
Im März 2025 geteilter Brief kommt nicht von mexikanischer Präsidentin – Text stammt von 2017
- Veröffentlicht am 11. März 2025 um 11:56
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: AFP Mexiko
- Übersetzung: Johanna LEHN , AFP Deutschland
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"Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum wendet sich an Trump", hieß es in einem X-Beitrag am 4. März 2025. Schließlich wird ein angeblicher Brief von Sheinbaum zitiert, der wie folgt beginnt: "'Sie haben also für den Bau einer Mauer gestimmt. Nun, liebe Amerikaner, auch wenn Sie nicht viel von Geographie verstehen, da für Sie Amerika Ihr Land und kein Kontinent ist, ist es wichtig, dass Sie wissen, bevor der erste Ziegelstein gelegt wird, dass es 7 Milliarden Menschen hinter dieser Mauer gibt.'"
Beiträge mit dem Inhalt dieses Briefes kursierten ebenfalls auf Facebook, als Whatsapp-Kettenbrief sowie in vielen anderen Sprachen wie Englisch, Französisch, Griechisch, Portugiesisch, Serbisch und Spanisch. Auch AFP Faktencheck wurde über Whatsapp ein Hinweis zu dieser Behauptung gesendet.
"Aber da Sie den Begriff 'Menschen' nicht wirklich kennen, werden wir sie 'Verbraucher' nennen. Es gibt 7 Milliarden Verbraucher, die bereit sind, ihre iPhones in weniger als 42 Stunden durch Geräte von Samsung oder Huawei zu ersetzen", lautete es weiter in dem angeblichen Brief der Präsidentin. Darauf folgte eine Liste amerikanischer Unternehmen sowie Marken aus anderen Ländern, durch die sie ersetzt werden könnten.

Die Behauptung ist jedoch falsch. AFP fand keine Hinweise, dass der Brief von Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum geschrieben oder versendet worden wäre. Die Pressestelle des mexikanischen Präsidialamts dementierte zudem eine solche Äußerung von Sheinbaum. Darüber hinaus kursierte der Text bereits seit 2017.
Anfang Februar 2025 verhängte Donald Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Waren aus Kanada und Mexiko. Der Grund: Der US-Präsident wirft den beiden Staaten vor, nicht genug gegen irreguläre Migration und den Schmuggel der Droge Fentanyl zu tun. Die Maßnahme wurde für einen Monat ausgesetzt, nachdem Mexiko eine Militäroperation mit 10.000 Soldatinnen und Soldaten an der Grenze zu den USA eingesetzt hatte, um den Drogenschmuggel zu bekämpfen.
Am 4. März 2025 waren die Zölle in Kraft getreten. Nur zwei Tage später setzte Trump die Zölle abermals aus, diesmal bis zum 2. April 2025. Zuvor hatte Kanada mit Gegenzöllen geantwortet, auch die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hatte eigene Zölle in Aussicht gestellt.
Keine Hinweise auf derartige Äußerungen Sheinbaums
Während ihrer morgendlichen Pressekonferenz am 10. Februar 2025 wurde Sheinbaum nach der Wiederaufnahme des Baus der Grenzmauer zu den USA und nach Trumps Aussage gefragt, dass Mexiko für die Arbeiten zahlen würde. Sie antwortete, dass "es eine Entscheidung ist, der wir nicht zustimmen", und fügte hinzu, dass "wir Brücken bauen müssen, keine Mauern".
AFP fand weder auf den Social-Media-Kanälen der Präsidentin von Mexiko (hier, hier und hier) etwaige Hinweise auf den online verbreiteten Brief an Trump, noch in den veröffentlichten Kurzversionen ihrer Reden, die sie seit dem Beginn von Trumps aktueller Amtszeit am 20. Januar 2025 hielt. Auch in der Berichterstattung findet sich keine solche angebliche Erklärung. Auf AFP-Anfrage erklärte der Presseteam des mexikanischen Präsidialamts, dass Sheinbaum weder den angeblichen Brief veröffentlicht, noch solche Äußerungen getätigt habe.
Text kursiert seit 2017
Eine Stichwortsuche auf Facebook mit zentralen Begriffen aus dem Text führte zu Einträgen, die im Januar 2025 auf Spanisch veröffentlicht wurden. Darin wurde er jedoch nicht Präsidentin Sheinbaum zugeschrieben. Stattdessen war er wie folgt unterzeichnet: "Mit freundlichen Grüßen, der Rest der Welt." Diese Formulierung findet sich auch in manchen deutschen Beiträgen, in denen der Text zusätzlich angeblich von Sheinbaum stammte.
Diese Suche führte zudem zu Einträgen mit ähnlichen Texten auf Spanisch und auf Englisch, die zwischen Januar und Februar 2017 veröffentlicht wurden, kurze Zeit nach der Einführung Trumps in seine erste Amtszeit als US-Präsident. Darin wurde die Nachricht ebenfalls dem "Rest der Welt" zugeschrieben, nicht der mexikanischen Präsidentin, die damals Bürgermeisterin von Tlalpan war, einem Stadtteil im Süden der mexikanischen Hauptstadt. Sie schlossen mit der Aufforderung, die Nachricht "mindestens 12 Mal" weiterzuleiten, ebenso wie auch der Whatsapp-Kettenbrief, der im März 2025 an AFP Faktencheck weitergeleitet wurde.
Weitere Falschbehauptungen in Zusammenhang mit US-Politik widerlegte AFP beispielsweise hier und hier.
Fazit: Ein angeblicher Brief von Claudia Sheinbaum an US-Präsident Donald Trump stammt nicht von der mexikanischen Präsidentin. Das erklärte ihr Presseteam auf AFP-Anfrage. Zudem kursierte der Brief bereits kurz nach Trumps erster Amtseinführung als US-Präsident im Jahr 2017.