
Clip zeigt Dreh eines Musikvideos, nicht inszeniertes ukrainisches Schlachtfeld
- Veröffentlicht am 7. März 2025 um 16:54
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: Daniel Patrick GALGANO, AFP USA
- Übersetzung: Katharina ZWINS
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"In der Ukraine werden Modells auf Kampfspuren geschminkt? Was ist das? Selenskyjs Marketingabteilung beim Fotoshooting für eine Kampagne mehr US Unterstützung", heißt es in einem Facebook-Beitrag vom 2. März 2025. Dazu postete der User einen Screenshot eines Videos, das bereits in anderen Sprachen wie Englisch auf X kursierte.
In dem Clip wird einer Frau in Uniform Schmutz und Make-up ins Gesicht geschmiert, während sie von anderen Soldaten umgeben ist.

Das Video kursierte in englischer Sprache auch auf anderen Plattformen wie Facebook, Instagram, Threads, Tiktok, YouTube oder Linkedin.
Nach einem Streit mit Selenskyj im Oval Office setzte US-Präsident Trump wichtige Militärhilfen für die Ukraine vorläufig aus und stoppte die Lieferung US-amerikanischer Ausrüstung an die Streitkräfte des Landes.
Kiew hat sich verpflichtet, sich dem Einmarsch Russlands zu widersetzen und die Beziehungen zu Washington weiterhin aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig haben EU-Staats- und Regierungschefs versprochen, die Verteidigungsausgaben zu erhöhen und eine Koalition zur Verteidigung der Ukraine im Falle eines Waffenstillstands zusammenzustellen. Zuletzt drohte Trump Russland mit weitreichenden Sanktionen. Zugleich forderte er Friedensverhandlungen mit der Ukraine.
Gegen die Ukraine und ihren Präsidenten Selenskyj gerichtete Desinformation hat zugenommen, da das Kriegsbündnis zwischen Kiew und Washington dramatisch zusammengebrochen ist. In sozialen Medien wurde das geteilte Video fälschlicherweise als Teil einer Bemühung dargestellt, sich durch Vortäuschen von Kampfbedingungen Vorteile zu schaffen.
Der Clip enthält den Namen eines Tiktok-Accounts namens "vitsikkkk2", der von einem ukrainischen Sanitäter mit dem Rufnamen "Vitsik" betrieben wird. Er hatte das Material bereits im Februar 2025 gepostet (hier archiviert).
Auf AFP-Anfrage teilte "Vitsik" per E-Mail mit, dass der Clip Teil der Produktion eines Musikvideos für das Lied "Brothers" des Sanitäters und Künstlers Misha Scorpion (hier archiviert) sei. Er sagte, die Darstellerinnen und Darsteller des Videos seien alle Mitglieder der ukrainischen Streitkräfte.
Sowohl die Beschreibungen des Tiktok-Posts als auch des Musikvideos danken Maryana Checheliuk – einer damals 22-jährigen Polizistin, die 2022 vom russischen Militär in Mariupol gefangen genommen und im Juni 2024 freigelassen wurde – für ihre Teilnahme an den Dreharbeiten.
Sie und ihre Familie erzählten Medien, dass sie während ihrer Gefangenschaft geschlagen wurde und hungern musste. Ihre Geschichte wurde in ukrainischen und anderen europäischen Medien weit verbreitet.
Checheliuk ist an mehreren Stellen im fertigen Musikvideo mit Schmutz im Gesicht zu sehen, ähnlich wie im Online-Clip.

Checheliuk reagierte in einem Instagram-Post vom 2. März 2025 auf den im falschen Kontext kursierenden Clip und bezeichnete Beiträge, in denen behauptet wurde, ukrainische Soldatinnen und Soldaten würden Kämpfe vortäuschen, als "eklatante Lüge" (hier archiviert).
Das Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation, eine ukrainische Regierungsbehörde, bezeichnete die Behauptungen in einem X-Beitrag vom 3. März 2025 ebenfalls als "Manipulation".
Alle Faktenchecks mit Bezug zum Krieg in der Ukraine finden sich auf der AFP-Website.
Fazit: Userinnen und User teilten ein Video mit der Falschbehauptung, es zeige, wie die ukrainischen Streitkräfte Kampfbedingungen vortäuschten. Bei dem Clip handelt es sich jedoch um Aufnahmen hinter den Kulissen eines Musikvideodrehs und nicht um ein Kampfgebiet.