Kohlendioxid ist maßgeblicher Treiber der globalen Erwärmung
- Veröffentlicht am 21. November 2024 um 15:44
- 6 Minuten Lesezeit
- Von: Théophile BLOUDANIS, AFP Griechenland
- Übersetzung: Lisa-Marie ROZSA
Copyright © AFP 2017-2024. Für die kommerzielle Nutzung dieses Inhalts ist ein Abonnement erforderlich. Klicken Sie hier für weitere Informationen.
"Klimawandel – sie wollen nicht, dass wir das wissen!!!", lautet die Bildunterschrift in einem Facebook-Video vom 12. September 2024, das seitdem über 4100 Mal geteilt wurde. Dasselbe Video wurde auch auf Threads geteilt.
Das Video, das rund zwei Minuten lang ist, zeigt ein Interview mit einem Mann, der unter anderem behauptet, dass "Kohlendioxid bei der Erwärmung überhaupt keine Rolle spielt". Zudem sagt er Folgendes: "Wissenschaftlich gesehen ist der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre in den letzten 50 Jahren um 0,005 Prozent gestiegen. Kann das wirklich Auswirkungen auf den Klimawandel haben?"
Der Mann, der in dem Video zu sehen ist, ist Antonis Foskolos, ehemaliger Professor für Mineralogie an der Universität von Kreta in Griechenland. AFP überprüfte auch schon andere Behauptungen von ihm über die globale Erwärmung. Griechische Medien berichteten, dass Foskolos am 15. September 2024 im Alter von 94 Jahren verstarb.
Dasselbe Interview, das im September 2024 in dem Video erneut geteilt wurde, war bereits Gegenstand eines griechischen AFP- Faktenchecks im Jahr 2021. Foskolos’ Behauptungen sind noch immer falsch. Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Organisationen weltweit bestätigen, dass die vom Menschen verursachten CO2-Emissionen eine der Hauptursachen für die globale Erwärmung sind.
CO2: Eine der Hauptursachen für die globale Erwärmung
Darüber, dass der Klimawandel durch den Menschen und hier insbesondere durch dessen CO2-Emissionen verursacht wird, besteht breiter wissenschaftlicher Konsens (hier archiviert).
Der Sechste Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) der Vereinten Nationen, der zwischen August 2021 und April 2022 veröffentlicht wurde, ist die umfassendste Bestandsaufnahme des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstands zum Klimawandel (hier archiviert). Diesem Bericht zufolge hat sich das Klima seit dem Ende des 19. Jahrhunderts um mehr als ein Grad Celsius erwärmt. Die Folgen dessen – beispielsweise häufiger auftretende Extremwetterereignisse – sind bereits zu beobachten (hier archiviert). Diese Erwärmung ist hauptsächlich auf CO2-Emissionen zurückzuführen, wie es in dem Bericht heißt.
AFP schickte das Transkript von Foskolos’ Behauptungen, die er im Video aufstellt, an Camille Risi, Wissenschaftlerin am Labor für Dynamische Meteorologie (LMD) des französischen Nationalen Forschungszentrums (CNRS), und bat um einen Kommentar. In einer E-Mail vom 18. Oktober 2024 schrieb Risi, dass "der zunehmende CO2-Ausstoß derzeit die Hauptursache für den beobachteten Temperaturanstieg im letzten Jahrhundert ist".
Sie fügte Folgendes hinzu: "Da CO2 ein Treibhausgas ist, absorbiert es – wenn es sich in der Atmosphäre befindet – Infrarotstrahlung. Diese kann dann nicht mehr ins All entweichen und so bleibt die Energie auf der Erde. Das ist genau so, wie wenn wir uns in eine Decke wickeln… Je höher die CO2-Konzentration in der Atmosphäre, desto höher die Temperatur der Erde. Das ist der Treibhauseffekt."
Camille Risi schrieb außerdem, dass das Phänomen des Treibhauseffekts und seine Auswirkungen auf die globale Erwärmung leicht darzustellen sind. Dies ist in der folgenden Abbildung aus dem Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates zu sehen (hier archiviert):
(IPCC)
"Wir können sehen, dass der beobachtete Temperaturanstieg (schwarz) größtenteils auf den CO2-Anstieg (violett) zurückzuführen ist", so Risi.
