Irisches Gericht friert Bankkonto eines Lehrers wegen unbezahlter Geldstrafen ein

Ein irisches Gericht ordnete an, die Bankkonten des entlassenen Lehrers Enoch Burke im März 2025 einzufrieren. Dieser hatte mehrere unbezahlte Geldstrafen wegen Missachtung gerichtlicher Anordnungen in einem Fall angehäuft, für den er bereits eine Gefängnisstrafe auffasste. In Kroatien – einem katholischen Land mit migrationsbedingten Verbindungen zu Irland – kursierten daraufhin irreführende Beiträge. Darin wurde behauptet, Burke, ein evangelikaler Christ, sei für seine "Gender-Ideologie" bestraft worden. Tatsächlich war er wegen unangemessenen Verhaltens entlassen und wurde anschließend wegen Missachtung des Gerichts bestraft. 

"Eine Bank hat das Konto eines irischen Professors eingefroren, weil er sich aufgrund seiner christlichen Überzeugungen offen der Gender-Ideologie widersetzte", heißt es in einem Facebook-Post vom 24. März 2025. Dieser enthält einen Link zu einen Online-Artikel über den irischen Lehrer Enoch Burke.

Auf Telegram wurde ein Video geteilt, in dem zu sehen ist, wie Burke vor einem Geldautomaten steht. Das Video ist mit folgender Beschreibung versehen: "Der irische Lehrer Enoch Burke lehnte Genderpronomen ab – jetzt sind seine Bankkonten eingefroren." Seit dem 21. März 2025 wurde das Video über 2000 Mal angesehen.

In dem Video, das auch auf Facebook mit derselben Beschreibung auf Kroatisch geteilt wurde, sagt Burke, dass sein Konto "geplündert" wurde und dass er sein Gehalt nicht erhalten habe – dieses sei einbehalten worden.

In einem Artikel auf der kroatischen Website Epoha, auf der wiederholt falsche oder irreführende Informationen veröffentlicht wurden, die AFP etwa hier oder hier auf Kroatisch überprüft hat, wird behauptet, dass die Bank Burkes Konto eingefroren habe, weil "er sich offen gegen die Gender-Ideologie gestellt hat". Außerdem heißt es, dass der "Terror gegen ihn in einer viel schlimmeren Form weitergeht".

Seit der Fall einer kroatischen Transperson, die versuchte, ein Kind aus Sambia zu adoptieren, landesweit für Aufsehen sorgte, nahm die Stimmung gegen Transpersonen in Kroatien zu. In sozialen Medien in Kroatien erscheinen häufig Berichte aus Irland, ebenfalls ein katholisches Land, wo es zudem eine große kroatische Diaspora gibt.

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Screenshots der kroatischen Behauptung auf Facebook, einer kroatischen Website und Telegram: 1. April 2025

Die jüngste Behauptung über Burke ist jedoch falsch. Der ehemalige Lehrer wurde wegen unangemessenen Verhaltens von seiner Lehrtätigkeit enthoben. 2022 wurde er wegen Missachtung des Gerichts verurteilt, nachdem er wiederholt auf dem Schulcampus aufgetaucht war, wie AFP berichtete.

Im jüngsten Gerichtsurteil wurden seine Bankkonten wegen tausender Euro an nicht bezahlten Gerichtsstrafen eingefroren, wie aus offiziellen Dokumenten hervorgeht und ein Rechtsexperte gegenüber AFP bestätigte.

Entlassung wegen beruflichem Fehlverhalten 

Der Fall Burke hat in den Medien in Irland und im Vereinigten Königreich Aufmerksamkeit erregt. Burke war Lehrer an der Wilson's Hospital School in der Stadt Mullingar westlich von Dublin. Er widersetzte sich dem Wunsch eines Schülers, seine Geschlechtsidentität zu ändern, obwohl die Schule ihre Unterstützung erklärt hatte. Seine Suspendierung und anschließende Entlassung seien auf mehrmaliges unangemessenes Verhalten zurückzuführen, teilte die Schule mit. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe und Geldstrafen verurteilt, weil er gerichtliche Anordnungen vorsätzlich missachtet hatte. Weder die Freiheitsstrafe noch die Geldstrafen hatten etwas mit seiner religiösen Überzeugung zu tun, obwohl er wiederholt das Gegenteil behauptet hatte.

Laut dem Gerichtsurteil vom 19. Mai 2023 (hier archiviert) wurde Burke am 22. August 2022 suspendiert, einige Wochen nachdem er eine Gedenkfeier in der Schulkapelle anlässlich eines Schuljubiläums unterbrochen hatte. Dabei hinderte er den Bischof am Sprechen, hielt eine Ansprache, in der er "Transgenderismus" verurteilte und stellte den Schuldirektor auf unangemessene Weise zur Rede. Trotz seiner Suspendierung erschien Burke weiterhin zur Arbeit, weshalb die Schulbehörde das Gericht um eine einstweilige Verfügung ersuchte.

In der Urteilsbegründung heißt es, dass Burke inhaftiert wurde, weil er trotz eines gerichtlichen Verbots weiterhin in der Schule erschien. Er wurde während der Schulferien aus der Haft entlassen und kam danach wieder zur Schule. Im Januar 2023 verurteilte das Gericht Burke außerdem zu einer Geldstrafe von 700 Euro für jeden Tag, an dem er sich weiterhin der gerichtlichen Anordnung, sich von der Wilson's Hospital School fernzuhalten, widersetzt (hier archiviert).

