behauptung verbreitet. Sie kursierte zudem in anderen Sprachen wie etwa Englisch.

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Telegram-Screenshot der Behauptung: 25. März 2025

Die geteilte Titelseite ist jedoch gefälscht.

Sie verbreitete sich, als Wolodymyr Selenskyj am 18. März 2025 erklärte, dass ukrainische Truppen im russischen Kursk weiter kämpfen würden, obwohl Moskau darauf drängt, weite Teile des Gebiets zurückzuerobern, das Kiew im August 2024 erobert hatte.

Die militärische Lage in der Region Kursk ist ein zentrales Thema in einer Zeit intensiver internationaler Diplomatie, unter anderem im Vereinigten Königreich, mit dem Ziel, den drei Jahre andauernden Konflikt zu beenden. 

Doch die angebliche Schlagzeile der "Hull Daily Mail", in der Selenskyj wegen des Einmarsches in Kursk angegriffen wird, ist erfunden. "Diese Geschichte über die Ukraine war eine Fälschung", schrieb Lija Kresowaty, eine Sprecherin von Reach PLC, der Muttergesellschaft von "Hull Daily Mail", in einer E-Mail vom 18. März 2025.

Websites wie Pressreader, ein Online-Anbieter digitaler Zeitungen und Magazine, zeigen die echte Titelgeschichte der Zeitung vom 13. März 2025. Diese handelte von einer Messerattacke (hier und hier archiviert).

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Screenshot von Pressreader.com: 19. März 2025

"Junge des versuchten Mordes an einem Mädchen mit einem Schwert für schuldig befunden", lautete der Text auf der Titelseite. "Ein Halloween-Campingausflug wurde zum Albtraum, als zehn Mal auf einen Teenager eingestochen wurde." Kresowaty sagte AFP, dass die auf Pressreader ersichtliche Titelseite "die richtige Titelseite von diesem Tag" sei.

Unklar ist, woher die in der gefälschten Schlagzeile über Kursk genannte Zahl von 70.000 getöteten Soldatinnen und Soldaten genau stammt oder ob sie glaubwürdig ist. Keine der Konfliktparteien hat überprüfbare Opferzahlen veröffentlicht, da sowohl Moskau als auch Kiew ihre militärischen Verluste in der Regel nicht offenlegen.

Selenskyj erklärte im Februar 2025 gegenüber dem US-Sender NBC, dass 46.000 ukrainische Soldaten im Krieg gestorben seien, der mit der russischen Invasion 2022 begann. Der unabhängige ukrainische Kriegsreporter Juri Butussow hingegen sagte im Dezember 2024, dass seine Armeequellen die Zahl der Toten auf etwa 70.000 und die der Vermissten auf 35.000 schätzten. 

Alle Faktenchecks zur Ukraine sammelt AFP auf der Website.

Fazit: Ein kursierendes Cover der britischen "Hull Daily Mail" ist gefälscht. Das bestätigte die Zeitung auf AFP-Anfrage. Das echte Titelblatt beschäftigt sich nicht mit verstorbenen ukrainischen Soldaten in der Region Kursk, sondern thematisiert eine Messerattacke in Großbritannien.

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27. März 2025 Archivierter Link ausgetauscht

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