Dieses Video eines Anti-Selenskyj-Banners in Japan ist manipuliert
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- Veröffentlicht am 8. August 2023 um 11:25
- 5 Minuten Lesezeit
- Von: Bill MCCARTHY, AFP Vereinigte Staaten
- Übersetzung: Katharina ZWINS
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"Japan, Werbebanner am Gebäude: 'Stoppt Selenskij! Stoppt den Krieg!'", schrieb ein User am 31. Juli 2023 auf Facebook. Der Beitrag enthält ein zwölf Sekunden langes Video, in dem ein Gebäude in Japan mit einem Werbebanner zu sehen ist. Auf diesem steht scheinbar "Stop Zelenskyy" und "Stop war" (zu Deutsch "Stoppt Selenskyj" und "Stoppt den Krieg").
Auf Telegram wurde der Clip über 3000 Mal angesehen. Auf der Plattform Twitter, die inzwischen in "X" umbenannt wurde, kursiert der Beitrag ebenfalls.
Etwa zur selben Zeit wurde das Video auch in mehreren anderen Sprachen verbreitet, zum Beispiel auf Spanisch, Italienisch, Englisch, Ungarisch oder Bulgarisch.
Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 steht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj immer wieder im Fokus von Desinformation. AFP hat in der Vergangenheit bereits mehrere dieser Behauptungen überprüft, zum Beispiel hier, hier oder hier.
Zuletzt überprüfte AFP auch ein ähnlich manipuliertes Video, in dem ein gefälschtes Anti-Zelenskyj-Plakat in Aufnahmen von New York City aus 2021 eingefügt wurde. Faktenchecks zum Krieg in der Ukraine sammelt AFP hier.
Das aktuell geteilte Video wurde ebenfalls manipuliert. Passende Aufnahmen (Link hier archiviert), die vor fast drei Jahren hochgeladen wurden, zeigen dasselbe digitale Werbeplakat. Auf diesem werden weder der russische Angriffskrieg noch der ukrainische Präsident Selenskyj erwähnt.
Durch eine Rückwärtssuche mit Google Lens konnte AFP das Originalvideo mit dem Titel "Night Walk in Tokyo Shibuya" finden. Es wurde am 18. Oktober 2020 auf Youtube veröffentlicht – mehr als ein Jahr bevor russische Truppen im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte.
Ab Minute 21:20 zeigt das frühere Video von 2020 dieselben Autos, Fahrräder, Fußgängerinnen und Fußgänger, Schilder und Filmplakate, die auch in der manipulierten Version des Clips zu sehen sind, die aktuell verbreitet wird.
An einem Gebäude, zu dem auch ein Kino gehört, sind Plakate zu sehen, die für die Filme "Mio's Cookbook" (Link hier archiviert) und "God of Novels" (Link hier archiviert) werben. Hierbei handelt es sich um Filme, die laut der US-amerikanischen Datenbank zu Filmen, Fernsehserien, Videoproduktionen und Computerspielen IMDb im Jahr 2020 Premiere feierten. AFP fand zudem Fotos (Link hier archiviert), die das Gebäude im Oktober 2020 zeigen. Darauf sind dieselben Anzeigen (Link hier archiviert) zu sehen. Ein Anti-Selenskyj-Plakat ist an der Stelle allerdings nicht erkennbar.
Außerdem ist im Hintergrund beider Videos die gleiche Ansage zu hören. Es handelt sich um eine Frauenstimme, die eine Werbung für Gesundheitsdienste vorliest.
AFP konnte den genauen Aufnahmeort des Videos ausfindig machen. Der Clip wurde an einer Kreuzung (Link hier archiviert) in der Nähe des Shibuya Toei Plaza im beliebten Tokioter Stadtteil Shibuya gefilmt.
Einige Tage bevor das manipulierte Video im Internet auftauchte, berichtete AFP (Link hier archiviert), dass Japan seine Sanktionen gegen Russland verschärft und am 28. Juli 2023 eine erweiterte Liste veröffentlicht hat, die auch ein Exportverbot für Elektrofahrzeuge beinhaltet.
Fazit: Der geteilte Clip mit einem angeblichen Anti-Selenskyj-Plakat in Japan ist manipuliert. Im früheren Video, das bereits 2020 auf Youtube hochgeladen wurde, ist ein anderes Werbebanner, das mehrere Menschen zeigt, zu sehen.