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Anschlag in München: Auto des Tatverdächtigen weist Schäden auf
- Veröffentlicht am 15. Februar 2025 um 11:16
- Aktualisiert am 17. Februar 2025 um 15:48
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: Elena CRISAN, AFP Österreich
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Der eierschalengelbe Mini Cooper stand mitten in einer Kreuzung. Der Kofferraum war offen, der rechte Scheinwerfer eingeschlagen, die Windschutzscheibe zersplittert. Hinter dem Auto liegen Wärmedecken, ein kaputter Kinderwagen, daneben ein einziger Schuh. Das sind Szenen nach dem Anschlag in München am 13. Februar 2025.
Unsicherheit über die Authentizität der Aufnahmen schürten mehrere Posts auf Facebook und Telegram, in denen behauptet wurde, dass Videomaterial keine Hinweise auf Schäden des Autos liefere. Nutzerinnen und Nutzer stützten sich auf ein Video der Festnahme des mutmaßlichen Täters: "Warum ist auf Fotos das Dach des Attentäter-Autos eingedrückt, aber im Video nicht?", wurde öfter als "eigenartig" kommentiert.
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Doch die Behauptung ist unzutreffend. Während die Polizei den mutmaßlichen Täter auf den Vordersitzen fasste, sichtbar im Video aus den geteilten Beiträgen, sind auch in dem Clip eindeutig Schäden an seinem Auto zu sehen. Das zeigt ein Vergleich der geteilten Fotos und des Videos:
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Dass es sich um dasselbe Fahrzeug handelt, zeigt die grüne Markierung um einen orangen Gegenstand auf dem Dach des Autos im Video-Screenshot. Dass die Windschutzscheibe auch im Video eingedrückt und zersplittert ist, zeigt sich an der Delle und der durch die Risse weiß gefärbten Scheibe, die pink markiert ist. Die gelbe Markierung im Foto zeigt, dass das Autodach erst nah an der Windschutzscheibe einbrach. Dass das Dach seitlich trotz der Schäden gerade aussieht, scheint demnach plausibel.
Ein AFP-Journalist, der vor Ort war, bestätigte ebenfalls, dass das Auto beschädigt war. "Der beschädigte Tat-Pkw wurde abgeschleppt", schrieb auch die Polizei München in einer Aussendung von 14. Februar 2025.
Falschbehauptungen am Abend des Anschlags
Der 24-jährige Verdächtige war am 13. Februar 2025 mit einem Kleinwagen in eine Demonstration von Gewerkschaftsmitgliedern gefahren, die zu Fuß auf einer Straße im Innenstadtbereich Münchens unterwegs waren. Nach Polizeiangaben wurden insgesamt 37 Menschen im Alter von zwei bis 60 Jahren verletzt. Ein zweijähriges Mädchen und seine Mutter erlagen später ihren schweren Verletzungen. In seiner Vernehmung habe der Verdächtige Äußerungen getätigt, die auf "eine religiöse Tatmotivation" schließen ließen, hieß es von Seiten der Oberstaatsanwaltschaft München inzwischen. Gegen den Tatverdächtigen aus Afghanistan wurde Haftbefehl erlassen.
Nach Amokfahrten, Anschlägen oder schweren Unfällen werden vielfach ungeprüfte Meldungen auf sozialen Plattformen verbreitet. Nach dem aktuellen Anschlag bat die Polizei darum, Mutmaßungen zu unterlassen.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) machte am Tag des Anschlags zwei Aussagen, die später korrigiert wurden. Herrman sagte über den mutmaßlichen Täter, "dass er im Moment nicht abgeschoben werden kann und er sich deshalb weiter in unserem Land aufhalten durfte". Das führte zu dem Irrtum, dass der 24-Jährige ausreisepflichtig gewesen sei. In einer Pressekonferenz am Folgetag des Anschlags teilte die Polizei mit, dass der Mann "legal hier", also nicht zur Ausreise verpflichtet war. Er lebte in München in einer Mietwohnung und war als Ladendetektiv beschäftigt. Zuvor sagte Herrmann noch, dass der Mann bereits "mit Ladendiebstählen aufgefallen" gewesen sei. Tatsächlich sagte der Ladendetektiv als Zeuge bei einem Diebstahl aus.
AFP untersuchte bereits in der Vergangenheit Falschinformationen in Zusammenhang mit Anschlägen in Magdeburg und Aschaffenburg.
Fazit: Sowohl in Videos als auch auf Fotos sind Schäden des Autos zu sehen, das bei einem Anschlag am 13. Februar 2025 in München in eine Menschenmenge fuhr. Auch die Polizei sprach von einem "beschädigten Tat-PKW". Die Schäden sind auch in den Videos aus seitlicher Perspektive erkennbar.
Formulierung im 1. und 4. Absatz konkretisiert6. Absatz: Zahl der Opfer aktualisiert17. Februar 2025 Formulierung im 1. und 4. Absatz konkretisiert
17. Februar 2025 6. Absatz: Zahl der Opfer aktualisiert