Nein, der russische Präsident drohte dem Westen nicht in italienischen Medien

Ende Januar haben Hunderte Facebook-User ein Zitat aus einem vermeintlichen Interview von Wladimir Putin mit italienischen Medien geteilt. Darin soll der Präsident Russlands "Amerika und Europa" gedroht haben, weil diese "satanischen Pläne" zur Reduzierung der Weltbevölkerung verfolgen würden. Für solche Aussagen gibt es aber keine Belege und immer wieder andere angebliche Quellen.

Etwa 1300 User haben seit dem 27. Januar das vermeintliche Putin-Zitat geteilt (hier, hier und hier). Einen Tag später tauchte es auch in zahlreichen Telegram-Gruppen auf, wo es bis zu 249.000 Views hat (etwa hier, hier und hier).

Auch auf Slowenisch kursiert die Behauptung, die AFP bereits hier geprüft hat.

Die deutschen Postings zeigen ein Bild Putins. In der Beschreibung heißt es: "Ausschnitt aus italienischen Medien: [...] Ich möchte mit den Staaten der Welt sprechen. [...] Sie möchten die Weltbevölkerung absichtlich reduzieren indem Sie unschuldige Leben opfern [...] Ich bin mir Ihrer satanischen Pläne bewusst, die Bevölkerung des Planeten zu reduzieren. Sie sind so BÖSE, die SCHWÄCHSTEN und MARGINALISIERTEN zu benutzen. [...]" Weiter soll Putin laut Beitragstext gesagt haben: "WENN AMERIKA UND EUROPA DIESE PLÄNE NICHT BEENDEN, müssen Sie sich nicht nur mit Gottes Urteil konfrontieren, sondern auch mit mir."

Image
Facebook-Screenshot: 4. Februar 2021

Keine Beweise für Putins Aussage

Die Beiträge führen das Zitat auf ein vermeintliches Interview mit italienischen Medien zurück. Die AFP-Redaktion in Italien konnten allerdings keinerlei Informationen darüber finden, dass Putin gegenüber italienischen Medien je solche Aussagen getätigt hat.

Auch eine Google-Suche nach der Kombination der Schlüsselbegriffe: "Dio" (Gott) "piani satanici" (satanische Pläne) und "Putin" ergab keine Treffer oder Hinweise auf Interviews in italienischen Medien. Auch eine Suche auf Russisch "Бог" (Gott) "Сатанинские планы" (satanische Pläne) in Kombination mit "Путин" (Putin) ergab keine passenden Ergebnisse – auch nicht mit dem Zusatz "Италия" (Italien).

Die AFP-Redaktion in Moskau bestätigte außerdem nach eigenen Recherchen, dass der russische Präsident nie eine öffentliche Rede mit diesen Aussagen gehalten hat. AFP hat weiterhin die offiziellen Statements des Kremls auf der Internetseite des russischen Präsidialamtes durchsucht. Dort werden laut Kreml alle gültigen Stellungnahmen des Präsidenten veröffentlicht. Selbst nach einer umfassenden Suche und Verwendung verschiedener Kombinationen von Schlüsselwörtern, auch in russischer Sprache, fand AFP keinen Bericht über eine ähnliche Rede, in der der Präsident den Westen etwa über "satanische Pläne" sprach.

Unseriöse Quellenangaben

Die Google-Suche nach dem deutschen Text des vermeintlichen Interviews führte AFP zu weiteren Versionen der Behauptung. Dazu gehörte etwa ein Blog, der das Putin-Zitat am 28. Januar 2021 veröffentlicht hatte. Die Quellenangabe dort bezieht sich allerdings nicht auf italienische Medien, sondern auf eine "Nachrichtenagentur ADN (SMAD-Lizenz-Nr. 101 v. 10.10.46) vom 28.01.2021".

Dieser Allgemeine Deutsche Nachrichtendienst (ADN) war eine am 10. Oktober 1946 gegründete Nachrichtenagentur, die 1953 von der DDR verstaatlicht wurde. 1992 wurde ADN vom Deutschen Depeschendienst (ddp) übernommen, den es heute auch nicht mehr gibt. Ein ADN-Interview mit Putin vom 28. Januar 2021 kann somit nicht existieren.

Dieselbe Behauptung über das vermeintliche Putin-Zitat kursiert bereits im Juli 2020 im Internet. Sie wurde im Kongo auf Französisch geteilt und dort bereits von Congocheck entlarvt. Die Faktencheck-Plattform überprüfte die vermeintlichen Zitate dort damals in Verbindung mit einem Video einer echten Rede des russischen Präsidenten zum 70. Jahrestag des Sieges über den Nationalsozialismus. Die damals spanischen Untertitel des Videos gaben die Übersetzung aber falsch wieder.

Fazit

Es gibt keine Beweise dafür, dass der russische Präsident Wladimir Putin dem Westen die Verfolgung von "satanischen Plänen" vorwirft und ihnen deshalb droht. Die angebliche Quelle für diese Aussage war unauffindbar. Auch der Kreml selbst führt keinerlei Äußerungen solcher Art im Archiv. AFP hat dafür andere vermeintliche Quellen für das Zitat gefunden. Auch diese haben sich als falsch herausgestellt.

Im November 2020 kursierte bereits ein anderes falsches Putin-Zitat in den Sozialen Medien. Darin soll er die deutsche Bevölkerung von 1939 mit der heutigen verglichen haben. AFP hat auch dieses Zitat geprüft.

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns