Nein, Toyota entwickelt keinen wasserbetriebenen Motor

Der Wettlauf um die Entwicklung emissionsfreier Fahrzeuge führt regelmäßig zu irreführenden und falschen Behauptungen in sozialen Medien. Eine der jüngsten Behauptungen lautet, dass der weltweit größte Autohersteller Toyota einen revolutionären, mit Wasser betriebenen Motor entwickelt habe, der Lithium-Batterien oder Ladestationen überflüssig mache. Diese Behauptung ist jedoch falsch, wie Toyota gegenüber AFP erklärte. Fachleute erklärten zudem, eine solche Technologie sei nicht nur äußerst ineffizient, sondern auch technisch nicht realisierbar.

"Toyota entwickelt einen wasserbetriebenen Motor, der nur Wasserdampf ausstößt – ganz ohne Lithium, ganz ohne Aufladen", hieß es in einem Sharepic in einem vielfach geteilten Facebook-Beitrag vom 17. Juni 2025. "Mit dieser Technologie läutet Toyota das Ende der Batterie-Ära ein – und zeigt der Welt, dass nachhaltige Mobilität auch ohne tonnenschwere Akkus möglich ist", lautete ein Teil des Beitrags, in dem das Bild verbreitet wurde. 

Das Bild ist eine Fotomontage aus zwei Aufnahmen. Darauf ist jeweils ein Mann auf einer Bühne zu sehen, der in beiden Fällen neben einem Motorenmodell des weltgrößten Autoherstellers Toyota zu stehen scheint.

Die Behauptung kursierte auch auf X und Telegram sowie in anderen Sprachen wie Bulgarisch, Englisch, Französisch, Rumänisch und Spanisch.

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Facebook-Screenshot der Behauptung, rotes Kreuz von AFP hinzugefügt: 6. August 2025

Im Wettlauf um die Entwicklung emissionsfreier Fahrzeuge taucht seit mehreren Jahrzehnten immer wieder die Idee auf, dass Wasser eines Tages Kraftstoff ersetzen könnte. Diese Hypothese wurde bislang jedoch nie durch solide wissenschaftliche Beweise bestätigt, wie AFP bereits in der Vergangenheit auf Französisch überprüft hat.

Behauptungen wie diese nähren oft Narrative, dass große Firmen – insbesondere aus der Automobil- und Ölindustrie wie beispielsweise der Öl- und Gaskonzern TotalEnergies – revolutionäre Technologien geheim halten würden, um ihre wirtschaftlichen Interessen zu schützen. Mitunter wird sogar behauptet, dass sie Patente kaufen würden, um sie zu verbergen, oder sogar so weit gingen, ihre Erfinderinnen und Erfinder verschwinden zu lassen.

Auch die Behauptung, dass Toyota einen wasserbetriebenen Motor vorgestellt hätte, der nur Wasserdampf ausstoße, ist falsch. 

Toyota entwickelt keinen "Wassermotor"

"Wir entwickeln tatsächlich nichts, was als 'Wassermotor' bezeichnet werden könnte", erklärte Jean-Yves Jault, Vertreter der Toyota Motor Corporation, in einer E-Mail an AFP am 23. Juli 2025. Jault bezeichnete die online kursierenden Behauptungen als "Fehlinformationen" und verwies auf einen Artikel des "Forbes"-Magazins vom 15. Juni 2025, in dem dieses Gerücht widerlegt wird. Darin erklärte der Autor und Chemieingenieur Robert Rapier, dass "die Idee, dass Wasser ein Auto antreiben könnte, absurd ist".

Tatsächlich produziert Toyota Fahrzeuge, die Wasserstoff – kein Wasser – als Kraftstoff verwenden. Diese Autos, wie beispielsweise das Modell Mirai, werden an speziellen Tankstellen betankt und sind mit Lithium-Ionen-Batterien zur Speicherung und Steuerung der Energie ausgestattet.

Elektrolyse zur Wasserstoffherstellung verbraucht Strom

Wasserstoff entsteht durch Elektrolyse. Sie ist ein chemischer Prozess, bei dem mithilfe von elektrischem Strom eine chemische Reaktion ausgelöst wird, um Wassermoleküle (H₂O) in Wasserstoff (H₂) und Sauerstoff (O₂) aufzuspalten. Dieser Prozess erfordert eine große Menge an Strom und ist nur mit einer stabilen Energiequelle effizient. 

Der gewonnene Wasserstoff kann anschließend als Kraftstoff verwendet werden, insbesondere in Fahrzeugen mit Brennstoffzellen. Damit die Elektrolyse allerdings in einem Automotor stattfinden kann, ist eine Stromquelle im Fahrzeug wie beispielsweise eine Batterie erforderlich.

"Ein solches System wäre jedoch äußerst ineffizient, da jeder Schritt der Energieumwandlung Verluste mit sich bringt", führte Rapier in seinem "Forbes"-Artikel das "Grundprinzip der Thermodynamik" weiter aus. "Anstatt eine Batterie zur Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse zu verwenden und diesen Wasserstoff dann zum Antrieb eines Autos zu nutzen, wäre es viel effizienter, den Strom direkt für den Antrieb zu verwenden."

