Nein, die US-Gesundheitsbehörde sagt nicht, dass sich Geimpfte leichter mit Corona infizieren
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- Veröffentlicht am 5. Oktober 2023 um 12:04
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: Rob LEVER, AFP Vereinigte Staaten, AFP Deutschland
- Übersetzung: Till EICHENAUER
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"Geimpfte anfälliger für neue C19-Variante als Ungeimpfte! Das Gesundheitsamt hat das Impf-Versagen jetzt offiziell zugegeben." So steht es in der Beschreibung eines Videos, das auf Facebook und Youtube Zehntausende gesehen haben.
Die Behauptungen wurden veröffentlicht, nachdem die US-Gesundheitsbehörde CDC vor dem Auftreten eines hoch mutierten neuen Coronavirus-Stammes mit der Bezeichnung BA.2.86 gewarnt hatte.
Ähnliche Behauptungen wurden auch in englischer Sprache veröffentlicht.
In den Beiträgen wird eine Einschätzung (hier archiviert) der CDC vom 23. August 2023 zu einer neuen Coronavariante falsch dargestellt. Diese könne laut den US-Gesundheitsbeamten die Immunität umgehen.
Im Papier der CDC steht: "BA.2.86 may be more capable of causing infection in people who have previously had COVID-19 or who have received COVID-19 vaccines." Auf Deutsch heißt dies: "BA.2.86 ist möglicherweise eher in der Lage, eine Infektion bei Personen auszulösen, die zuvor an COVID-19 erkrankt waren oder die COVID-19-Impfstoffe erhalten haben."
Dieser Satz besagt, dass genesene und geimpfte Menschen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, sich mit der neuen Virusvariante anzustecken, als es bei den früheren Varianten der Fall war.
Im Video wird diese Aussage jedoch missverstanden und gesagt: "Die schreiben tatsächlich, dass man eine höhere Infektionswahrscheinlichkeit hat, wenn man entweder schon einmal Corona hatte oder wenn gegen Corona geimpft wurde. Wenn du dagegen noch kein Corona hattest und nicht geimpft bist, dann ist deine Infektionsgefahr geringer."
Experten bestätigten AFP, dass diese Behauptung falsch ist: "Mir sind keine Daten bekannt, die diese Behauptung stützen", erklärte Adam Lauring, Virologe an der University of Michigan, dessen Labor eine Person mit der neuen Variante identifiziert hat, in einer E-Mail vom 31. August 2023.
Craig Wilen, außerordentlicher Professor für Labormedizin und Immunbiologie an der Universität Yale, stimmte dem zu. "Mir sind keine Daten bekannt, die darauf hindeuten, dass dies der Fall ist", erklärte er in einer E-Mail vom 30. August 2023. "Offen gesagt, ist das weit hergeholt und macht biologisch absolut keinen Sinn."
CDC: Impfstoffe schützen auch vor neuer Variante
In einer aktualisierten Version der Erklärung vom 30. August 2023 (hier archiviert) schrieb die CDC, dass die Immunität durch Impfstoffe und frühere Infektionen immer noch einen gewissen Schutz gegen die neue Variante bietet, die zuerst in Israel identifiziert wurde, bevor sie sich in anderen Ländern verbreitete.
Zudem schreibt die Behörde, dass ohnehin fast die gesamte Bevölkerung bereits mit dem Virus in Kontakt gekommen sei: "Ungefähr 97 Prozent der US-Bevölkerung haben Antikörper gegen SARS-CoV-2 durch Impfung, frühere Infektionen oder beides (hybride Immunität)." Zudem sei es wahrscheinlich, dass die so verbesserte Immunantwort auch "weiterhin vor schweren Erkrankungen durch diese Variante schützt".
Die CDC empfiehlt nach wie vor eine Impfung. "Nach derzeitiger Einschätzung der CDC wird der aktualisierte Covid-19-Impfstoff, der ab Mitte September erhältlich sein wird, wahrscheinlich wirksam sein, um schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte zu reduzieren", so die Behörde in ihrer Erklärung. In einem weiteren Update vom 8. September 2023 nennt die Behörde die jüngsten Forschungsdaten zur Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Virusvariante BA.2.86 "ermutigend".
Die neue Coronavariante BA.2.86 wurde laut dem Robert Koch-Institut mittlerweile auch in Deutschland nachgewiesen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt aktuell für bestimmte Gruppen eine Impfung mit dem angepassten Impfstoff, der in Deutschland seit dem 18. September 2023 verfügbar ist. Impfen lassen sollten sich etwa Menschen über 60 Jahre oder Menschen mit Vorerkrankungen.
Fazit: Die US-Gesundheitsbehörde CDC schreibt nicht, dass Geimpfte ein höheres Risiko haben, sich mit der neuen Coronavariante BA.2.86 zu infizieren. Die Aussage der Behörde bezieht sich auf eine höhere Ansteckungsgefahr im Gegensatz zu anderen Virusvarianten und vergleicht nicht Geimpfte mit Ungeimpften.