
Altes Video aus Syrien fälschlich als US-Bombardierung iranischer Atomanlage dargestellt
- Veröffentlicht am 24. Juni 2025 um 15:23
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: AFP Naher Osten und Nordafrika
- Übersetzung: Katharina ZWINS , AFP Österreich
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"USA haben drei iranische Atomanlagen mit massiven Bunkerbuster-Bomben komplett zerstört. Der Iran behauptet, dass der größte Teil der Ausrüstung entfernt wurde", schrieb ein Facebook-User am 22. Juni 2025 und teilte ein Video. Es zeigt eine gewaltige Feuerball-Explosion am Nachthimmel, bevor eine laute Detonation die Aufnahme unterbricht.
Auch auf X kursierte der Clip. In der Beschreibung hieß es dazu: "In der Nacht haben die USA die drei iranischen Atomanlagen Natanz, Isfahan und Fordo angegriffen und vollständig zerstört (...) das bisher glaubwürdigste Video soll die Detonation in Fordo zeigen."
Das Video der Explosion wurde auch in anderen Sprachen zusammen mit der Behauptung verbreitet, es zeige den US-Angriff auf die Atomanlage Fordo – etwa auf Niederländisch, Arabisch und Englisch.

Auf Telegram kursierte das Video mit der falschen Beschreibung auf Deutsch ebenfalls. Unter manchen Beiträgen auf der Plattform wurden nach der Veröffentlichung jedoch Verweise wie dieser angebracht: "UPDATE: Dieses Video-1, das als Explosion in der iranischen Atomanlage Fordow verbreitet wird, wurde tatsächlich während einer Explosion in den Bergen vor Tartus in Syrien, gefilmt. #FakeNews".
Tatsächlich zeigt der kurze Clip Aufnahmen israelischer Luftangriffe auf militärische Stellungen in Syrien im Dezember 2024 und steht in keinem Zusammenhang mit dem aktuellen Konflikt.
US-Angriffe auf Atomanlagen im Iran
Das Video verbreitete sich, nachdem US-Bomber am 22. Juni 2025 drei wichtige Nuklearanlagen im Iran angegriffen hatten, darunter die Fordo-Anlage zur Urananreicherung, eine befestigte unterirdische Anlage mit einer Tiefe von etwa 90 Metern. Die USA gaben an, im Rahmen der Operation 14 bunkerbrechende GBU-57-Bomben eingesetzt zu haben – eine mächtige Waffe mit einem Gewicht von 13.600 Kilogramm.
Die US-Angriffe auf die iranischen Nuklearanlagen in Fordo, Isfahan und Natans erfolgten eine Woche nach einer Offensive Israels gegen den Iran, die Israel als Maßnahme zur Eindämmung des iranischen Atomwaffenstrebens bezeichnete. Die iranische Führung dementiert seit Jahren, Atomwaffen bauen zu wollen.
US-Präsident Donald Trump sagte, die Angriffe hätten Irans nukleare Fähigkeiten "vernichtet". Andere Regierungsvertreter erklärten, es sei noch zu früh, um die Auswirkungen auf Irans Nuklearprogramm einzuschätzen.
Iran reagierte, indem das Land am 23. Juni 2025 Raketen auf eine US-Luftwaffenbasis in Katar abfeuerte, und setzte den Beschuss Israels fort, bevor Trump am 24. Juni 2025 eine Waffenruhe zwischen den beiden Staaten ankündigte. Doch die Vereinbarung schien fragil, da sich Iran und Israel nur wenige Stunden nach Bekanntgabe gegenseitig der Verletzung des Abkommens beschuldigten. Trump warf beiden Seiten Verstöße gegen die Vereinbarung vor.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) erklärte am 22. Juni 2025, dass nach den US-Angriffen keine Erhöhung der Strahlungswerte in der Nähe der Anlagen festgestellt worden sei. Ihr Generaldirektor Rafael Grossi sagte auf einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats am 23. Juni 2025, dass Krater an der Fordo-Anlage sichtbar seien, eine Einschätzung der Schäden jedoch nicht möglich gewesen sei.
Video stammt aus Syrien aus dem Jahr 2024
Das Video, das derzeit online verbreitet wird, hat jedoch nichts mit den jüngsten Entwicklungen im Iran zu tun. Eine umgekehrte Bildsuche mit Schlüsselbildern aus dem Video zeigte, dass der Clip erstmals vor sechs Monaten online aufgetaucht war, im Zusammenhang mit israelischen Angriffen auf militärische Stützpunkte in der syrischen Küstenregion Tartus in der Nacht von 15. auf 16. Dezember 2024.
Die Aufnahmen wurden damals von zahlreichen Nachrichtensendern und -websites ausgestrahlt, darunter der arabische Sender Al Jazeera, die australische Nachrichtenseite News.com.au, die britische Zeitung "Daily Mail" und andere. Diese wiesen in ihren Berichten darauf hin, dass die Aufnahmen riesige Explosionen im Raum Tartus nach den Angriffen zeigen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete von 18 Luftangriffen auf "strategische Orte" in jener Nacht und bezeichnete sie als die schwersten Angriffe in der Region seit 2012. Die Beobachtungsstelle erklärte, die Angriffe hätten sich gegen eine Reihe von Zielen gerichtet, darunter Luftabwehreinheiten und "Depots für Boden-Boden-Raketen".
Im nahegelegenen Dorf Bmalkah in den Hügeln oberhalb von Tartus sah ein AFP-Journalist Straßen, die mit zerbrochenem Glas und Fetzen von Rollläden übersät waren. Die Angriffe waren die jüngsten in einer Reihe von Luftschlägen, die auf Syriens militärische Fähigkeiten abzielten, nachdem das Regime von Baschar al-Assad am 8. Dezember 2024 gestürzt worden war.
AFP überprüfte bereits mehrere Falschinformationen zum Iran-Israel-Krieg.
Fazit: Online kursierte ein Video, das nicht, wie fälschlich behauptet wurde, einen angeblichen US-Bombenangriff auf Irans Atomanlage in Fordo im Juni 2025 zeigt. Tatsächlich stammt der Clip aus dem Jahr 2024 und zeigt israelische Angriffe auf militärische Stellungen in Syrien.