Dieses Bild eines besprühten Teslas in Wien ist alt
- Veröffentlicht am 31. Januar 2025 um 15:53
- Aktualisiert am 31. Januar 2025 um 15:57
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: Elena CRISAN, AFP Österreich
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Donald Trump war nicht der einzige Protagonist, der am Tag seiner Inauguration am 20. Januar 2025 für Schlagzeilen sorgte. Die Veranstaltung zu Beginn seiner zweiten US-Präsidentschaft war von einem Ereignis geprägt: Die an einen Hitlergruß erinnernde Geste seines Vertrauten und Tesla-Gründers Elon Musk. Musk schlug sich mit der rechten Hand auf die Herzseite des Brustkorbs und streckte anschließend den rechten Arm nach oben. Dann wandte er sich dem Publikum hinter sich zu und wiederholte die Geste ein zweites Mal, wie AFP-Aufnahmen zeigen.
Kurz darauf kursierte ein Foto auf Facebook, auf dem ein weißer Tesla mit Wiener Kennzeichen zu sehen ist, beschmiert mit einem Hakenkreuz – ein in Österreich und Deutschland verbotenes nationalsozialistisches Symbol. Die Behauptung kursierte ebenfalls auf X und Threads sowie in englischer Sprache.
"Und ich halte mal eine Wette das die Täter ausgemachte Linke Judenhasser sind", hieß es etwa unter den Beiträgen. "Vor allem was kann ein Österreicher dafür wenn ein Südafrikaner in Amerika den Hitlergruß zeigt?!", kommentierte eine andere Nutzerin.
Bild stammt aus 2023
Eine umgekehrte Bildsuche ergab, dass das Foto bereits am 8. November 2023 in einem Online-Artikel der österreichischen Gratiszeitung "Heute" veröffentlicht wurde.
In einer Nacht im November 2023 beschmierte ein Mann laut mehreren Medienberichten 19 Autos und zehn Gebäude im 9. und 18. Wiener Gemeindebezirk. Auf die Motorhaube des Teslas einer Carsharing-Firma sprayte er ein Hakenkreuz in roter Farbe, hieß es in den Berichten.
"Folglich wurden Anzeigen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung sowie des Verbotsgesetzes gelegt. Das Landesamt Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung führt weitere Ermittlungen", zitierte "Heute" einen Pressesprecher der Polizei Wien. AFP kontaktierte den Autor des "Heute"-Artikels am 29. Januar 2025. Er bestätigte die Authentizität des Fotos. "Über verschiedene soziale Medien und Messenger-Diensten können uns Leser Fotos und Bilder aus ihrer Umgebung schicken." So habe er auch dieses Foto erhalten.
Auch durch die Antisemitismus-Meldestelle der Israelischen Kultusgemeinde Wien wurde der Vorfall aus einem ähnlichen Blickwinkel am 8. November 2023 auf X dokumentiert.
Hier war der Tesla geparkt
AFP konnte den genauen Ort in der Wilhelm-Exner-Gasse identifizieren, an dem das beschmierte Auto geparkt war. Ein Indiz dafür fand sich im Original-Foto, das im "Heute"-Artikel nicht zugeschnitten war. Im Hintergrund ist auf einem Schild "Probebühnen der Volksoper" zu lesen. Ein Eingang dieses Gebäudes befindet sich in der Wilhelm-Exner-Gasse.
Gegenüber der Garagen-Einfahrt befand sich das besagte Auto. Ein Blick auf Google-Maps zeigt dasselbe Gebäude mit den charakteristischen Fenstern, die auch in dem aktuell geteilten Foto zu sehen sind.
Keine neuen Anzeigen seit Amtseinführung Trumps
Die Polizei Wien bestätigte auf AFP-Anfrage, dass sie nach dem erwähnten Fall "mehrere Anzeigen wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und Anzeigen nach dem Verbotsgesetz" aufnahm, wie eine Sprecherin am 29. Januar 2025 schrieb. Die Staatsanwaltschaft Wien habe die Ermittlungen inzwischen jedoch eingestellt.
Seit dem Tag der Amtseinführung Donald Trumps seien "keine derartigen Fälle zur Anzeige gebracht worden", hieß es von der Sprecherin weiter.
Politische Einmischung Musks in Deutschland sorgte für Debatten
Für Aufsehen sorgte der US-amerikanische Tech-Milliardär Elon Musk unlängst, als er bei der Inauguration von US-Präsident Donald Trump eine Handbewegung machte, die an einen Hitlergruß erinnerte.
Verwunderung und Empörung gab es im Zusammenhang mit Elon Musk erneut nach dem Wahlkampfauftakt der AfD, über die aktuell ein Verbot diskutiert wird. Am 25. Januar 2025 eröffnete AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel in der sächsischen Stadt Halle den Bundestagswahlkampf. Musk war per Video zugeschaltet. AfD-Anhängerinnen und -Anhänger forderte er auf, "stolz" darauf zu sein, "Deutsche zu sein". Der Fokus sei "zu sehr auf die Schuld der Vergangenheit gerichtet, und das müssen wir hinter uns lassen", fügte er hinzu und schwärmte von der "deutschen Kultur", die "tausende Jahre" zurückreiche. Anfang des Jahres sprach er auf der von ihm im Jahr 2022 gekauften Plattform X live mit AfD-Chefin Alice Weidel und warb für die AfD.
Fazit: Ein im Netz kursierendes Foto von einem weißen Tesla, auf den ein rotes Hakenkreuz gesprayt wurde, steht nicht im Zusammenhang mit Elon Musks Hitlergruß-ähnlicher Geste. Das Foto stammt aus 2023. Laut Polizei Wien gab es seit Musks Auftritt bei der Amtseinführung von Donald Trump keine solchen Vorfälle.