Eine Gruppe von Schülern der Kakamega-Grundschule im Westen Kenias wartet am 4. Februar 2020 darauf, abgeholt zu werden. ( AFP / BRIAN ONGORO)

Video zeigt Opfer einer Massenpanik in Kenia, keine an Corona-Impfungen verstorbenen Kinder in Südafrika

Ein in sozialen Medien verbreitetes Video soll angeblich 13 Kinder zeigen, die in Südafrika an den Folgen der Corona-Impfung gestorben seien. Das Video wurde allerdings im Februar 2020 in Kenia aufgenommen, ein Jahr bevor Südafrika sein Corona-Impfprogramm startete. Die Kinder in der Aufnahme starben bei einer Massenpanik an ihrer Schule im Westen Kenias.

Die Kamera schwenkt über leblos am Boden aufgereihte Kinderkörper, umringt von einer entsetzt schreienden Menge. Dutzende Nutzerinnen und Nutzer haben Ende Oktober ein Video mit dieser Szene auf Facebook (hier, hier) geteilt, die angeblich 13 an Corona-Impfungen verstorbene Kinder in Südafrika zeigen soll. Tausende sahen die Aufnahme auch auf Telegram (hier, hier, hier).

Ähnliche Behauptungen verbreiteten Nutzerinnen und Nutzer auch auf Portugiesisch, Spanisch, Koreanisch und Griechisch.

Die Falschbehauptung: Unter der Aufnahme der toten Kinder steht: "13 Kinder sterben offensichtlich an einer einzigen Schule in Südafrika durch die Covid-Giftspritzen – von den Medien vertuscht. Kämpft für Euer Kinder auf Lebend und Tod! Laßt sie niemals spritzen!"

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Facebook-Screenshot der Falschbehauptung: 11.11.2021, Unkenntlichmachung durch AFP

AFP überprüfte das aktuell geteilte Video bereits im Februar 2020. Damals hatten User es mit der Behauptung geteilt, es zeige eine Gasattacke in Sambia. Dabei fand AFP ein am 3. Februar 2020 auf Facebook veröffentlichtes Posting. Es trägt den Titel "Kakamega Grundschule Massenpanik" und der Text berichtet von einer "Tragödie".

Das zeigt, dass das Video bereits lange vor dem Start von Impfkampagnen in Afrika oder sonst wo in der Welt geteilt worden war. Südafrika, wo die Kinder laut den Postings angeblich gestorben sein sollen, startete seine Corona-Impfungen erst ein Jahr später, im Februar 2021.

Mit einer Suche nach diesen Stichworten Kakamega, Schule und Kinder fand AFP Medienberichte über eine solche Massenpanik in der Schule von Kakamega im Westen Kenias. Das Unglück ereignete sich am 3. Februar 2020. Mindestens 13 Kinder kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt, wie auch AFP damals meldete. Andere Berichte sprechen von mindestens 14 toten Kindern.

Lokale Medien (hier, hier) schrieben Ende Juni 2020 über die Ergebnisse einer Untersuchung des Unglücks. Daraus ging hervor, dass es sich bei der ausgebrochenen Massenpanik um einen Unfall handelte und es kein "klares Verbrechen" als Ursache gab.

Andere Aufnahmen zeigen den selben Vorfall

Eine längere, am 3. Februar 2020 auf Youtube veröffentlichte Aufnahme zeigt die Kinderkörper aus demselben Winkel. Auch dieses Video ist als "Kakamega Grundschüler Gedränge" beschrieben. Das macht erneut deutlich, dass das Video schon lange vor dem Beginn erster Impfkampagnen online stand. In Kenia starteten Corona-Impfungen im März 2021.

Über die Folgen der Massenpanik berichteten AFP auch per Video, ebenso der kenianische Fernsehsender "NTV Kenya" oder die britische Boulevardzeitung "Daily Mail". Aus den Berichten wird klar, dass es sich um dasselbe Unglück wie im aktuell geteilten Video handelt. So sind beispielsweise Helfer zu sehen, die sich um die überlebenden Kinder kümmern. Die Kinder tragen die gleiche hellgrüne Schuluniform wie die Kinder in dem auf Facebook geteilten Video. Die in den Artikeln gezeigten Bilder zeigen etwa die Füße der Kinder, einige von ihnen tragen Socken.

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Screenshots aus dem Bericht von AFP (links), NTV Kenya (Mitte) und des von AFP undeutlich gemachten aktuell geteilten Videos (rechts)

AFP fand außerdem ein weiteres Foto vom 4. Februar 2020, das das Magazin "AfrikMag" am folgenden Tag veröffentlichte. Das Bild zeigt dieselbe Szene aus einem anderen Winkel. Auch hier stimmen Details der Kleidung der Kinder mit dem aktuell geteilten Video überein.

Fazit: Das Video zeigt Kinder, die bei einer Massenpanik in einer Schule in Kenia im Februar 2020 starben. Mit Corona-Impfungen in Südafrika hat es nichts zu tun, die dortige Impfkampagne begann erst ein Jahr später.

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