Dieses Baerbock-Zitat über das Hakenkreuzsymbol und die Ukraine ist erfunden
- Veröffentlicht am 10. Juli 2024 um 08:33
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: Katharina ZWINS, AFP Österreich
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"WAS??? Hakenkreuz geht wieder", schrieb eine Userin am 29. Juni 2024 auf Facebook. Dazu teilte sie ein Bild von Annalena Baerbock. Die deutsche Außenministerin hätte laut dem Beitrag gesagt, der Ukraine sei es gelungen, "das Hakenkreuz in den Augen der freien Welt zu rehabilitieren und es in ein Symbol der Freiheit zu verwandeln". Das Posting erweckt den Eindruck, Baerbock würde Nazi-Symbole in der Ukraine befürworten. Die Facebook-Userin schrieb etwa: "Wie so oft, Doppelmoral und Doppelsprech def GrünInnen."
Die verbreitete Behauptung wurde auch auf anderen Plattformen wie Instagram, X und Telegram geteilt. Sie kursierte zudem in anderen Sprachen wie Englisch.
Seit dem russischen Einmarsch vor über zwei Jahren wird Desinformation häufig als eine Waffe im Ukrainekrieg eingesetzt. Große internationale Medien werden etwa kritisiert, ukrainische Politikerinnen und Politiker werden mitunter als Nazis verunglimpflicht. Prorussische Kampagnen versuchen dabei, die Führung in Kiew als nazionalsozialistisch darzustellen und die Schuld für Verbrechen umzukehren.
Zitat ist laut Außwärtigem Amt "frei erfunden"
Die aktuell geteilte Aussage ist jedoch falsch. Auf AFP-Anfrage schrieb ein Sprecher des Auswärtigen Amts am 9. Juli 2024: "Es handelt sich um ein frei erfundenes Zitat. Außenministerin Baerbock hat nie Aussagen getätigt, die inhaltlich auch nur ansatzweise in eine solche absurde Richtung gehen würden."
Eine Stichwortsuche auf Deutsch und Englisch mit dem angeblichen Zitat führte AFP ebenfalls zu keinen Belegen, wonach sich die grüne Politikerin je so geäußert hätte.
Behauptung wurde in russischem Satirekanal verbreitet
Einer der am weitesten verbreiteten Beiträge mit der Falschbehauptung wurde am 18. Juni 2024 in englischer Sprache auf X geteilt. Seit diesem Zeitpunkt verbreitete sich die angebliche Aussage von Baerbock abgewandelt in mehreren Sprachen.
Eine Stichwortsuche auf Russisch mit dem angeblichen Zitat führte AFP zu einem Posting auf Telegram, das einen Tag zuvor geteilt wurde. Der genannte Beitrag gehört zu den frühesten und wurde am 17. Juni 2024 in einem russischen Kanal namens "lastoppo" veröffentlicht. Darin heißt es – genau wie auch die Postings auf Deutsch oder Englisch behaupteten – in russischer Sprache, dass die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock auf die Frage von Journalisten nach der Zulässigkeit der Verwendung von Symbolen des Dritten Reichs durch das ukrainische Militär antwortete, dass es der Ukraine gelungen sei, "das Hakenkreuz in den Augen der freien Welt zu rehabilitieren".
Laut Selbstbeschreibung handelt es sich bei dem Kanal jedoch um "Parodie" und "Satire zu politischer Realität". Es werden "nur verifizierte Fälschungen" geteilt, heißt es. Das dort geteilte Foto von Baerbock findet sich auch in deutschen Postings mit der Behauptung.
Am 18. Juni 2024 teilte der russische Kanal zudem einen Beitrag, der Screenshots von anderen Veröffentlichungen zu Baerbocks angeblichem Hakenkreuz-Zitat zeigte und sich über die Übernahme der ursprünglich als Satire geteilten Behauptung lustig machte: "Der Streich war ein Erfolg", hieß es darin.
Der deutschen Außenministerin wurden bereits in der Vergangenheit immer wieder Falschzitate in den Mund gelegt, die AFP überprüft hat. Auch andere Behauptungen im Zusammenhang mit Baerbock hat AFP bereits widerlegt.
Fazit: Online wird behauptet, Annalena Baerbock habe folgende Aussage getätigt: "Der Ukraine gelang es, das Hakenkreuz in ein Symbol der Freiheit zu verwandeln." Laut dem Auswärtigen Amt ist die Aussage jedoch erfunden. Online finden sich zudem keine Belege dafür. Die Behauptung wurde zunächst von einem prorussischen Satirekanal geteilt.