Richter: Burke "weigert sich, zu kooperieren"

In der Entscheidung des High Court vom 20. Dezember 2024 stellte der Richter David Nolan fest, dass er Burke "mehrfach" und "auf die freundlichste Weise" aufgefordert habe, die gerichtlichen Anordnungen zu befolgen. Burke "weigert sich jedoch, zu kooperieren" (hier archiviert).

Nolan erklärte, dass Burke inhaftiert sei, "weil er sich dafür entschieden hat, im Gefängnis zu sein". Er kam zu dem Schluss, dass Burke "einen gewissen Vorteil in seiner fortgesetzten Inhaftierung sieht – was auch immer er glaubt, durch seine Inhaftierung zu erreichen". In dem Urteil wurde auch festgestellt, dass Burke bis zu diesem Zeitpunkt keine Gerichtsstrafen oder -kosten bezahlt hatte. Obwohl die Schulbehörde Burke am 21. April 2023 entlassen hatte, hat er Berufung gegen die Entlassung eingelegt und weiterhin sein Lehrergehalt erhalten, was auch in den jüngsten Gerichtsurteilen bestätigt wird (hier archiviert).

In dem jüngsten, am 21. Februar 2025 ergangenen Urteil von Richter Nolan erhöhte das Gericht die Geldstrafe wegen fortgesetzter Missachtung des Gerichts auf 1400 Euro pro Tag und ordnete eine Zwangsvollstreckung an (hier archiviert) Damit soll die Zahlung der ausstehenden und laufenden Geldstrafen von Burkes Konto zwangsweise eingezogen werden. Am 24. Februar 2025 beliefen sich seine ausstehenden Geldstrafen auf 79.100 Euro.

Burke hat dem Gericht erneut mitgeteilt, dass er 513 Tage im Gefängnis verbracht hat, weil er sich geweigert hatte, einen jungen Schüler mit dem genderneutralen Pronomen "they" anzusprechen. Das Gericht hat jedoch betont, dass dies nicht der Grund für Burkes Inhaftierung gewesen sei. "Wie dieses Gericht bei vielen Gelegenheiten wiederholt hat, liegt der Beklagte mit seiner Behauptung, dass dies etwas mit seinen religiösen Überzeugungen zu tun hat, grundlegend falsch", erklärte Nolan in seinem Urteil. "Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Es liegt daran, dass er die Normen einer zivilisierten Gesellschaft, sich an die Rechtsstaatlichkeit zu halten, vollständig und vollkommen ablehnt."

Der Rechtsexperte Tom Hickey von der Dublin City University teilte AFP in einer E-Mail vom 28. März 2025 mit, dass Burke nicht wegen seiner religiösen Überzeugungen inhaftiert oder mit einer Geldstrafe belegt wurde. "Es ist völlig irreführend zu sagen, dass das Gerichtsurteil auf Enoch Burkes 'Ablehnung der Gender-Ideologie' oder seiner 'Weigerung, die bevorzugten Pronomen eines Schülers zu verwenden' beruhe", so Hickey. "Die irischen Gerichte haben sich niemals mit der Begründetheit oder Unbegründetheit (oder der Rechtmäßigkeit oder Unrechtmäßigkeit) dieser Angelegenheiten befasst. Diese Angelegenheiten wurden vor keinem irischen Gericht verhandelt."     

Hickey erklärte, dass das jüngste Gerichtsurteil darauf zurückzuführen sei, dass Burke ein früheres Urteil, sich vom Schulgrundstück fernzuhalten, weiterhin ignoriere. "Eine Zeit lang wandten die Gerichte das Standardmittel für Fälle von Missachtung an: Herr Burke wurde inhaftiert, in der Annahme, dass er seine Missachtung irgendwann ablegen würde (das heißt zustimmen würde, sich von der Schule fernzuhalten)", so Hickey. "Es wurde jedoch klar, dass er seine Missachtung nie ablegen würde, und so hat sich das Gericht nun für diese alternative Vorgehensweise entschieden – im Wesentlichen die Beschlagnahme seines Vermögens." Hickey merkte an, dass dies für Burke etwas anderes sei als eine Geldstrafe, "da es klar ist, dass er sich weigern würde, die Geldstrafen zu zahlen". So würde der Staat das Geld jedoch effektiv aus der Quelle schöpfen. "Ja, es ist wahrscheinlich, dass er weiterhin Missachtung zeigt und auf dem Schulgelände auftaucht. Aber dafür wird er jetzt einen Preis zahlen müssen: Er wird Teile seines Gehalts verlieren."

Seit dem 19. Dezember 2022 wurden in Fällen, in die Burke verwickelt war, mindestens 27 Gerichtsurteile gefällt (hier archiviert). In vielen davon wurde festgestellt, dass seine Missachtung des Gerichts mit dem Ziel erfolgt, Aufmerksamkeit zu erregen. "Er hat auf eine Art und Weise gehandelt, die darauf abzielt, seine Freilassung zu verhindern", schrieb Nolan in der Entscheidung vom 20. Dezember 2024 (hier archiviert). "Es ist schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, dass er seine Inhaftierung für seine eigenen Zwecke ausnutzt. Mir ist klar, dass er von anderen davon überzeugt wurde, dass er am besten als Märtyrer dasteht."

Fazit: Die Behauptung, dass das Bankkonto des irischen Lehrers Enoch Burke eingefroren wurde, weil er sich aufgrund religiöser Überzeugungen weigerte, einen Schüler mit dem genderneutralen Pronomen "they" anzusprechen, ist falsch. Sein Konto wurde eingefroren, weil er Gerichtsstrafen nicht bezahlte, die aufgrund seiner wiederholten Missachtung gerichtlicher Anordnungen verhängt wurden.

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