Clip zeigt Explosion in Russland 2024, nicht US-Angriff auf iranische Atomanlage

Am 22. Juni 2025 haben sich die USA mit Luftangriffen auf drei iranische Atomanlagen in den Krieg zwischen dem Iran und Israel eingeschaltet. In diesem Zusammenhang kursierten online Explosionsaufnahmen, die fälschlicherweise als US-Angriffe auf Nuklearanlagen im Iran ausgegeben wurden. Tatsächlich ist das Videomaterial alt und wurde 2024 in Russland aufgenommen.

"Die USA haben gerade die Atomanlagen in einem Überraschungsangriff bombardiert, der von B2-Bombern durchgeführt wurde, wahrscheinlich mit 13.600 Kilogramm schweren Bunkerbrechern", schrieb ein X-User am 22. Juni 2025 und teilte ein rund einminütiges Video einer Explosion am Nachthimmel. Im Clip sind zudem mehrere Häuser und Bäume zu sehen.

Auch auf anderen Plattformen wie Facebook wurde das Video mit der Behauptung geteilt. Die Zeitung "Oberösterreichische Nachrichten" verwendete das Material in einem Facebook-Beitrag vom 24. Juni 2025 zur Illustration des US-Angriffs auf das iranische Atomprogramm ebenfalls.

Zudem kursierte das Video mit der Behauptung, es handle sich um aktuelle Aufnahmen aus dem Iran, in anderen Sprachen wie Serbisch und Burmesisch.

Image
X-Screenshot der Behauptung, rotes Kreuz von AFP hinzugefügt: 24. Juni 2025

Der Clip stammt jedoch aus der Zeit vor dem Iran-Israel-Krieg und steht in keinem Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt. 

Derartige Beiträge mit der Falschbehauptung verbreiteten sich, nachdem die USA am 22. Juni 2025 Angriffe auf die unterirdische Urananreicherungsanlage in Fordo sowie auf iranische Atomanlagen in Isfahan und Natans gestartet hatten. Die Angriffe erfolgten eine Woche nach einer Offensive Israels gegen den Iran, die Israel als Maßnahme zur Eindämmung des iranischen Atomwaffenstrebens bezeichnete. Die iranische Führung dementiert seit Jahren, Atomwaffen bauen zu wollen. Der Iran reagierte am 23. Juni 2025 mit einem Raketenangriff auf einen US-Luftwaffenstützpunkt in Katar und setzte zugleich den Beschuss israelischer Ziele fort. Am 24. Juni 2025 verkündete US-Präsident Trump eine Waffenruhe zwischen beiden Staaten.

Trump erklärte zu den US-Angriffen, dass Irans nukleare Fähigkeiten dadurch "vernichtet" worden seien. Ein vertraulicher vorläufiger US-Geheimdienstbericht ließ Zweifel an der Wirksamkeit aufkommen lassen. US-Präsident Donald Trump wies die Berichte zurück. Die israelische Armee äußerte sich zurückhaltender und erklärte, es sei noch zu früh für eine abschließende Bewertung der Angriffe.

Ukrainischer Drohnenangriff im September 2024

Mithilfe einer umgekehrten Bild- und Stichwortsuche fand AFP eine höher aufgelöste Versionen des Videos in mehreren Nachrichtenberichten über einen ukrainischen Drohnenangriff auf ein russisches Munitionslager in der Region Twer im September 2024.

Image
Screenshot-Vergleich zwischen dem geteilten Clip und dem von CNN veröffentlichten Video, rotes Kreuz von AFP hinzugefügt: 24. Juni 2025

Auch AFP berichtete über den Angriff, der einen Großbrand auslöste und zur Evakuierung der Bevölkerung in der Umgebung führte.

Eine weitere Stichwortsuche führte zu einem X-Beitrag vom 18. September 2024 eines Accounts, der sich auf die Geolokalisierung militärischer Aktivitäten im Ukrainekrieg spezialisiert hat und den Clip analysierte. 

Mithilfe dieser Informationen konnte AFP bestätigen, dass das Video in Toropets in der nordwestlich von Moskau gelegenen Region Twer aufgenommen wurde. AFP verglich das geteilte Video mit Bildern der russischen Stadt auf Google Maps. Zahlreiche Elemente wie Häuser oder Bäume stimmen überein:

Image
Vergleich des geteilten Videos mit Bildern von Google Maps, Hervorhebungen durch AFP

AFP überprüfte bereits mehrere Falschinformationen zum Iran-Israel-Krieg.

Fazit: In sozialen Medien kursierten Explosionsaufnahmen, die fälschlicherweise als US-Angriffe auf Nuklearanlagen im Iran ausgegeben wurden. Das Videomaterial ist allerdings alt und wurde 2024 in Russland aufgenommen. Es zeigt einen ukrainischen Drohnenangriff auf ein Waffenlager in der russischen Region Twer.

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns