Eine Luftaufnahme zeigt geparkte Autos in der Tesla Factory in Fremont in Kalifornien am 10. Februar 2022 (AFP / JOSH EDELSON)

Das Tesla-Werk in Deutschland ist weiterhin in Betrieb

Tesla geriet weltweit in die Kritik aufgrund der beratenden Rolle von CEO Elon Musk in der zweiten Amtszeit des US-Präsidenten Donald Trump. Die Verkaufszahlen des Unternehmens brachen ein und viele Händlerinnen und Händler sahen sich mit Boykotten und Vandalismus konfrontiert. Doch Online-Beiträge, in denen behauptet wurde, Deutschland und mehrere andere Regierungen hätten beschlossen, die Produktion von Teslas Elektrofahrzeugen einzustellen, sind falsch.

"DEUTSCHLAND trifft die mutige Entscheidung, Tesla und die US-Autoindustrie stillzulegen", hieß es am 6. April 2025 in einem Facebook-Beitrag. Dieselbe Behauptung kursierte auch auEnglisch. Auf Englisch machten zudem Behauptungen die Runde, dass Frankreich, MexikoChina und Kanada Tesla-Werke geschlossen hätten.

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Facebook-Screenshot der Behauptung: 14. April 2025

Wie mehrere Medien berichteten, war das Tesla-Werk in Grünheide in Brandenburg wiederholt Protesten ausgesetzt – zuletzt beklagten Anwohnerinnen und Anwohner, dass von der Produktionsstätte Gefahren für Grund- und Trinkwasser ausgehe. Im Berliner Bezirk Reinickendorf versammelten sich im März 2025 Demonstrantinnen und Demonstranten vor einem Tesla-Service-Center. Sätze wie "Schickt Musk zum Mars" standen auf den Protestplakaten. Auch in Nordamerika war die Beförderung des Milliardärs Elon Musk zum Berater von US-Präsident Donald Trump von Demonstrationen begleitet. In seiner Position an der Spitze der Abteilung für staatliche Effizienz (Doge) ordnete er im Rahmen einer Umstrukturierung der Bundesregierung massive Ausgabenkürzungen und Entlassungen an.

Sinkende Autoverkäufe und ein starker Wettbewerb führten in Kombination mit einer öffentlichen Gegenreaktion auf Musks politische Aktivitäten zu einer Talfahrt des Aktienkurses von Tesla in den Vereinigten Staaten und auch in Deutschland, was zu einem beispiellosen Einbruch der Verkaufszahlen führte.

Doch obwohl das Unternehmen unter Druck geriet, kündigte keines der in den online geteilten Beiträgen genannten Länder ein Verbot von Tesla oder die Stilllegung der Produktionswerkstätten an.

"Entbehrt jeder Grundlage"

Das Kraftfahrt-Bundesamt in Deutschland meldete rund 76 Prozent weniger neu zugelassene Teslas im Februar 2025 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes Acea ging der Absatz des US-Unternehmens europaweit im Februar 2025 um 47 Prozent zurück. Nicht nur das Image der E-Automarke war geschädigt – mehrere Tesla-Fahrzeuge wurden in Berlin gar in Brand gesetzt. Tesla selbst führte seinen Absatzeinbruch in Deutschland Ende März 2025 auf eine Umstellung der Produktionslinien in dem Werk zurück.

Einige Online-Beiträge verlinkten Blogeinträge von Websites ohne Impressum, in denen es hieß, Deutschland habe "die mutige und unerwartete Entscheidung getroffen, Teslas Produktion innerhalb Deutschlands einzustellen". 

Ein Sprecher der deutschen Regierung teilte AFP in einer E-Mail vom 1. April 2025 mit, dass die Behauptung, wonach die deutsche Bundesregierung beschlossen haben soll, das Tesla-Werk in Grünheide zu schließen, "jeder Grundlage entbehrt".

Am 31. März 2025, als die Behauptung bereits online kursierte, veröffentlichte Tesla Bilder (hier archiviert) aus der "Gigafactory" in Grünheide nahe Berlin, in denen die laufende Produktion in der Fabrik zu sehen ist. AFP fand keine glaubwürdigen Berichte, die darauf hindeuten, dass eine Schließung des Standorts unmittelbar bevorsteht.

Der oben erwähnte Blogeintrag zitierte darüber hinaus einen angeblichen "nur sieben Wörter langen Tweet" Musks, der eine "schockierende Botschaft" enthalten solle. Diese laute: "Die Zukunft liegt nicht mehr in Deutschland." Jedoch ergab eine erweiterte Suche auf der Plattform X mit Elon Musks Username und den Stichwörtern "Zukunft" und "Deutschland" auf Englisch keine derartigen Beiträge. In der Vergangenheit mischte sich Musk häufig in die deutsche Politik ein und veröffentlichte etwa Posts, in denen er für die AfD warb.

Kanada fördert Tesla nicht mehr

Weltweit gingen Menschen gegen Tesla im Frühjahr 2025 auf die Straßen. In Kanada protestierten im März 2025 mehr als 100 Personen vor einem Tesla-Händler in Vancouver. Eine weitere kleinere Demonstration fand an einem anderen Ort in der Provinz British Columbia statt.

Die kanadischen Regulierungsbehörden schlossen Tesla außerdem von staatlichen Förderungen für Elektrofahrzeuge aus, wobei Verkehrsministerin Chrystia Freeland erklärte, dass das Unternehmen erst dann zur Teilnahme berechtigt sei, wenn Trump die verhängten "unrechtmäßigen und illegalen Zölle der USA" aufheben würde.

Hans Parmar, ein Sprecher von Innovation, Science and Economic Development Canada, der zuständigen Behörde für die Regulierung der Industrie, wies jedoch die Behauptungen über ein völliges Verbot von Tesla zurück. "Die in sozialen Medien und anderen Online-Plattformen verbreiteten Informationen, wonach die kanadische Regierung angeblich versucht habe, 'Tesla und die US-Autoindustrie zu schließen', sind falsch", schrieb Parmar am 2. April 2025 in einer E-Mail an AFP.

Keine Belege für internationale Schließungen

In anderen Beiträgen, die in sozialen Medien verbreitet wurden, wurde behauptet, die Regierungen Frankreichs, Mexikos sowie Chinas hätten "Tesla geschlossen". Auch diese Behauptungen sind unbegründet.

Eine erweiterte Websuche ergab keine Ergebnisse von Regierungsbehörden oder lokalen Medien, die darauf hindeuten, dass Behörden in einem der drei Länder Schritte unternommen hätten, um den Verkauf von Tesla-Fahrzeugen zu stoppen oder einzuschränken.

Lokale französische Medien berichteten bis in den April 2025 hinein über Tesla-Verkäufe, darunter auch über einen Einbruch bei den Fahrzeugzulassungen im Land (hier archiviert).

Mexikanische Medien berichteten Anfang April 2025 über einen Boykott gegen Tesla sowie über einen Protest bei einem Händler in Mexiko-Stadt – Werksschließungen wurden jedoch nicht erwähnt (hier archiviert).

Für China gab Tesla außerdem bekannt, dass sein Werk in Shanghai in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 mehr als 170.000 Fahrzeuge produziert hatte – obwohl sein Marktanteil für Elektrofahrzeuge Berichten zufolge aufgrund der Konkurrenz geschrumpft war (hier archiviert).

AFP bat Tesla sowie die französische, mexikanische und chinesische Regierung um eine Stellungnahme, erhielt jedoch bis zur Veröffentlichung dieses Artikels keine Antwort.

AFP hat bereits weitere Behauptungen im Zusammenhang mit Tesla widerlegt.

Fazit: Behauptungen, wonach mehrere Regierungen, darunter auch in Deutschland, die Produktion von Tesla-Fahrzeugen eingestellt hätten, sind falsch. Das bestätigte die deutsche sowie die kanadische Regierung. Auch die Unternehmenskommunikation des Elektrofahrzeug-Herstellers deutete darauf hin, dass sein Werk in Grünheide weiterhin in Betrieb ist.

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