Es gibt keine Hinweise für eine solche Aussage von Annalena Baerbock
Tausende User haben ein angebliches Zitat von Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock geteilt, die angeblich die Abschaffung von Haustieren, insbesondere Hunden, zugunsten des Klimas gefordert haben soll. Die Grünen dementieren diese Aussage, sie taucht auch nicht in ihren aktuellen Wahlkampfprogrammen auf. Auch Tierschutzorganisationen geben an, nie von solchen Plänen seitens der Grünen oder Baerbocks gehört zu haben.
Nach dieser Logik ginge nur eins von beidem: Haustiere oder Klimaschutz. Tausende User auf Facebook glauben Ende April, dies sei die Ansicht der neuen Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock. Sie teilen ein Bild der Politikerin (hier, hier, hier), auf dem das folgende vermeintliche Zitat von ihr inklusive Rechtschreibfehlern zu lesen ist:
"Wir können alleine durch den Wegfall der Hunde in Deutschland ca. 19 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid einsparen. Das entspricht fast so viel CO2 wie man bei zehntausend Erdumrundungen freisetzen würde - fast 10% des Straßenverkehrs. Dazu kommen noch Katzen, Pferde und viele weitere Tiere. Die private Tierhaltung muss daher ein Ende haben und wenn es durch eine CO2 Steuer auf Haustiere erfolgt."
In den Kommentaren zum Zitat sammelt sich Häme und Spott gegen die Grünen und deren Kandidatin angesichts ihres vermeintlichen Angriffs auf die Haustierwelt.

Am 19. April verkündeten Bündnis 90/ Die Grünen ihre Kandidatin für die Bundestagswahl am 26. September. Damit hätte Annalena Baerbock laut aktuellen Umfragewerten die Chance, die nächste Bundeskanzlerin zu werden. Auf Social Media beobachtet AFP seitdem eine Häufung an diffamierenden Postings mit Bezug auf die Grünen-Politikerin, dabei kommen wie im aktuellen Fall auch Fehlinformationen zum Einsatz. Denn es gibt keine Spur von dem angeblichen Zitat.
AFP hat zunächst mit unterschiedlichsten Varianten und Suchbegriffen nach diesen Worten Baerbocks gesucht und dabei auch ihr im Zitat angegebenes Alter (39, aktuell ist Baerbock 40) miteinbezogen.
Weder im vergangenen Jahr noch aktuell führte die Suche zu relevanten Treffern. Zwar gibt es durchaus eine Studie der Technischen Universität und Online-Berichte (hier, hier) über die Auswirkungen von Haustieren auf das CO2-Bilanz in der Atmosphäre. Die Kanzlerkandidatin selbst taucht in diesem Zusammenhang aber nicht auf. Auch mit einem viel zitierten satirischen Artikel "Lasst uns die Köter abschaffen" der Zeitung "Neues Deutschland" aus dem Jahr 2019 hatte Baerbock nichts zu tun. Schließlich behandeln Medienberichte zwar eine alte Forderung der Grünen in Bremen zum Thema Haustiere, aber auch hier geht es nicht ums Klima.
AFP hat am 22. April den Wahlkampf-Sprecher der Grünen, Andreas Kappler, nach der Echtheit des Zitats gefragt. Dieser teilte in einer Nachricht mit: "Dieses angebliche Zitat von Frau Baerbock ist frei erfunden."
Um zusätzliche unabhängige Einschätzungen einzuholen, wendete sich AFP ebenfalls am 22. April außerdem an die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". Deren Leiterin der Hauptstadtrepräsentanz Femke Hustert beobachtet nach eigenen Angaben genau die Aussagen der politischen Parteien zum Thema Tierschutz in Berlin. "Im Wahlkampfprogramm der Grünen steht allerhand zum Thema Tierhaltung von Nutztieren in Bezug auf Regulierung, Zucht und Haltung. Ich würde aber meine Hand dafür ins Feuer legen, dass Frau Baerbock diesen Satz niemals gesagt hat und allein schon aus politischem Kalkül niemals sagen würde, selbst wenn sie so etwas tatsächlich denken sollte", sagte Hustert.
AFP hat ebenfalls das aktuelle Bundestagswahlprogramm der Grünen durchgesehen und keine einzige Erwähnung in Bezug auf das angebliche Zitat gefunden. Beim Wahlprogramm der Grünen in Baden-Württemberg spielten Haustiere nur in Zusammenhang mit Tierschutz eine Rolle. Selbiges gilt für das Wahlprogramm der Partei in Rheinland-Pfalz.
Schließlich teilte auch der Sprecher des Tierschutzbundes, Hester Pommerening, in Absprache mit seinem Berliner Büro mit: "Dass Annalena Baerbock die Abschaffung der Haustierhaltung gefordert haben soll, ist absurd." Der Tierschutzbund ist eine Dachorganisation der Tierschutzvereine und Tierheime in Deutschland.
Das aktuell geteilte Bild erweckt auf den ersten Blick außerdem den Eindruck, dass es aus einer Tageszeitung entnommen ist. Rechtschreibfehler im Text sind jedoch ein Indiz dafür, dass der Ausschnitt keineswegs aus einer Tageszeitung stammt.
Fazit: Es gibt keine Hinweise darauf, dass dieses Zitat von Baerbock in irgend einer Form echt ist. Die Grünen selbst dementieren, es gibt keine Hinweise auf diese Worte im Internet. Auch führende Tierschutzorganisationen versichern, dass es sich um einen Fake handeln muss.