Die Waldbrände auf Maui wurden nicht durch einen Laser verursacht

Die verheerenden Busch- und Waldbrände auf der Hawaiischen Insel von Maui haben seit ihrem Ausbruch am 8. August 2023 tausende Häuser zerstört, es gibt zahlreiche Todesopfer und über tausend Menschen wurden bis zum 15. August noch vermisst. In sozialen Medien wird ein Foto eines vermeintlichen Lichtstrahls zusammen mit der Behauptung geteilt, die Brände auf Maui seien durch diesen Laserstrahl verursacht worden. Die Behauptung ist jedoch falsch, bei dem Bild handelt es sich um den Start einer SpaceX-Rakete im Jahr 2018.

"GERÜCHT: Ein laserähnlicher Lichtstrahl traf Maui, Hawaii, kurz bevor die tödlichen Brände Lahaina vernichteten", heißt es in einem der Beiträge, die auf Facebook geteilt werden. Auch Beiträge, die das Bild mit einem vermeintlichen Lichtstrahl zeigen, wurden auf Telegram und in englischer Sprache auf Tiktok tausendfach angesehen und geteilt. Auf diesem Bild ist ein Strahl zu sehen, der auf ein Gebiet nahe einer Küste trifft oder von dort in den Himmel schießt, am Boden bildet sich eine Rauchwolke um den Strahl.

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Facebook-Screenshot der Behauptung: 15. August 2023

Auf den Bildern ist jedoch kein Laserstrahl zu sehen, sondern der Start einer Rakete des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX am 22. Mai 2018. Das Bild wurde am Tag nach dem Start auf der offiziellen Flickr-Seite (Link hier archiviert) von SpaceX veröffentlicht. Verschiedene Nachrichtenseiten in den USA haben damals das Foto in ihrer Berichterstattung aufgegriffen (Links hier, hier und hier archiviert).

Der Start der Rakete vom Typ Falcon 9 erfolgte am 22. Mai 2018 um 12:47 Uhr Ortszeit von der Vandenberg Space Force Base in Kalifornien, USA, wie auf der Website der Luftwaffenbasis bekannt gegeben wurde.

Lange Belichtung erzeugt langen Raketenstrahl

Das Foto wurde mittels einer Langzeitbelichtung aufgenommen. Eine Analyse der Metadaten des Originalfotos zeigt, dass für die Aufnahme eine Belichtungszeit von 20 Sekunden gewählt wurde. Dies erklärt auch das leicht verwaschene Aussehen der Wolken und der Meeresoberfläche, die typisch sind für Langzeitbelichtungen.

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Screenshot der mit metada2go ausgewerteten Metadaten, erstellt am 15. August 2023. Der Wert "shutter_speed_value" zeigt die Belichtungsdauer in Sekunden an.

Durch die lange Belichtung erscheint der Antriebsstrahl der Rakete als eine Linie. Die Rakete selbst ist nicht zu sehen, da sie im Bild von dem viel helleren Leuchten des Antriebsstrahls verdeckt wird. SpaceX hat zudem ein ähnliches Bild des Starts aus der gleichen Perspektive mit einer Belichtungszeit von einem Zweihundertfünfzigstel (oder 0,004) einer Sekunde veröffentlicht. Dort ist die Rakete deutlich zu erkennen.

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Screenshot des Posts von SpaceX auf Flickr: 15. August 2023

Experten sprechen von extremer Waldbrandgefahr

Die Brände auf Hawaii und der benachbarten Insel Maui begannen am 8. August 2023 und breiteten sich schnell aus. Die historische Stadt Lahaina an der Westküste von Maui, die bei Touristen beliebt war, wurde durch die Flammen fast vollständig zerstört. Bis zum 16. August 2023 ist die Zahl der Todesopfer durch die Katastrophe auf mehr als 100 gestiegen und könnte sich laut den Behörden noch verdoppeln.

Die Waldbrände auf Hawaii haben schnell Verschwörungstheorien hervorgerufen, die besagen, dass die Brände durch sogenannte "zielgerichtete Energiewaffen" ausgelöst worden sein könnten. Diese sollen laut dem Rechnungshof der Vereinigten Staaten (GAO) konzentrierte elektromagnetische Energie mit Lichtgeschwindigkeit zur Bekämpfung feindlicher Truppen und Objekte einsetzen. AFP konnte diese Falschbehauptungen bereits widerlegen.

Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes der USA wurden die Brände auf Maui durch die Trockenheit und die starken Winde des nahe gelegenen Hurrikans Dora angefacht.

Susan Buchanan, Leiterin der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Nationalen Wetterdienstes der USA, erklärte gegenüber AFP, der Dienst habe die örtlichen Behörden bereits bis zu einer Woche im Voraus "vor gefährlichen Wetterbedingungen für Brände auf Hawaii" gewarnt und in den Tagen vor Ausbruch des Infernos offizielle Warnungen herausgegeben (Link hier archiviert).

"Eine Mischung aus trockener Vegetation, starken Winden, trockener abfallender Luft und niedriger Luftfeuchtigkeit trug dazu bei, dass sich die tödlichen Brände ausbreiteten", so Buchanan in einer E-Mail vom 11. August 2023.

"Keine Entzündung aus dem Weltraum"

Eine Reihe unabhängiger Experten stimmte ihm zu. Es sei eine extreme Gefahrenlage gewesen, sagte etwa Arnaud Trouve, Vorsitzender der Abteilung für Brandschutztechnik an der Universität Maryland. Trouve sagte, er glaube nicht, dass die Brände auf Hawaii auf "außergewöhnliche Quellen" zurückzuführen sind. Blitzschlag und andere natürliche Phänomene – oder menschliche Aktivitäten wie technisches Versagen und Brandstiftung – seien häufiger die Ursache, sagte er gegenüber AFP am 11. August.

Der nahe gelegene Hurrikan erzeugte Abwinde, die Flammen und Glut noch verstärken haben. Michael Gollner von der Universität California-Berkeley sagte gegenüber AFP am 11. August, dass dies besonders in Siedlungen mit vielen Holzgebäuden und wenig Schutz vor Waldbränden gefährlich sein kann. "Die Brandursache ist zwar nicht bekannt, könnte aber von Stromleitungen stammen, die durch den Wind beschädigt wurden. Oder von einer anderen möglichen Unfallquelle", sagte er. "Bei so starken Winden und einer großen Menge trockenen Grases, das die Siedlung umgibt, braucht es keine Entzündung aus dem 'Weltraum'."

Auch die Nachrichtenagentur dpa hat einen Faktencheck zu dieser Behauptung veröffentlicht.

Fazit: Die Brände auf der Insel Maui wurden nicht durch einen Laserstrahl ausgelöst. Bei dem online geteilten Foto handelt es sich um Langzeitbelichtung des Starts einer SpaceX-Rakete im Jahr 2018 im US-Bundesstaat Kalifornien.

23. August 2023 Spezifiziert Ort der Brände
17. August 2023 Links hinzugefügt.
17. August 2023 Korrektur der Erklärung, warum die Rakete im Foto nicht sichtbar ist, im Absatz über die Belichtungszeit.
16. August 2023 Datum der Experten-Aussagen hinzugefügt; Zahl von Todesopfern aktualisiert

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