Video von brennenden Solarmodulen hat nichts mit Hitzewelle in Spanien im Sommer 2025 zu tun

Im August 2025 erlebte Spanien die intensivste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen, begleitet von Tausenden hitzebedingten Todesfällen und verheerenden Waldbränden. Vor diesem Hintergrund verbreitete sich online ein Video von brennenden Solarmodulen mit der Behauptung, diese seien wegen der Hitze in Brand geraten. AFP fand jedoch heraus, dass das Filmmaterial alt ist und aus verschiedenen Aufnahmen zusammengesetzt wurde, die nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Eine Expertin betonte, dass Photovoltaikmodule selbst aus nicht brennbarem Material bestehen und Brände in Energieanlagen in der Regel durch externe Faktoren entstehen.

"Wegen der enormen Hitze brennen in Südspanien an zahlreichen Orten Sonnenkollektoren, selbst die, die an Laternen befestigt sind", lautete der Beginn eines Telegram-Beitrags vom 19. August 2025, in dem ein Video mit mehreren Aufnahmen von brennenden Solarmodulen und Straßenlaternen geteilt wurde. Die Behauptung kursierte auch auf Instagram, Threads, X, Linkedin und Facebook sowie auf anderen Sprachen wie Bulgarisch, Englisch, Slowakisch und Spanisch.

Das Video in dem Beitrag besteht aus verschiedenen kurzen Aufnahmen. Die erste zeigt brennende Solarmodule auf einer Wiese. Die zweite, dritte und vierte zeigen Straßenlaternen, von denen einige mit Solarzellen ausgestattet sind. Aus den Laternen scheint Dampf oder Rauch aufzusteigen. Zuletzt ist eine brennende Solarzelle auf einer Straßenlaterne zu sehen, die schließlich explodiert und zum Teil zu Boden fällt. "Es ist so heiß, dass die Solarzellen eine Chemikalie erzeugen, die bei Kontakt mit Lithium eine kleine Explosion verursacht", wird in dem 25-sekündigen Video eingeblendet.

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Telegram-Screenshot der Behauptung: 9. September 2025

In Spanien herrschte im August 2025 eine 16-tägige Hitzewelle. Mit Durchschnittstemperaturen, die 4,6 Grad über vorigen vergleichbaren Ereignissen lagen, war es die extremste Hitzewelle seit Beginn der Aufzeichnungen. Das spanische Gesundheitsinstitut Carlos III meldete mehr als 1100 Todesfälle, die auf die Hitze im August zurückgingen. Im Juli gab es bereits mehr als 1000 Hitzetote.

Die Hitzewelle begünstigte auch zahlreiche Waldbrände in Spanien und  Portugal – vier Menschen wurden dabei in jedem der beiden Staaten getötet, tausende mussten evakuiert werden. In Spanien verbrannten in diesem Jahr bereits mehr als 350.000 Hektar Land, in Portugal wurde eine Fläche von rund 254.000 Hektar durch Feuer zerstört.

Laut der World Weather Attribution Organization treten extreme Wetterbedingungen, die Waldbrände begünstigen, wegen des Klimawandels etwa 40-mal häufiger auf und sind etwa 30 Prozent intensiver als in einem vorindustriellen Klima. Forschende warnen, dass Ereignisse wie die extreme Hitze in Spanien, die früher einmal alle 500 Jahre auftrat, nun etwa alle 15 Jahre zu erwarten ist.

Das Video in den online geteilten Beiträgen steht jedoch in keinem Zusammenhang mit der Hitze in Spanien im Juli und August 2025. 

Video von brennenden Solarmodulen ist alt

Mithilfe einer umgekehrten Bildsuche eines Screenshots der ersten Aufnahme fand AFP mehrere Videos aus dem Jahr 2021. Das älteste wurde am 27. Februar 2021 auf Youtube veröffentlicht. Das Video wurde von einem polnischen Account hochgeladen, dessen Name übersetzt lautet: "Der Elektriker wird vom Strom nicht berührt." In der Accountbeschreibung heißt es: "Die interessantesten Momente aus dem Leben von Elektrikern … WARNUNG: Die hier veröffentlichten Inhalte können humoristisch sein – ahmen Sie nichts nach, was Sie nicht verstehen!" Außerdem wird dort auf eine Website mit demselben Namen wie dem des Accounts verlinkt, auf der Nutzer Inhalte selbst hinzufügen können.

