Behauptungen über angebliche Droge "Strawberry Quick" in Schulen kursieren erneut

Die seit Langem kursierende Falschmeldung über "Strawberry Quick" – erstmals 2007 in den USA gemeldet – tauchte Ende Oktober 2025 erneut in sozialen Medien auf. Online werden Eltern vor einer neuen Droge mit Erdbeergeschmack gewarnt, die in Schulen in Umlauf sei. Die Behauptung wird zusammen mit einem Foto der Droge mit Erdbeergeschmack in Form von rosa Teddybär-Pillen geteilt. Allerdings hat die EU-Drogenbehörde in letzter Zeit keine Fälle einer Droge namens "Strawberry Quick" registriert. Außerdem stammt das Foto in den Beiträgen aus dem Jahr 2016.

"Bitte teilen Sie diese Nachricht, auch wenn Sie keine Kinder im Schulalter haben. Eltern müssen über diese Droge informiert sein. Es handelt sich um eine neue Art von Droge, die als 'Strawberry Quick' bekannt ist. In Schulen geschieht derzeit etwas Schreckliches, und wir alle müssen uns dessen bewusst sein", heißt es in einem Facebook-Beitrag auf Bulgarisch vom 30. Oktober 2025. Dieser zeigt zudem ein Foto, auf dem ein Mann eine Plastiktüte mit rosa Tabletten in Form von Teddybären in der Hand hält.

"Es gibt eine Art von Crystal Meth, die wie Lutscher oder Bonbons mit Erdbeergeschmack aussieht (die Art, die im Mund zischt und poppt). Sie riecht nach Erdbeeren und wird an Kinder auf Schulhöfen verteilt", heißt es in dem Beitrag weiter. Die Behauptung enthält keine konkreten Informationen darüber, wo oder an welchen Schulen die mutmaßliche Droge verteilt werde.

Dieselbe Behauptung und dasselbe Foto wurden insgesamt über 2000 Mal geteilt. Ähnliche Beiträge wurden in verschiedenen Sprachen veröffentlicht, beispielsweise auf Deutsch, Französisch oder Englisch.

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Facebook-Screenshot der Behauptung auf Bulgarisch, rotes Kreuz von AFP hinzugefügt: 6. November 2025

Die Behauptung bezüglich "Strawberry Quick" ist jedoch nicht neu. Die Falschmeldung kursiert bereits seit 2007 und tauchte somit etwa zu der Zeit auf, als Nachrichtenagenturen über eine Methamphetamin-Sorte mit Erdbeergeschmack berichteten, die 2007 bei einer Polizeirazzia im US-Bundesstaat Nevada beschlagnahmt worden war.

Artikel aus 2007 zu Droge mit Erdbeergeschmack

Mithilfe einer Stichwortsuche konnte AFP einen Artikel vom 28. Januar 2007 ausfindig machen. Dieser wurde in einer Regionalzeitung im US-Bundesstaat Nevada veröffentlicht und behandelt eine Polizeiaktion. "Eine neue Art von Methamphetamin mit Erdbeergeschmack, die leuchtend rosafarben aussieht, wurde zum ersten Mal in Carson City bei einer Durchsuchung einer Wohnung in der Como Street beschlagnahmt", heißt es in dem Artikel. Eine Person wurde festgenommen, die angeblich "das aromatisierte Methamphetamin verkauft hat, das in der Region Sacramento und jetzt auch in Carson City als 'Strawberry Quick' bekannt ist".

In dem Artikel wird ein Polizeibeamter auf folgende Art und Weise zitiert: "Das Methamphetamin 'Strawberry Quick' ist bei neuen Verbraucherinnen und Verbrauchern, die es schnupfen, beliebt, weil das Aroma den Geschmack mildert. Teenager, denen beigebracht wurde, dass Meth schlecht sei, glauben, dass diese aromatisierte Variante möglicherweise weniger schädlich sei."

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Screenshot des "Nevada Appeal"-Zeitungsartikels: 6. November 2025

"Drogendealerinnen und -dealer und geheime Labore geben dem Meth Namen wie 'Strawberry Quick', 'Peanut Butter Meth', 'Blue Ribbon' oder sogar 'Chocolate Meth'", sagte Steve Albertson, stellvertretender Sheriff von Carson City, in einem Bericht von ABC News vom 29. März 2007.

