Nein, die von Alec Baldwin getötete Kamerafrau plante keine Doku über die Pädophilenringe Hollywoods

Der Unfall am Filmset von "Rust" sei wohl doch Absicht gewesen – das schließen Nutzerinnen und Nutzer auf Facebook und Telegram aus einem vermeintlichen Nachrichtenartikel. Dieser bezeichnet den Tod von Kamerafrau Halyna Hutchins als Vertuschungsaktion im Auftrag eines Pädophilenrings in Hollywood. Hutchins habe angeblich eine Doku über solche Missbrauchsfälle geplant. IhrAgent bestätigte AFP allerdings, dass keine Arbeit an einem solchen Dokumentarfilm vorgesehen war. Der geteilte vermeintlichen Artikel stammt außerdem von einer Scherzwebsite.

Auf dem Screenshot einer vermeintlichen Nachrichtenmeldung ist die verstorbene Halyna Hutchins zu sehen. Schauspieler und Produzent Alec Baldwin hatte die Kamerafrau bei einem Unfall am Filmset des Western "Rust" im Oktober mit einer Requisiten-Pistole erschossen. Dutzende Nutzerinnen und Nutzer haben jetzt ihre Aufnahme samt Doku-Behauptung auf Facebook geteilt (hier, hier). Tausende sahen sie auf Telegram. Auch auf Englisch verbreiteten User die Behauptung zum Hintergrund des Todes der Kamerafrau.

Die Falschbehauptung: Zum Bild der Kamerafrau ist im Screenshot zu lesen: "Halyna Hutchins nächstes Projekt war eine Dokumentation über Hollywoods Pädophilenringe." Die Postings verknüpfen den Unfalltod mit der Vertuschung angeblichen Kindesmissbrauchs in Hollywood. "Diese Frau wurde ermordet", kommentierte eine Userin etwa.

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Facebook-Screenshot der Falschbehauptung: 27.10.2021

Bei den Dreharbeiten des Westerns "Rust" erschoss der Schauspieler und Co-Produzent Alec Baldwin am 21. Oktober die Kamerafrau Halyna Hutchins und verletzte den Regisseur Joel Souza. Beides geschah nach bisherigen Informationen versehentlich beim Hantieren mit einer Filmrequisite.

Hintergrund für die sich aktuell verbreitete Behauptung ist dabei vermutlich die Verschwörungserzählung von QAnon. Sie umfasst die Überzeugung, dass Eliten der Regierung, Medien und Finanzwelt von einem satanistischen Pädophilenring kontrolliert werden. Die Verschwörungserzählung steht im Zusammenhang mit mehreren Gewaltvorfällen in den USA. Soziale Medien wie Facebook und Youtube gehen deshalb gegen Inhalte von QAnon vor. Auch AFP hat QAnon-Behauptungen in der Vergangenheit mehrfach überprüft.

Aber gab es einen Doku-Film? AFP hat bei Craig Mizrahi nachgefragt, einem Agenten Hutchins. Er teilte mit:

Hutchins hat auch keinen solchen Dokumentarfilm über Pädophilenringe in Hollywood auf ihrer Instagramseite erwähnt, wo sie oft über ihre Projekte schrieb. Ihre IMDb-Seite nennt den angeblichen Plan ebenfalls nicht. IMDb ist eine Filmdatenbank zu Filmen, Serien und Videoproduktionen sowie Personen, die daran mitwirken.

Die aktuell geteilten Postings basieren außerdem auf dem Screenshot eines vermeintlichen Nachrichtenartikels der Seite "World Grey News". Die Seite ist keine echte Nachrichtenseite, sondern eine Website für Scherznachrichten. "Der Zweck dieser Website ist Spaß. Sie sollte zum Scherzen mit deinen Freunden genutzt werden", beschreibt sich die Seite selbst. Am Seitenende steht dort klein gedruckt: "Der Hauptartikel ist FAKE", eine Warnung, die im aktuell geteilten Screenshot nicht mehr vorkommt. Außerdem bietet "World Grey News" einen Fake-News-Generator an, mit dem jeder und jede selbst Artikel erfinden kann.

Fazit: Die Behauptung, Halyna Hutchins nächstes Projekt sei eine Dokumentation über Pädophilenringe in Hollywood gewesen, basiert auf einer Scherzwebsite. Ein Agent der getöteten Kamerafrau bestätigte gegenüber AFP, dass sie nicht an einem solchen Projekt beteiligt war.

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