Nein, Fridays for Future hat keine Sozialarbeiter für Fitnessstudios gefordert
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- Veröffentlicht am 13. April 2022 um 17:26
- Aktualisiert am 14. April 2022 um 15:58
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: Feliks TODTMANN, AFP Deutschland
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Hunderte Nutzerinnen und Nutzer teilten seit Ende März den Tweet eines angeblichen Accounts der Klimabewegung Fridays for Future auf Facebook. Der Tweet bezeichnet Fitnessstudios unter anderem als "Brutstätte für neoliberale Chauvinisten wie Putin oder Trump". Auch auf Tiktok sahen Zehntausende User den Beitrag.
Die Behauptung: Der Beitrag zeigt den Screenshot eines Twitter-Threads vom 26. März 2022, also eine Reihe von Tweets zu demselben Thema. Dem Screenshot zufolge ist der Urheber des Tweets ein Account mit dem Namen "Fridays for Future Schilda". In dem Tweet wird behauptet, in Fitnessstudios würden "vor allem Cis-Männer trainieren", die ihre Prioritäten auf "archaische Eigenschaften wir Kraft und Äußerlichkeiten" legten. Fitnessstudios seien zudem ein Raum, wo sich Männer "unwidersprochen radikalisieren" könnten und somit eine "Brutstätte für neoliberale Chauvinisten wie Putin oder Trump". Der Thread endet mit der Forderung, "Fitnessstudios sollten verpflichtet werden Sozialarbeiter*innen und Pädagog*innen einzustellen".
In den Beiträgen, die den Screenshot verbreiten, wie auch in den Kommentaren wird deutlich, dass die Mehrheit der User den Tweet für eine authentische Aussage der Klimaaktivistinnen und -aktivisten von Fridays for Future halten. So heißt es in einem Posting: "Fridays for Future. So wird des leider nix." Ein anderer Nutzer kommentierte: "Fridays for Faschismus möchte uns alles ganz genau vorschreiben." Andere wiederum erkannten, dass es sich bei dem Beitrag um Satire handelt: "also zuzutrauen ist es denen ja.. aber 'FFF Schilda' scheint wohl doch eher Satire zu sein", kommentierte ein Facebook-Nutzer.
Der Tweet zur gesellschaftlichen Rolle von Fitnessstudios existiert tatsächlich. Er wurde am 26. März 2022 auf Twitter von dem Account "Fridays for Future Schilda" gepostet. Bei dem Profil handelt es sich um einen Satire-Account. Viele Tweets lesen sich als ironische Auseinandersetzung mit Fridays-for-Future-Positionen, etwa, wenn ein Tweet zu einer Autofahrt wie folgt kommentiert wird: "Toxische Männlichkeit in Reinkultur. Wir brauchen sofort ein Tempolimit und feministische Außen- und Innenpolitik!"
Keine Fridays-for-Future-Ortsgruppe in Schilda
Schilda bezieht sich dabei nicht auf einen realen Ort, sondern ist mutmaßlich eine Anspielung auf mittelalterliche Schelmengeschichten. Die Schildbürgergeschichten, die Ende des 16. Jahrhunderts erstmals in Buchform veröffentlicht wurden, erzählen in satirischer Form von den Erlebnissen der Einwohner der fiktiven Stadt Schilda, der Schildbürger. Die Geschichten der teils unsinnigen Maßnahmen der Schildbürger sind auch namensgebend für die Redewendung des Schildbürgerstreichs, eine Handlung, die ihren Zweck verfehlt.
Der einzige Ort in Deutschland, der aktuell den Namen Schilda trägt, ist eine Gemeinde im Süden Brandenburgs mit rund 435 Einwohnerinnen und Einwohnern. Eine Ortsgruppe von Fridays for Future gibt es hier nicht, wie eine Übersicht der aktiven Gruppen auf der Website der Klimaschutzbewegung zeigt.
Das bestätigte auch die Sprecherin von Fridays for Future Deutschland, Carla Reemtsma, in einer E-Mail vom 11. April 2022 gegenüber AFP: "Bei Fridays For Future gibt es keine uns bekannte Ortsgruppe Schilda. Da im fiktiven Schilda ja auch die Schildbürger wohnen und auch niemandem die Ortsgruppe oder Personen hinter dem Account bekannt sind, ist davon auszugehen, dass es sich um einen Scherz-Account handelt." Darüber hinaus, schrieb Reemtsma, habe Fridays For Future keine Position zu Fitnessstudios. Auch AFP fand in den Forderungen der Klimaschutzbewegung keine Hinweise auf in der Vergangenheit geäußerte Forderungen in Bezug auf Fitnessstudios.
Fazit: Der Tweet zur gesellschaftlichen Rolle von Fitnessstudios ist echt, stammt jedoch von einem Satire-Account. In dem Ort Schilda gibt es keine Fridays-for-Future-Gruppe, wie eine Sprecherin der Klimaschutzbewegung erklärte. Zudem ist Schilda eine Anspielung auf mittelalterliche Satiregeschichten.