Meta war laut eigenen Angaben "das erste Technologieunternehmen, das die Desinformationskampagne ''Doppelgänger'' aufgedeckt hat" (Kirill Kudryavtsev / AFP / File)

Meta profitiert finanziell von prorussischem Desinfo-Netzwerk "Doppelgänger"

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine wurden europäische Medien wiederholt von Hacker-Websites kopiert, die Artikel mit prorussischen und antiwestlichen Narrativen verbreiten. Bereits im September 2022 wurde diese Desinformationskampagne unter dem Namen "Doppelgänger" bekannt. Seitdem entwickelt sie sich stetig weiter und tauchte 2025 auch auf Bluesky auf. Forscherinnen und Forscher haben herausgefunden, dass Meta im Jahr 2024 hunderttausende Dollar durch gesponserte Inhalte der Kampagne verdient hat.

Karikaturen, die Politikerinnen und Politiker verhöhnen, prorussische Meldungen, die europäische Ukraine-Hilfe diskreditieren und zahlreiche weitere tendenziöse, gesponserte Inhalte: Zehntausenden Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern in Frankreich, Deutschland, Polen und Italien wurden Inhalte dieses Musters bereits angezeigt. Laut Fachleuten steckt die seit 2022 bekannte prorussische Desinformationskampagne "Doppelgänger" hinter den Beiträgen, wie ein Bericht des Titels "Influence by Design" zusammenfasst. 

In dem Mitte Januar 2025 von Check First, Reset Tech und AI Forensics veröffentlichten Bericht heißt es, dass Meta zwischen August 2023 und November 2024 etwa 338.000 US-Dollar dafür erhalten habe, mindestens 8000 gesponserte Inhalte zu veröffentlichen.

Die "Doppelgänger"-Desinformationskampagne hatte im Jahr 2022 damit begonnen, westliche Medien zu imitieren, um antiukrainische und antiwestliche Botschaften zu verbreiten. In den folgenden Jahren entwickelte sich die Kampagne weiter und tauchte in verschiedenen sozialen Netzwerken auf, einschließlich in Werbeanzeigen auf Facebook.

Deutlich größer als derzeit nachweisbar

Zwei russische Unternehmen wurden beschuldigt, hinter den Inhalten der "Doppelgänger"-Kampagne zu stehen. Sie wurden bereits im Juli 2023 von der Europäischen Union und später von den Vereinigten Staaten und dem Vereinigten Königreich sanktioniert. Doch eines der beiden – die Social Design Agency (SDA) – veröffentlichte dem Bericht zufolge weiterhin auf Facebook.

"Trotz dieser Sanktionen überprüfte, genehmigte und verbreitete Meta weiterhin Anzeigen, die mit der SDA in Verbindung standen", sagte Guillaume Kuster, Vorsitzender von Check First. "Das weckt kritische rechtliche Bedenken hinsichtlich der Einhaltung internationaler Sanktionsregelungen."

Die Spezialistinnen und Spezialisten gaben an, dass die Zahl der kritischen Beiträge vermutlich noch deutlich höher sei, als die genannten 8000, da sie sich in dem Bericht nur auf die Enthüllungen aus einem Leck von SDA-Dokumenten konzentrierten, über die erstmals in estnischen und deutschen Medien berichtet wurde.

Ohne die Desinformationskampagne direkt zu benennen, bestätigte Meta im September 2022 die Existenz von "Doppelgänger" und verwies auf eine "koordinierte Einflusskampagne" im Zusammenhang mit Russland auf Facebook.

Auf eine AFP-Anfrage nach den aktuellen Enthüllungen verwies Meta auf seine früheren Berichte, in denen digitale Bedrohungen im Zusammenhang mit Russland erwähnt wurden. Darunter ist auch ein Mitte 2024 veröffentlichter Bericht, in dem die Existenz von Anzeigen im Zusammenhang mit "Doppelgänger" bestätigt wurde.

Meta betonte zudem, es sei "das erste Technologieunternehmen, das die Kampagne aufgedeckt hat", und fügte hinzu, dass es Zehntausende von Beiträgen im Zusammenhang mit dem Netzwerk blockiert habe.

Eine ausgefeilte Desinformationskampagne

Laut Joseph Bodnar, der am Institute for Strategic Dialogue (ISD) forscht, hat "Doppelgänger" seine Aktivitäten zuerst von herkömmlichen Posts auf Anzeigen auf Facebook und dann auf herkömmliche Posts in anderen sozialen Medien ausgeweitet. Anfang 2025 tauchten "Doppelgänger"-Posts erstmals auch auf Bluesky auf. Die Plattform wird von vielen früheren X-Nutzerinnen und -Nutzern verwendet, die mit Elon Musks Eigentümerschaft unzufrieden sind.

Bot-Konten mit ähnlichen Merkmalen verstärken die Wirkung der Postings in der Regel: KI-generierte Profilfotos, identische Biografien, Dutzende von Antworten auf Nachrichten, die alle innerhalb weniger Tage erstellt wurden. "Die amerikanischen Demokraten haben in der Ukraine die Lunte ans Pulverfass gelegt, und die EU-Länder müssen das jetzt ausbaden!", postete etwa ein Nutzer namens "Jake Fitzgerald" auf Bluesky.

Die Desinformationskampagne "passt sich den aktuellen Ereignissen an [...] konzentriert sich auf reale Probleme und versucht, zu übertreiben, um diese noch schlimmer wirken zu lassen", sagte Bodnar.

Auf Bluesky reagieren Profile im Allgemeinen auf einflussreiche Konten, um an Sichtbarkeit zu gewinnen, erklärte Valentin Chatelet vom Labor für digitale Analysen des Atlantic Council. Die "Doppelgänger"-Kampagne zeige darum "ein gewisses Maß an Raffinesse".

Bisher haben die Inhalte von "Doppelgänger" jedoch über alle Plattformen hinweg kein großes Publikum angezogen. Eine Gefahr sieht Guillaume Kuster von Check First darin, dass sich "ein Teil des Erfolgs von 'Doppelgänger' auch in der Berichterstattung der Presse, der Plattformen und Berichten von Forscherinnen und Forschern" messe. Denn das eigentliche Ziel des Netzwerks sei unverhohlene russische Propaganda.

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