Zwar konnte AFP den genauen Ort dieser Aufnahme nicht identifizieren und die Ursache für den Brand der Solarmodule nicht verifizieren. Die Suchergebnisse beweisen jedoch, dass die Aufnahmen nicht von Juli oder August 2025 stammen.

Aus Laternen kommt Wasser, kein Rauch

Eine weitere umgekehrte Bildsuche mit Screenshots der restlichen Aufnahmen aus dem online geteilten Video führte unter anderem zu einem Facebook-Post vom 2. September 2024. In dem darin geteilten Video sind Straßenlaternen ohne Solarmodule zu sehen, die jenen in den Videos mit der Falschbehauptung ähneln. Dazu heißt es: "Das Wetter in Chongqing ist so heiß, dass die Straßenlaternen 'rauchen' (Gerücht widerlegt: Tatsächlich handelt es sich um ein intelligentes Sprühkühlsystem, das in die Straßenlaternen eingebaut ist)!" Im Video sind die Düsen, die Wasser in Form von Nebel versprühen, deutlich zu sehen.

Chongqing ist eine Stadt im Südwesten Chinas. Ausgehend davon und aufgrund der Tatsache, dass in den Aufnahmen eine Sprache zu hören ist, die wie Chinesisch klingt, suchte AFP mit denselben Screenshots in der chinesischen Suchmaschine Baidu nach weiteren Informationen. Die Suche führte zu Videos, die dieselbe Szene zeigen wie die Aufnahmen mit der Falschinformation, jedoch horizontal gespiegelt. In den meisten Ergebnissen wird ebenfalls behauptet, dass die Lampen Rauch ausstoßen. Ein Video von September 2024 trägt jedoch den Titel: "Wie heiß ist es in Chongqing? Die Straßenlaternen rauchen. Arbeiter erklären: Die Straßenlaternen sorgen nicht nur für Beleuchtung, sondern versprühen auch Kühlwasser." 

Eine Stichwortsuche führte AFP zudem zu Bildern des Fotografen Chen Chao von China News Service auf der Fotoplattform Getty Images, die am 22. April 2022 veröffentlicht wurden. "Straßenlaternen versprühen Wasser, um die Staubbelastung zu kontrollieren", lautet die Bildbeschreibung übersetzt.

In einer Mitteilung des chinesischen Unternehmens Huaxia Xingguang Intelligent Technology von September 2022 ist ebenfalls die Rede von einem "intelligenten Kühl- und Staubreduzierungssystem". Das sogenannte "Hochdruck-Mikro-Nebel-System" versprüht gefiltertes Wasser in Form von feinem Nebel, der Staubpartikel einfängt und gleichzeitig die Luft kühlt, die Luftfeuchtigkeit erhöht und den Komfort für Fußgängerinnen und Fußgänger verbessern soll. Der Mitteilung zufolge zeigten Tests, dass das System die Temperatur um die Lampen innerhalb einer Stunde um etwa drei Grad Celsius senken konnte, während die Luftfeuchtigkeit um zehn Prozent erhöht wurde.

AFP fand online darüber hinaus ein Unternehmen, das Produkte mit dieser Technologie herstellt. Zhengzhou Maple Leaf Technology Engineering hat sich auf die Herstellung von Staubminderungsanlagen spezialisiert und führt in seinem Produktkatalog die erwähnten "Staubunterdrückungsvorrichtungen für Straßenbesprühung" auf.

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Screenshots eines Facebook-Beitrags mit der Falschbehauptung (links) und der Website des chinesischen Unternehmens Zhengzhou Maple Leaf Technology Engineering (rechts), rotes Kreuz von AFP hinzugefügt: 8. September 2025

Auch die Straßenlaternen mit Solarmodulen, die im online geteilten Video zu sehen sind, nutzen dasselbe Luftreinigungssystem. Mithilfe einer umgekehrten Bildsuche fand AFP ein Tiktok-Video von Juli 2025 mit denselben Aufnahmen. Durch die bessere Qualität dieser Version ist erkennbar, dass sich unter den Lampen durch das Sprühwasser Pfützen gebildet haben (Bild unten). Ort und Zeitpunkt der Aufnahme gehen aus dem Video nicht hervor. AFP fand darüber hinaus ein ähnliches Modell von Straßenlaternen, die mit Sprühwassersystemen ausgestattet sind.