So war beispielsweise der Sommer 2024 die heißeste je gemessene Jahreszeit weltweit, wie aus Daten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus hervorgeht (hier archiviert).
In dem Video behauptet Foskolos auch, dass "der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre in den letzten 50 Jahren um 0,005 Prozent gestiegen ist".
Sowohl auf der Website der Nasa zur CO2-Konzentration in der Atmosphäre als auch auf der Website der US-Behörde für Ozean- und Atmosphärenforschung (NOAA) ist zu lesen, dass die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im September 2024 bereits 422 ppm erreichte (hier und hier archiviert). Ppm steht für "parts per million", also "Teilchen pro Million".
"Das bedeutet, dass 422 von einer Million Luftpartikeln CO2-Moleküle sind, was 0,0422 Prozent entspricht", erklärte Camille Risi. Sie fügte hinzu, dass CO2 Infrarotstrahlung besonders effizient absorbiert – was es zu einem hochwirksamen Treibhausgas macht. Die Forscherin ergänzte, dass die CO2-Konzentration vor 50 Jahren – also im Jahr 1974 – bei 330 ppm lag – wie in den Grafiken von NOAA und Nasa zu sehen ist. "Das bedeutet, dass diese in 50 Jahren um 28 Prozent gestiegen ist – also weit mehr als die von Foskolos’ behaupteten 0,005 Prozent", schloss sie.
War das Klima im fünften Jahrhundert vor Christus wärmer?
In dem Interview behauptet Foskolos auch, dass die Temperatur zur Zeit von Perikles (fünftes Jahrhundert vor Christus) um zwei Grad Celsius höher war als heute. "Die alten Griechen trugen den ganzen Tag nur eine Tunika, weil es einfach so heiß war", sagt er.
Camille Risi erklärte, dass es damals viel kühler war als heute, da sich das Klima erst durch menschliche Aktivitäten erwärmt hat. Sie fügte hinzu, dass die Temperaturentwicklung der letzten Jahrtausende anhand verschiedener Quellen rekonstruiert werden kann, beispielsweise anhand der Dicke von Baumringen oder der Daten von Weinlesen. Die Zusammenstellung solcher Rekonstruktionen ist in der folgenden Grafik zu sehen, die in diesem Artikel des britischen Climate Lab Book verfügbar ist (hier archiviert).
"Wir beobachten, was als 'Hockeyschläger-Diagramm' bezeichnet wird: Die Temperatur war in den letzten zwei Jahrtausenden bis auf wenige Zehntel Grad Celsius sehr stabil, dann ist sie seit der industriellen Revolution stark angestiegen und liegt heute mehr als ein Grad Celsius höher als in der vorindustriellen Zeit", so Risi.
Sie fügte hinzu, dass sich die Temperatur der Erde auf einer Skala von Zehntausenden von Jahren auf natürliche Weise entsprechend den glazialen-interglazialen Zyklen verändere. Die Temperaturentwicklungen über einen Zeitraum von mehr als 20.000 Jahren wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern untersucht – wie beispielsweise diese Studie zeigt, die 2021 in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht wurde (hier archiviert). Die Grafik aus dieser Studie, die die Temperaturentwicklung über diesen Zeitraum zeigt, ist hier verfügbar (hier archiviert).
"Die letzte Eiszeit endete vor etwa 15.000 Jahren und seitdem sind die Temperaturen bis auf wenige Zehntel Grad Celsius erstaunlich stabil geblieben, wie die Grafik zeigt", kommentierte Risi.
Im bereits vorhin erwähnten Sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates wird darauf hingewiesen, dass sich das Klima durch menschlichen Einfluss seit mindestens 2000 Jahren mit einer beispiellosen Geschwindigkeit erwärmt – wie die folgende Grafik zeigt:
Weitere Faktenchecks zum Thema Klima finden sich auf der AFP-Website.
Fazit: Die in sozialen Medien geteilten Behauptungen eines griechischen Professors, wonach CO2 eine unbedeutende Rolle bei der globalen Erwärmung spiele, sind falsch. Vielmehr ist CO2 maßgeblicher Treiber der globalen Erwärmung.