US-Präsident Donald Trump und der russische Präsident Wladimir Putin nach ihrer Ankunft in Anchorage, Alaska, am 15. August 2025 (AFP / ANDREW CABALLERO-REYNOLDS)

Trump und Putin beim gemeinsamen Tanz: KI-generierte Fakes fluten nach Ukraine-Treffen das Netz

US-Präsident Donald Trump und Kreml-Chef Wladimir Putin beim Tanz mit einem Eisbären oder demütig vor dem Oval Office wartende europäische Spitzenpolitikerinnen und -politiker: Mit künstlicher Intelligenz (KI) erzeugte Inhalte fluten derzeit Onlinedienste und begleiten die diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Ukrainekrieges. Die schiere Masse dieser weithin als "AI slop" (in etwa: KI-Schund) bekannten digitalen Fälschungen zeigt jedoch, wie satirische, unwahre Inhalte zu wichtigen politischen Ereignissen mit faktenbasierten Inhalten um die Aufmerksamkeit der Leser konkurrieren – und dabei bisweilen gewinnen.

Ein im Netz verbreitetes Bild zeigt einen dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ähnelnden Mann neben weiteren Politikerinnen und Politikern, die mit demütig gesenkten Köpfen aufgereiht im Flur des Weißen Hauses vermeintlich auf eine Audienz bei US-Präsident Donald Trump warten. 

Anlässlich des Ukrainegipfels am 18. August 2025 zwischen Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und einer Reihe von europäischen Regierungschefinnen und -chefs in Washington nutzten zahlreiche Nutzer in Onlinediensten das Bild, um Macron, Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU), EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und ihre Begleiterinnen und Begleiter als machtlose Vermittler zu verspotten: "Das ist die totale Demütigung dieser korrupten Dreckskerle", schrieb etwa ein konservativer Politikanalyst im Onlinedienst X.

Die meisten der dargestellten Personen weisen jedoch kaum Ähnlichkeit mit den beim Ukrainegipfel anwesenden Staats- und Regierungschefinnen und -chefs auf. Die Faktencheck-Redaktion der Nachrichtenagentur AFP konnte zudem anhand visueller Unstimmigkeiten nachweisen, dass das Bild KI-generiert ist.

Image
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses in Washington, D.C., am 18. August 2025 (AFP / Mandel NGAN)

Trump hatte am 18. August 2025 den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Macron sowie Merz und weitere europäische Staats- und Regierungschefinnen und -chefs im Weißen Haus empfangen. Macron und seine Kolleginnen und Kollegen vertraten dabei die in der "Koalition der Willigen" zusammengeschlossenen Verbündeten der Ukraine. Mithilfe des KI-generierten Bildes wurde die EU-Delegation jedoch als "Koalition der Wartenden" verspottet, beispielsweise auf den Websites des "Pravda"-Netzwerks mit Sitz in Moskau, das für die Verbreitung prorussischer Desinformation bekannt ist.

"Hochkarätige Treffen" zur Verbreitung von Desinformation genutzt

Diese Falschmeldung sei ein Beispiel dafür, wie "pro-Kreml-Quellen häufig hochkarätige Treffen mit europäischen Staats- und Regierungschefinnen und -chefs nutzen, um falsche Behauptungen zu verbreiten", erklärte die Organisation Newsguard, welche die Glaubwürdigkeit von Internetseiten bewertet.

Wenige Tage vor dem Ukrainegipfel hatte Trump Kreml-Chef Putin im US-Bundesstaat Alaska getroffen, um über ein mögliches Ende des Ukrainekriegs zu sprechen. Das Treffen am 15. August 2025 wurde ebenfalls von KI-generierten Videos in Onlinediensten begleitet: In einem Clip rutschen Trump und Putin gemeinsam schneebedeckte Hänge hinab, essen Eis neben einem Schneemann und tanzen gemeinsam mit einem Eisbären zu Country-Musik.

Ein weiteres mit KI generiertes Video zeigte Trump und Putin, wie sie sich mit Schlägen und Tritten auf einem roten Teppich traktieren, während Sicherheitskräfte im Hintergrund tatenlos zusehen.

Diese satirischen Beiträge verdeutlichen, wie Onlinedienste in zunehmendem Maß von KI-generierten Memes, Videos und gefälschten Bildern geflutet werden, die faktenbasierte Inhalte bisweilen übertönen.

Finanzielle Anreize begünstigen virale KI-Inhalte

Da Digitalkonzerne wie Meta, X und Tiktok die Moderation von Inhalten zuletzt vermehrt zurückgefahren haben, verbreiten sich KI-generierte Inhalte wie diese immer schneller. Gleichzeitig bieten die Onlineplattformen finanzielle Anreize, um an viralen Beiträgen zu verdienen. Die öffentliche Wahrnehmung rund um außenpolitisch bedeutsame Geschehnisse wird so zunehmend von "AI slops" getrübt.

Die diplomatischen Bemühungen, den seit Februar 2022 andauernden Krieg in der Ukraine zu beenden, gehen unterdessen weiter: Nach dem Washingtoner Gipfeltreffen am 18. August 2025 hatte die Debatte um Sicherheitsgarantien für die Ukraine zur Absicherung eines möglichen Friedensabkommens an Fahrt aufgenommen. Nach eigener Aussage bereitet Trump ein Zweiertreffen zwischen Putin und Selenskyj vor.

Haben Sie eine Behauptung gefunden, die AFP überprüfen soll?

Kontaktieren Sie uns