
Clickbait betrieben: Diese Promis trauerten nicht öffentlich um Charlie Kirk
- Veröffentlicht am 1. Oktober 2025 um 10:24
- 5 Minuten Lesezeit
- Von: Marisha GOLDHAMER, AFP USA
- Übersetzung und Adaptierung: Lisa-Marie ROZSA
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"Gebt mir meinen Sohn zurück, er ist erst 31", beginnt ein englischsprachiger Facebook-Beitrag vom 12. September 2025. Der Beitrag enthält ein Bild von Charlie Kirk, der seine Tochter im Arm hält, sowie ein weiteres Bild eines Mannes, der zu weinen scheint. Weiter heißt es: "Ein trauernder Vater brach bei der Gedenkfeier für Charlie Kirk vor dem Hauptsitz von Turning Point USA in Phoenix zusammen. Direkt neben ihm stand Musiklegende Paul McCartney, der ihm sanft die Hand auf die Schulter legte und versuchte, ihm Kraft zu spenden."
Die Behauptung enthält einen Link zu einem Artikel mit der Überschrift: "Paul McCartneys sanfte Präsenz bei Charlie Kirks Gedenkfeier: Ein Lied ohne Worte."
In fast identischen Beiträgen wurde behauptet, dass auch Musiker wie Stevie Nicks, Mick Jagger und Luke Bryan anwesend waren, um Kirks Vater bei einer Gedenkfeier in Arizona zu trösten.

In einigen Beiträgen wurden die Namen der Musiker durch die von Sportstars ersetzt, darunter Formel-1-Fahrer Max Verstappen und Golflegende Tiger Woods.

In anderen Posts wurden Personen aus US-Präsident Donald Trumps Kabinett gezeigt, etwa Justizministerin Pam Bondi und Verteidigungsminister Pete Hegseth. Die Bundesstaatsanwältin für den District of Columbia Jeanine Pirro wurde in einem Post ebenfalls gezeigt. Auch in diesen Beiträgen wurde auf Artikel auf Websites verlinkt, die mit Werbung gefüllt sind.

Charlie Kirk, eine polarisierende politische Persönlichkeit, wurde am 10. September 2025 während einer Veranstaltung an der Utah Valley University erschossen. Die 33-stündige Fahndung nach dem Verdächtigen löste eine Flut von Falschinformationen aus, wobei unschuldige Personen fälschlicherweise beschuldigt wurden, KI-generierte Inhalte sich schnell verbreiteten und Chatbots falsche und unbestätigte Behauptungen wiederholten.
Die US-Staatsanwaltschaft erhob am 16. September 2025 offiziell Anklage gegen den 22-jährigen Tyler Robinson wegen Mordes an Charlie Kirk und kündigte an, die Todesstrafe zu fordern. US-Vizepräsident JD Vance ging neben dem Sarg von Kirk an Bord der Air Force Two von Utah nach Arizona zur Trauerfeier. US-Präsident Trump und fast sein ganzes Kabinett nahmen an Kirks Trauerfeier am 21. September 2025 im Stadion der Football-Mannschaft von Arizona teil.
Kirks Witwe Erika hat ebenfalls öffentlich um ihren Mann getrauert. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass Kirks Vater vor dem Hauptsitz von Turning Point USA, der von seinem Sohn gegründeten konservativen Organisation, in Phoenix eine Trauerrede gehalten hätte.

Es gibt auch keine Aufzeichnungen darüber, dass McCartney – oder die anderen in den Beiträgen genannten Prominenten und Amtsträger – die Gedenkstätten besucht hätten, die überall in Arizona entstanden sind.
Verdächtige Beiträge
Eine Stichwort- und Bildsuche, um das Aussehen des Vaters in Erfahrung zu bringen, ergab keine verifizierten Fotos von Kirk mit seinem Vater, der laut einem Bericht des People-Magazins als Architekt tätig war.
Eine umgekehrte Bildsuche für das in vielen Beiträgen verwendete Foto ergab, dass es aus einem Nachruf auf einen Robert W. Kirk stammt, der im Juli 2008 in Monterey, Indiana, verstorben ist – und nicht Kirks Vater ist (hier archiviert).
In einigen Fällen wurde das Originalbild gespiegelt und es scheinen Tränen hinzugefügt worden zu sein.

Die Behauptungen scheinen von einem Netzwerk von Facebook-Seiten zu stammen, die sich an Mitglieder der Babyboomer-Generation richten. Diese als "Boomer Bait" bezeichneten Inhalte sind speziell darauf ausgelegt, Emotionen zu wecken und Menschen dazu zu veranlassen, sie zu liken, zu teilen und zu kommentieren.
Der Forscher Marc Owen Jones stellte fest, dass einige der von diesen Seiten verwendeten Website-Domains, darunter cafex.biz, wahrscheinlich Teil einer koordinierten Einflussnahme oder eines Engagement-Farming-Netzwerks sind, das mit polarisierenden Inhalten Reichweite generiert und größtenteils von Vietnam aus betrieben wird.
Jede der Facebook-Seiten, die AFP ausfindig machen konnte und die Behauptungen über Kirks Vater verbreiteten, hatten ein Seiten-Management in Vietnam. Um den Standort der Personen zu überprüfen, die eine Seite betreiben, können Nutzerinnen und Nutzer auf die Registerkarte "Über" klicken und die "Seitentransparenz" überprüfen.

Weitere Anzeichen für die Unglaubwürdigkeit der Seiten und Artikel sind Facebook-Bewertungen, in denen falsche Inhalte beanstandet werden, Websites voller Werbung und Artikel mit nicht gekennzeichneten Zitaten, sich wiederholenden Strukturen und unnatürlichen englischen Formulierungen.
Die US-amerikanische Faktencheck-Organisation Lead Stories identifizierte weitere falsche Behauptungen über Sportstars, die Spenden an Kirks Familie geleistet hätten, die ebenfalls über Facebook-Seiten verbreitet wurden, die von Vietnam aus verwaltet werden. AFP berichtete im Juli 2025 über ähnliche Clickbait-Beiträge.
Die Richtlinien von Meta besagen, dass "Ersteller, Verleger und Drittanbieter, die Clickbaits oder Sensationsmeldungen verbreiten, möglicherweise nicht berechtigt sind oder ihre Berechtigung zur Monetarisierung verlieren" (hier archiviert). Sowohl das Recherchemedium ProPublica als auch das Onlineportal 404 Media haben jedoch darüber berichtet, wie das Monetarisierungsprogramm der Plattform Menschen auf der ganzen Welt dazu anregt, minderwertige Inhalte zu erstellen, um die Aufmerksamkeit des US-amerikanischen Publikums zu erregen (hier archiviert).
Weitere englischsprachige Berichte über Falschinformationen im Zusammenhang mit der Ermordung von Kirk sammelt AFP auf der Website.
Fazit: Facebook-Behauptungen mit Fotos von Prominenten, die angeblich Charlie Kirks Vater trösteten, sind falsch. Sie basieren auf einem fremden Foto eines Nachrufs und stammen aus einem vietnamesischen Netzwerk, das gezielt Falschmeldungen verbreitet.