
Kein Putin über Berlin: Bild eines Heißluftballons mit Gesicht des russischen Präsidenten ist KI-generiert
- Veröffentlicht am 15. Oktober 2025 um 16:00
- Aktualisiert am 15. Oktober 2025 um 16:24
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: Elena CRISAN, AFP Österreich
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Prorussische Accounts auf sozialen Plattformen erwecken oft den Eindruck einer übertriebenen Zustimmung für Wladimir Putin. Zuletzt verbreitete sich ein Bild eines Heißluftballons mit einer Abbildung des russischen Präsidenten, welcher Anfang Oktober 2025 angeblich über dem Brandenburger Tor in Berlin aufstieg. Doch das Bild weist deutliche KI-Elemente auf. Die zuständige Luftfahrtbehörde bestätigte, dass diese keine entsprechende Genehmigung erteilt hatte. AFP fand zudem keine Medienberichte, welche die Behauptung stützen.
Geht es nach mehreren Postings in sozialen Medien, habe sich eine "Überraschung in Berlin" ereignet. Sie stellten etwa auf Telegram eine Szene dar, die sich angeblich am 8. Oktober 2025 in Berlin am Brandenburger Tor zugetragen haben soll. Demnach hätten "Sympathisanten des russischen Präsidenten Putin" einen Heißluftballon aufsteigen lassen, der mit seinem Gesicht verziert gewesen sein soll.
"Passanten die zufällig den Ballon aufsteigen sahen, klatschten und zeigten ihr Zustimmung", schrieben Userinnen und User auch auf Facebook sowie Instagram in den darauffolgenden Tagen. Die Beiträge erwähnten auch eine angebliche Drohnenwarnung. Auch in englischer Sprache verbreitete sich die Behauptung.
Ein X-Beitrag des AfD-Politikers Christian Abel sorgte für ambivalente Reaktionen. Während manche Userinnen und User "sofort an KI", also Künstliche Intelligenz, dachten, fanden andere "diese Aktion grandios".

Doch AFP-Recherchen belegen, dass eine solche Aktion nicht stattgefunden hat.
Das Bild weist KI-Elemente auf
Dass die Abbildung mittels KI generiert wurde, ist von mehreren Elementen abzuleiten. Anders als das unechte Bild suggeriert, führt keine mehrspurige Straße für Autos durch das Brandenburger Tor. Die Körper der Passagiere im Heißluftballon wirken unnatürlich flach, die Flagge auf der rechten Straßenseite ist nicht zuordenbar und die Symbole auf den Straßenschildern sind verwischt.
Ein visueller Vergleich zwischen dem KI-generierten Bild und einer tatsächlichen Aufnahme vom Brandenburger Tor, aufrufbar auf Google Maps, macht diese Elemente deutlich:

Eine eindeutige Unstimmigkeit im Bild mit dem angeblich aufgestiegenen Heißluftballon ist überdies, dass der Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz fälschlich eingefügt wurde. Das manipulierte Bild soll die Ostseite des Brandenburger Tors zeigen. Unter anderem ist das an der Statue auf dem Tor zu erkennen, die auch tatsächlich nach Osten blickt.
Aus dieser Perspektive kann der Turm nicht sichtbar sein, sondern befände sich genau hinter der Betrachterin oder dem Betrachter. Der Turm ist hingegen von der Straße Unter den Linden, welche das Brandenburger Tor mit der Museumsinsel im Zentrum Berlins verbindet, mit Blick nach Osten sichtbar.

Der Alexanderplatz liegt östlich vom Brandenburger Tor.
AFP untersuchte das Bild ebenfalls mithilfe des Verifizierungstools InVid-WeVerify. Der forensische Filter im Tool markierte den gesamten Bildbereich als potenziell manipuliert.

Eine weitere Überprüfung mit der "Synthetic image"-Funktion im Tool ergab mit einer Erkennungsrate von 43 Prozent, dass das Bild mittels KI erzeugt wurde.
Keine Hinweise, dass solche Aktion stattfand
Um herauszufinden, ob die Erlaubnis für den Start eines Heißluftballons mit Passagierinnen und Passagieren an diesem Standort erteilt wurde, kontaktierte AFP die für die Luftaufsicht in Berlin zuständige Behörde. Das Luftverkehrsgesetz sieht nämlich vor, dass für dessen Start außerhalb eines dafür genehmigten Flugplatzes eine Genehmigung erforderlich ist. Dabei spricht das Gesetz von einem bemannten Freiballon. Ein Sprecher der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg antwortete in einer E-Mail am 14. Oktober 2025: "Für den 8. Oktober 2025 wurde keine Aufstiegsgenehmigung für einen bemannten Freiballon von der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg erteilt."
Eine Stichwortsuche lieferte keine Hinweise auf einen solchen prorussischen Protest mit einem Heißluftballon.
AFP fand auch keine vertrauenswürdigen Nachrichtenberichte, aus denen hervorgeht, dass Anfang Oktober eine prorussische Aktion vor dem Brandenburger Tor stattfand. Eine Demonstration gegen "Waffenlieferungen und Rüstungsexporte an die Ukraine, Israel und in alle Welt" fand in einer Entfernung von über einem Kilometer am 3. Oktober 2025 auf dem Bebelplatz in Berlin statt, passt jedoch nicht zu den beschriebenen Geschehnissen in der Falschmeldung auf sozialen Medien.
Im Zusammenhang mit Drohnenwarnungen veröffentlichte die Berliner Polizei keine solchen Hinweise auf ihrer Website, anders als die Beiträge mit der Falschbehauptung anmuteten. Dort hieß es fälschlich, dass vor der Sichtung des Ballons mehrere Meldungen von einer angeblichen Drohne eingingen. Aufgrund der laut Sicherheitsbehörden zunehmenden Bedrohung durch Drohnen plant der Berliner Senat laut Medienberichten vom 7. Oktober 2025 die Drohnenabwehr in Berlin zu verstärken.
AFP kontaktierte die Berliner Polizei für eine Stellungnahme, erhielt jedoch bis zur Veröffentlichung dieses Faktenchecks keine Antwort.
AFP widerlegte mehrere KI-generierte Inhalte, die Falschbehauptungen stützen sollten. Alle Faktenchecks sind auf der Website nachzulesen.
Fazit: Ein Bild eines Heißluftballons mit einer Abbildung Wladimir Putins verbreitete sich Anfang Oktober 2025 im Netz. Laut mehrerer Falschmeldungen sei dieser angeblich über dem Brandenburger Tor in Berlin aufgestiegen. Doch das Bild weist deutliche KI-Elemente auf. Zudem fand AFP keine Hinweise auf eine solche Aktion in diesem Zeitraum.
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