Nein, Karl Lauterbach hat nicht getwittert, die Impfpflicht sei gegen die AfD gerichtet

Hunderte User haben seit Anfang April den Screenshot eines angeblichen Tweets von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geteilt, in dem dieser erklärt haben soll, die Einführung einer Impfpflicht sei gegen die AfD gerichtet. Der Tweet ist gefälscht, wie auf dem geteilten Screenshot zu erkennen ist. Das Gesundheitsministerium dementierte zudem die Echtheit des Tweets.

Hunderte Nutzerinnen und Nutzer haben seit Anfang April einen Facebook-Beitrag (hier, hier) mit einem gefälschten Tweet von Gesundheitsminister Karl Lauterbach geteilt. Auch auf Twitter teilten Hunderte den Beitrag, auf Telegram sahen ihn Tausende.

Die Behauptung: Der Beitrag zeigt den Screenshot eines Tweets, der angeblich von Gesundheitsminister Karl Lauterbach stammt. Darin heißt es: "Um die Demokratie in Deutschland zu retten, ist es nach wie vor wichtig, die Impfpflicht durchzusetzen. Denn keine Impfpflicht bedeutet einen Sieg für die rechtsextreme AfD. Medizinische Gründe sind hier sekundär, primär sind die politischen Gründe." Im Beitragstext heißt es: "Also geht es Ihnen bei der Impfpflicht nicht um die Gesundheit der Menschen sondern nur darum der Afd eins auszuwischen."

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Facebook-Screenshot der Behauptung: 13.04.2022

Seit Beginn der Impfkampagne gegen das Coronavirus wird in Deutschland kontrovers über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht diskutiert. Besonders die AfD lehnte eine verpflichtende Corona-Impfung für alle Bürgerinnen und Bürger ab. Am 7. April 2022 lehnte der Deutsche Bundestag die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht für Menschen ab 60 Jahren ab.

Karl Lauterbach warb im Vorfeld der Debatte vehement für die Pflichtimpfung, auch auf Twitter. Der Gesundheitsminister argumentierte dabei vor allem mit der erhöhten Sterblichkeit von Menschen über 60 Jahren bei einer Corona-Infektion, die mit einer Impfung besser geschützt seien.

Der aktuell geteilte Screenshot des angeblichen Tweets ist eine Fälschung. Vielmehr twitterte Lauterbach noch am 7. April 2022, dem Tag der Abstimmung im Bundestag: "90% der Corona Todesfälle sind über 60 J[ahre, Anm. d. Redaktion] alt. Daher ist die Impflücke in dieser Gruppe besonders wichtig. Der Gesetzesantrag zur Impfpflicht beginnt mit der Impfpflicht für diese Altersgruppe."

Auf Lauterbachs Twitter-Profil findet sich hingegen aktuell sowie inInternetarchiven kein Tweet, in dem der er die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht als eine gegen die AfD gerichtete politische Maßnahme bezeichnet. Der Sprecher des Gesundheitsministerium, Hanno Kautz, dementierte zudem die Echtheit des Screenshots: "Der Tweet ist ein Fake", schrieb Kautz in einer E-Mail an AFP vom 12. April 2022.

Falscher Username entlarvt den Screenshot als Fälschung

Der Screenshot des angeblichen Tweets weist darüber hinaus Unstimmigkeiten auf: Lauterbach führt in seinem Benutzernamen auf Twitter, "Prof. Karl Lauterbach", seinen Professorentitel. In dem aktuell geteilten Screenshot steht jedoch lediglich "Karl Lauterbach". Anfang April hat Lauterbach diesen Namen auch nicht verändert.

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Screenshots des gefälschten Tweets (links) und eines echten Tweets (rechts) von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach: 12.04.2022

Fazit: Bei dem aktuell geteilten Screenshot eines Tweets von Karl Lauterbach handelt es sich um eine Fälschung. Das belegt unter anderem der falsche Benutzername Lauterbachs. In der Vergangenheit argumentierte Lauterbach für die Einführung einer Impfpflicht mit medizinischen Gründen. Zudem dementierte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums die Echtheit des Tweets.

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