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Tiktok-Screenshot eines Videos mit Pfützen unter Sprühwassersystemen an Straßenlaternen, gelbe Hervorhebungen von AFP hinzugefügt: 8. September 2025

Die letzten Aufnahmen aus dem geteilten Video, in denen ein brennendes Solarmodul an einer Straßenlaterne zu sehen ist, das anschließend explodiert und zum Teil zu Boden fällt, stehen ebenfalls in keinem Zusammenhang mit der Hitze in Spanien im Jahr 2025. In einem Faktencheck zu der Falschbehauptung hat das deutsche Medienhaus Correctiv das Video bis in das Jahr 2021 zurückverfolgt.

Nicht brennbares Material

"Photovoltaikmodule selbst sind nicht brennbar", erklärte Meglena Roussenova, Vorstandsvorsitzende der Bulgarischen Photovoltaikvereinigung, auf AFP-Anfrage am 5. September 2025.

Ihrer Einschätzung nach ist die Brandgefahr bei den Anschlussanlagen außerhalb des Photovoltaikmoduls am höchsten. "Diese Anlagen stehen unter besonderer Aufsicht, und selbst wenn es dort einen Zwischenfall gibt, bleibt er aufgrund spezifischer Brandschutzmaßnahmen auf die Anlage selbst beschränkt, sodass sich ein Brand in der Praxis nicht ausbreiten kann." Feuer in Photovoltaikparks seien "das Ergebnis externer Ursachen, die als Ausbreitung eines Brandes auf die Energieanlage selbst beschrieben werden können", fügte Roussenova hinzu und wies darauf hin, dass die Situation bei Solaranlagen auf Dächern identisch sei.

Aktuelle Zahlen zu Bränden von Solaranlagen in Deutschland gibt es nicht. Eine Studie aus dem Jahr 2013 des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme zusammen mit dem Tüv Rheinland ergab, dass "bis dahin lediglich 0,006 Prozent der Anlagen einen Brand mit größerem Schaden" angerichtet haben, wie der WDR berichtete. Im Jahr 2025 waren mehr als fünf Millionen Solaranlagen in Deutschland in Betrieb.

Roussenova merkte außerdem an, dass Desinformation über erneuerbare Energien durch russische Einflussgruppen zugenommen habe. "Solche Unterstellungen sind ein klassisches Beispiel für die hybride Desinformationskampagne Russlands gegen erneuerbare Energiequellen und insbesondere gegen Photovoltaikanlagen, getrieben von dem Potenzial erneuerbarer Energien, ein Schlüsselinstrument für die Energieunabhängigkeit Europas zu sein."

Die Situation in Andalusien

In einigen Beiträgen mit der Falschbehauptung hieß es außerdem, die Solarmodule im Video würden sich in der spanischen Region Andalusien befinden. Dort würden Olivenbäume gerodet, um Platz für die Anlagen zu schaffen. Tatsächlich gibt es Investitionspläne für große Solarparks in der Nähe der andalusischen Stadt Lopera, die zu Protesten lokaler Landwirtinnen und Landwirte sowie Klagen gegen die Regionalregierung geführt haben. Aktivistinnen und Aktivisten warnen, dass zehntausende Olivenbäume gefällt werden könnten, während die Behörden die Projekte verteidigen: Sie würden im öffentlichen Interesse liegen und seien für die Ziele Spaniens im Bereich der erneuerbaren Energien unerlässlich.

Am 14. Mai 2025 reichten Demonstrierende mehr als 55.000 Unterschriften ein, in denen sie ein Ende der massiven Abholzung von Olivenbäumen in Lopera forderten. Sie beklagten, dass die Institutionen weiterhin schweigen würden. Unterdessen haben Umweltplattformen bereits die ersten von Bürgerinnen und Bürgern finanzierten rechtlichen Schritte gegen Photovoltaikprojekte in Campiña Norte in Lopera eingeleitet.

Fazit: Ein Video mehrerer brennender Solarmodule zeigt keine Anlagen, die im August 2025 in Spanien durch die extreme Hitze in Brand geraten sind. Die Aufnahmen sind älter und teilweise an anderen Orten entstanden. Eine Expertin erklärte zudem, dass andere Teile von Solaranlagen Feuer fangen können, Solarmodule selbst aber nicht brennbar sind. 

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