In seinem National Methamphetamine Threat Assessment Bericht von 2008 erwähnte das National Drug Intelligence Center – eine ehemalige Behörde des US-Justizministeriums, die heute Teil der Drug Enforcement Administration ist – die Beschlagnahmung von "erdbeeraromatisiertem Methamphetamin" namens "Strawberry Quick" und beschreibt dieses als "kleine, rosafarbene Stücke".

AFP konnte jedoch keine Informationen zu kürzlichen Beschlagnahmungen von erdbeeraromatisiertem Methamphetamin finden. Auf der Website der Drug Enforcement Administration wird eine Liste von Beschlagnahmungen von synthetischen Cannabinoiden und von rosafarbenem Methamphetamin und Kokain gezeigt – "Strawberry Quick" wird aber nicht erwähnt.

Foto von Ecstasy-Pillen aus dem Jahr 2016 

Die englischsprachige Website Snopes widerlegte die Behauptung im Jahr 2016 und verlinkte dabei auf einen archivierten Beitrag auf der Website "mdmateam.com" mit der Beschreibung "Purple Bears w/ 180mg MDMA". Mdma ist eine illegale Partydroge, auch bekannt als Ecstasy.

Die genannte Website ist inzwischen nicht mehr verfügbar. Die Beschreibung der Website lautete: "Kinder: Wir verkaufen KEIN MDMA, LSD oder andere Drogen. Wir veröffentlichen sie einfach hier!"

Die Seite wurde auch am 4. Mai 2016 archiviert. Obwohl das Foto nicht mehr sichtbar ist, deutet das Veröffentlichungsdatum darauf hin, dass es "vor einer Woche" veröffentlicht wurde, was Ende April 2016 entspräche.

"Keine Aufzeichnungen zu 'Strawberry Quick'" 

AFP wandte sich an die Europäische Drogenagentur (Euda) – eine unabhängige Organisation der EU mit Sitz in Lissabon, die Informationen über Drogen und Drogenabhängigkeit sammelt.

Sie arbeitet in Bezug auf das EU-Frühwarnsystem (EWS) auch mit Europol zusammen, um "Gesundheits- und Sozialgefahren, die durch neue psychoaktive Substanzen (NPS) verursacht werden, schnell zu erkennen, zu bewerten und darauf zu reagieren". Methamphetamin gilt nicht als NPS (auch bekannt als "Designerdrogen").

"Nach weiteren Konsultationen sagen meine Kolleginnen und Kollegen, dass sie derzeit keine Informationen über ein solches Produkt haben", teilte Kathryn Robertson, Hauptmanagerin für Medienarbeit und Unternehmenskommunikation der Euda, AFP in einer E-Mail vom 4. November 2025 mit.

Die Euda antwortete zudem, dass Spanien zwischen 2020 und 2025 dem EU-Frühwarnsystem "Proben gemeldet hat, die Methamphetamin in Kombination mit anderen neuen psychoaktiven Substanzen enthielten, hauptsächlich Ketamin, 2C-B, MDMA, aber auch synthetische Cathinone ... meist in Form von rosa Pulver". Das EWS "fand jedoch keine Hinweise auf ein Produkt namens 'Strawberry Quick'".

Laut einer Studie des Europäischen Schulprojekts zu Alkohol und anderen Drogen (Espad), die im Oktober 2025 veröffentlicht wurde, ist der Konsum illegaler Drogen außer Cannabis in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen (Seite 120 des Pdf-Dokuments). Die Espad-Umfrage ist eine alle vier Jahre wiederholte Querschnittsstudie, die sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 bis 16 Jahren in 37 Ländern richtet.

AFP hat die Behauptung bereits im März 2025 in Sri Lanka widerlegt.

Fazit: Die erneut verbreiteten Warnungen über die angebliche Droge "Strawberry Quick" an Schulen basieren auf einer alten Falschmeldung von 2007. Es gibt aktuell keinerlei Belege für das Auftauchen einer solchen Droge und das verbreitete Foto stammt nachweislich aus dem Jahr 2016. Behörden wie die Euda haben keine Hinweise auf ein Produkt dieses Namens.

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