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Grafik, wie Wasserstoff durch erneuerbare Energien erzeugt wird: 17. August 2023 (Gustavo IZUS, Thorsten EBERDING, Tatiana MAGARINOS / AFP)

Diese Schlussfolgerungen wurden von mehreren Expertinnen und Experten bestätigt, darunter Plamen Punov, Professor an der Technischen Universität Sofia, der Studierendenprojekte zu Wasserstoff-Brennstoffzellen betreut. Er betonte, dass Wasserstoff als Kraftstoff nicht in den Fahrzeugen selbst erzeugt wird.

"Alle diese Fahrzeuge erzeugen Strom über Brennstoffzellen, die mit reinem Wasserstoff betrieben werden, der zuvor in Tanks gespeichert wurde", erklärte er in einer E-Mail vom 7. Juli 2025 an AFP. "Ich kenne kein Fahrzeug dieser Art [das seinen eigenen Wasserstoff an Bord produzieren kann, Anm. d. Red.], und selbst in der Theorie wäre es äußerst ineffizient und unpraktisch."

Boriana Tsaneva, Doktorin der Chemie an derselben Universität, bestätigte gegenüber AFP in einer E-Mail vom 7. Juli 2025, dass "es technisch möglich ist, die Restenergie eines fahrenden Fahrzeugs mittels Elektrolyse zu nutzen". Diese Option sei jedoch "nicht wirtschaftlich".

Sie erklärte, dass dies nicht nur auf die hohen Kosten und das zusätzliche Gewicht zurückzuführen sei, die mit der Installation einer Elektrolysezelle und ihrer elektronischen Steuerungskomponenten verbunden seien, sondern auch auf die Gefahr, die von dem entstehenden explosiven Gasgemisch ausgehe. Dieses Gemisch könne Tsaneva zufolge nicht sicher gelagert werden und müsse unmittelbar nach seiner Entstehung eingesetzt werden. Zudem entstehe bei der Verbrennung des Gasgemisches nur eine vernachlässigbare Menge nutzbarer Energie.

Wasser als Kühlungsmittel genutzt

Die Falschbehauptung könnte auf ein Patent für einen Wasserstoffmotor mit Wasserkühlsystem zurückzuführen sein, das Toyota im Jahr 2023 angemeldet hat. Dabei wird Wasser nicht als Kraftstoff, sondern lediglich als Kühlmittel verwendet, das die traditionell genutzte Luft ersetzt.

Die Kühlung durch Wasser ermöglicht eine bessere Kontrolle der hohen Temperaturen, die bei der Verbrennung von Wasserstoff entstehen. Dadurch können auch leichtere Materialien in den Brennkammern und Zylindern verwendet werden, wodurch der Motor gleichzeitig effizienter und leichter wird.

Im Toyota Mirai kommt jedoch die aktuelle Technologie des Herstellers zum Einsatz: Das Modell wird mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben, die Strom für einen Elektromotor erzeugt. Der Wasserstoff wird in Hochdrucktanks gespeichert und an speziellen Tankstellen nachgefüllt. Im Betrieb stößt das Fahrzeug lediglich Wasserdampf aus – ein Nebenprodukt der chemischen Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff. Das Fahrzeug verfügt aber über kein Elektrolysesystem und produziert keinen Wasserstoff an Bord. Außerdem ist es mit einer Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet.

Langfristig verfolgt Toyota laut eigenen Angaben einen Mehrfachansatz für eine CO2-neutrale Mobilität. Er umfasst die Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellen, wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren sowie Festkörperbatterien, die mehr Sicherheit, Reichweite und Leistung bieten könnten.

Toyota nutzt Elektrolyse zwar zur Wasserstofferzeugung in einigen seiner Anlagen, jedoch ausschließlich außerhalb von Fahrzeugen.

Batterieantrieb ist günstiger als Wasserstoffantrieb

Im Jahr 2025 dominieren batteriebetriebene Elektrofahrzeuge den Weltmarkt für emissionsfreie Transportmittel, da sie kostengünstiger und energieeffizienter sind als mit Wasserstoff betriebene Autos und die Ladeinfrastruktur immer weiter ausgebaut wird.

Einige Hersteller, darunter Toyota, sehen Wasserstoffautos jedoch als ergänzende Lösung für den Schwerlastverkehr und für Langstreckenfahrten. Ihre großflächige Entwicklung wird allerdings durch hohe Produktionskosten und ein noch wenig ausgebautes Tankstellennetz begrenzt.

Die meisten Analystinnen und Analysten sind sich einig, dass die Zukunft der emissionsfreien Mobilität auf einem Mix aus verschiedenen Technologien beruhen wird: Batterien werden für Personenkraftwagen weiterhin die bevorzugte Option bleiben, während Wasserstoff in bestimmten Sektoren wie dem Fernverkehr, dem Schwerlastverkehr oder bestimmten industriellen Anwendungen eine strategische Rolle spielen könnte.

Fazit: Toyota hat keinen wasserbetriebenen Motor vorgestellt. Der Automobilhersteller produziert lediglich Fahrzeuge, die aus Tanks zugeführten Wasserstoff als Kraftstoff nutzen. Fachleute erklärten zudem, dass es ineffizient und unwirtschaftlich wäre, Wasserstoff direkt an Bord eines Autos durch die Aufspaltung von Wasser herzustellen.

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