Klaus Schwab bei einer Pressekonferenz vor der WEF-Jahrestagung in Cologny bei Genf am 14. Januar 2020 ( AFP / Fabrice Coffrini)

Nein, WEF-Gründer Klaus Schwab wurde nicht verhaftet

Tausende Nutzerinnen und Nutzer haben Mitte November eine Behauptung geteilt, wonach der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, in der Schweiz verhaftet worden sei. Die Schweizer Polizei, Europol und das WEF bestätigten gegenüber AFP allerdings, dass Schwab nicht verhaftet wurde. Am in den Beiträgen genannten Tag sprach er bei einer Veranstaltung in Dubai. 

Facebook-Userinnen und User haben seit Mitte November die Nachricht von der angeblichen Festnahme Schwabs verbreitet (hier, hier). Tausende sahen die Behauptung auf Telegram (hier, hier, hier), Dutzende auf Twitter. Auf Englisch, Französisch und Serbisch teilten User die angebliche Festnahme ebenfalls.

Als Quelle geben einige Postings die Website "Conservative Beaver" an, die AFP bereits mehrfach wegen falscher Behauptungen überprüft hat (hier, hier, hier).

Die Falschbehauptung: "Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), wurde am Freitag in seinem Haus in Cologny (Schweiz) festgenommen und wegen mehrfachen Betrugs angeklagt", behauptet ein Blog und weiter: "Eine Polizeiquelle gibt an, dass er auf Ersuchen von Europol im Zusammenhang mit Verbrechen festgenommen wurde, die er angeblich während der Covid-Pandemie begangen hat. Klaus Schwab sitzt derzeit in Untersuchungshaft."

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Telegram-Screenshot der Falschbehauptung: 23.11.2021

WEF-Gründer Klaus Schwab steht immer wieder im Mittelpunkt von Verschwörungserzählungen. Thema dabei ist meistens der "Great Reset", eine Initiative des Weltwirtschaftsforums zur Neugestaltung der Wirtschaft nach der Corona-Pandemie. Zu dieser Initiative veröffentlichte Schwab auch das Buch "COVID-19: Der große Umbruch", auf Englisch "The Great Reset".

Verschwörungsideologinnen und Ideologen sehen diesen "großen Umbruch" als Teil eines umfassenderen Plans: Die Corona-Pandemie diene dazu, eine neue Weltordnung zu etablieren. AFP hat in diesem Zusammenhang bereits in der Vergangenheit teils antisemitisch konnotierte Falschbehauptungen überprüft, wonach Klaus Schwab mit der Familie Rothschild verwandt sei oder Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt im Bundestag eine Maske mit der Aufschrift „Great Reset“ getragen hätte. Auch die aktuell verbreitete Behauptung von der Festnahme Schwabs wegen seiner Verbrechen während der Covid-Pandemie gehört in diese Reihe.

Behörden dementieren

"Wir bestätigen, dass Klaus Schwab nicht von der Schweizer Polizei verhaftet wurde", sagte eine Sprecherin der Schweizer Bundespolizei, Melanie Lourenco, am 17. November gegenüber AFP.

Jean-Philippe Brandt, Sprecher der Genfer Kantonspolizei, sagte AFP ebenfalls am 17. November, dass "dies Fake News ist". Der in Postings häufig genannte Ort Cologny ist eine Gemeinde im Kanton Genf und zugleich Hauptsitz des WEF.

Claire Georges, eine Sprecherin von Europol – der Strafverfolgungsbehörde der Europäischen Union (EU) – sagte am 16. November ebenfalls zu AFP, dass "diese Information nicht korrekt" sei: "Europol hat nie um die Verhaftung dieser Person gebeten, noch könnten wir so etwas tun, da dies nicht in unser Mandat fällt, das darin besteht, die EU-Mitgliedstaaten bei ihren Ermittlungen zu unterstützen."

Europol ist ein Unterstützungsdienst für die Strafverfolgungsbehörden der EU-Staaten. Der Dienst hat keine Exekutivbefugnisse. "Das bedeutet, dass Europol-Bedienstete nicht berechtigt sind, Verdächtige festzunehmen oder ohne die Zustimmung der nationalen Behörden zu handeln", heißt es in einer Erklärung auf der Europol-Website.

Das Weltwirtschaftsforum WEF erklärte ebenfalls, es handele sich um "eine falsche Information". Yann Zopf, Leiter der WEF-Medienabteilung, schrieb am 16. November an AFP: "Nichts an dieser Geschichte basiert auf Fakten und ist mit einer (glaubwürdigen) Quelle verbunden."

Klaus Schwab war an dem Tag nicht in Europa

Am 12. November 2021, dem Tag, an dem Schwab laut Postings angeblich verhaftet worden sei, war er nicht einmal in der Schweiz. Schwab war zu Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten und sprach bei einer Podiumsdiskussion in Dubai, die live auf der WEF-Website übertragen wurde. Am 9. November nahm er dort bei einer Eröffnungszeremonie der Expo 2020 in Dubai teil und am 11. November war er bei einer Konferenz im Rahmen Initiative "The Great Narrative" des WEF und der Vereinigten Arabischen Emirate.

Fazit: Am Tag seiner angeblichen Verhaftung in der Schweiz hielt sich Klaus Schwab in Dubai auf. Die Schweizer Polizei dementierte seine Festnahme, genauso wie ein Sprecher des Weltwirtschaftsforums. Die Verhaftung hatte laut den Postings auf ein Ansuchen der Behörde Europol stattgefunden. Europol wies das ebenfalls zurück.

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