Oscar Garcia steht mit seiner Familie am 9. Oktober 2024 vor seinem Haus, nachdem es von einem gemeldeten Tornado in Fort Myers in Florida getroffen wurde, während sich der Hurrikan Milton nähert ( AFP / CHANDAN KHANNA)

Verheerende Hurrikane lösen Flut an Desinformation aus

Im Vorfeld des Hurrikans Milton, der auf Florida traf und eine Reihe von Tornados auslöste, wurden falsche Anschuldigungen laut, die US-Regierung führe einen "Wetterkrieg".

Verheerende Hurrikane, die in den letzten Wochen über die Vereinigten Staaten hinwegfegten, haben eine Flut an Falschinformation ausgelöst. Politikerinnen und Politiker sowie Nutzerinnen und Nutzer sozialer Medien griffen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 Verschwörungsmythen über Wettermanipulation auf.

Falsche Anschuldigungen, nach denen die US-Regierung angeblich einen "Wetterkrieg" führe, verbreiteten sich online in Form von Social-Media-Posts. In diesen wurde behauptet, die Wirbelstürme seien "absichtlich gegen rote Staaten eingesetzt worden", in denen für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump gestimmt werden würde.

"Wir befinden uns in einem Geoengineering-'Zusammenbruch', der von einer globalistischen Elite verursacht wird, die die gesamte Menschheit 'kontrollieren' will", hieß es beispielsweise in einem Beitrag auf X.

Gerüchte gab es auch über das in Alaska ansässige Hochfrequenz-Forschungsprogramm zur Polarlichtaktivität HAARP – das früher vom US-Militär betrieben wurde – sowie über Cloud Seeding. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass diese Technologien mit der Entstehung großer Stürme in Verbindung stehen.

Die Welle an Falschmeldungen entstand, als Hurrikan Helene zum katastrophalsten Hurrikan seit Katrina im Jahr 2005 wurde und Milton sehr bald danach am 9. Oktober 2024 folgte und auf Florida traf. Beide Stürme verwüsteten ganze Stadtviertel und hatten großflächige Evakuierungen sowie massive Stromausfälle zur Folge.

Ethan Porter, Professor am Misinformation/Disinformation Lab der George Washington University, sagte, dass manche Menschen Fehlinformationen nutzen, "um ihre politischen Überzeugungen auf bequeme Weise zum Ausdruck zu bringen". Er erklärte, der Fokus liege weniger auf den Details, sondern vielmehr auf der zugrunde liegenden Botschaft, "dass man weder der Wissenschaft noch der Regierung trauen sollte, dass der Klimawandel nicht real ist und dass die Demokraten in irgendeiner Weise für die sich abzeichnende Katastrophe verantwortlich sind".

Die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene, die sich für Trump ausspricht, hat ihrer Anhängerschaft wiederholt gesagt, dass die US-amerikanische National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) Programme zur "Wetterkontrolle" genehmige.

Methoden wie Cloud Seeding können zwar dazu beitragen, Niederschläge in bestimmten Gebieten zu verstärken, aber sie können keine Hurrikane wie Helene erzeugen.

Expertinnen und Experten erklärten gegenüber AFP, es sei besorgniserregend, dass Politikerinnen und Politiker sich auf solche Desinformationsnarrative einlassen. "Dies geschieht in einer Zeit echter politischer Spannungen", sagte Callum Hood, Forschungsleiter am Center for Countering Digital Hate im Vereinigten Königreich. "Soziale Medien sind ein viel besserer Ort für Hass und Desinformation geworden, als dies früher noch der Fall war – insbesondere X."

Joseph Uscinski, Professor an der University of Miami, erforscht, warum Menschen an Verschwörungsmythen glauben und stimmte dem zu. "Es gibt Kongressabgeordnete, die die Idee verbreiten, dass dies der Realität entspricht, obwohl es das in Wirklichkeit nicht tut."

Eine "beängstigende Welt"

Die Situation machte die tiefe Kluft in Bezug auf den Klimawandel deutlich, da Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler davor warnten, dass heftige Stürme das Ergebnis wärmerer Meerestemperaturen seien.

Stürme, die auch durch wärmere Luft verstärkt werden, können sowohl Binnen- als auch Küstenregionen treffen, die in der Vergangenheit bereits Katastrophengebiete waren.

"Hurrikan Helene hat uns gezeigt, dass wir uns nicht (nur) um die Küste Sorgen machen müssen. Ein Hurrikan mit viel Feuchtigkeit, der durch ein Berggebiet wie Asheville zieht, ist eine schlechte Kombination", sagte Jayantha Obeysekera, Direktor des Sea Level Solutions Center an der Florida International University, gegenüber AFP.

Katharine Hayhoe, leitende Wissenschaftlerin bei Nature Conservancy, erklärte, dass Narrative zur Wetterkontrolle dazu beitragen, die Verantwortung für die Eindämmung von Emissionen aufzuschieben. Sie befürchtet, dass eine solche Logik den Menschen, die versuchen, "sich in einer Welt zurechtzufinden, die sehr schnell sehr beängstigend wird", ein falsches Gefühl von Sicherheit und Trost vermittelt.

Diese Bedingungen schaffen "eine perfekte Basis" für Desinformation, so Hayhoe und sie betonte, dass Wissenschaftsskepsis Maßnahmen vor Ort weiter verzögern oder angemessene Resilienz- und Eindämmungspläne gegen die globale Erwärmung verhindern kann. "Es bewegt uns genau in die entgegengesetzte Richtung, in die wir eigentlich gehen müssen", so Hayhoe.

Weitere Faktenprüfungen zum Thema Klima finden Sie hier und zu den US-Wahlen hier.

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