Dieses Foto zeigt nicht die Läufer Mutai und Fernández, sondern Farah und Rupp

 

Tausende Nutzerinnen und Nutzer haben Ende Juli auf Facebook ein Foto geteilt, das angeblich eine Umarmung zwischen dem kenianischen Läufer Abel Mutai und dem Spanier Iván Fernández zeigen soll. Fernández habe zuvor in einer sportlichen Geste seinen Rivalen nicht überholt, als dieser das Rennen irrtümlich für bereits beendet hielt. Die Fair-Play-Geste gab es wirklich. Die Aufnahme zeigt allerdings den britischen Athleten Mohamed Farah und den Amerikaner Galen Rupp bei den Olympischen Spielen in London im Jahr 2012. 

Zwei Sportler in einem tausendfach auf Facebook geteilten Bild liegen sich in den Armen (hier, hier, hier). Dazu beschreiben die Postings eine außergewöhnliche Fair-Play-Geste: "Der kenianische Läufer Abel Mutai war nur wenige Meter von der Ziellinie entfernt, wurde aber von den Schildern verwirrt und hielt an, weil er glaubte, das Rennen beendet zu haben. Der Spanier Ivan Fernandez war direkt hinter ihm und als er merkte, was los war, rief er dem Kenianer zu, er solle weiterlaufen." Das so beschrieben Foto teilten Nutzerinnen und Nutzer auch auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch und Kroatisch.

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Facebook-Screenshot: 29.07.2021

Eine Bildsuche führte AFP zu einem Artikel, der die Aufnahme dem "Getty Images"-Fotografen Michael Steele zuschreibt. Der Text enthält außerdem Informationen über die abgebildeten Personen: Bei den beiden handle es sich um Galen Rupp und Mo Farah. "Getty Images" beschreibt die Szene übereinstimmend. Der Brite Mohamed Farah feierte am 4. August 2012 bei den Olympischen Spielen von London den Gewinn der Goldmedaille im 10.000-Meter-Finale der Männer mit dem zweitplatzierten US-Amerikaner Galen Rupp. 

Auch AFP hielt den Moment fest: 

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Der Brite Mohamed Farah (vorne) feiert vor dem Amerikaner Galen Rupp, als er am 4. August 2012 das 10.000-m-Finale der Männer bei den Olympischen Spielen in London gewann ( AFP / Olivier Morin)
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Der Brite Mohamed Farah (rechts) umarmt den zweitplatzierten Amerikaner Galen Rupp nach seinem Sieg im 10.000-m-Finale der Männer bei den Olympischen Spielen in London am 4. August 2012 ( AFP / Olivier Morin)

 

 

Die Geschichte von Abel Mutai und Iván Fernández

Die in den viralen Postings beschriebene Fair-Play-Szene ereignete sich dennoch tatsächlich, nur eben nicht unter den gezeigten Läufern. Monate nach den damaligen Olympischen Spielen in London und Jahre vor den aktuellen Wettbewerben in Tokio, fand sie am 2. Dezember 2012 in der Stadt Burlada in Spanien statt. Die "NZZ" berichtete über die sportliche Geste des spanischen Läufers, genauso wie die spanische Zeitung "El País".

Der kenianische Läufer und olympische Bronzemedaillengewinner Abel Mutai hatte fälschlicherweise angenommen, er hätte das Rennen gewonnen und stoppte kurz vor der Ziellinie. Anstatt ihn zu überholen, wie ihn der ihm dicht folgende Spanier Iván Fernández auf seinen Irrtum hin und verhalf ihm damit zum Sieg. 

Fernández selbst erinnerte sich am 20. Dezember 2020 auf seinem Instagram-Account ebenfalls an den Moment. 

 
 
 
 
 
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Ein Beitrag geteilt von Ivan Fernandez Anaya (@ivanfernandezan)

Der baskische Sender "EITB" hat zudem ein Video der sportlichen Geste Fernández‘ veröffentlicht. Darin kommt auch der Spanier zu Wort: "Er kannte die Sprache nicht und er blieb stehen (...) Ich habe ihn bis zur Ziellinie gebracht, um ihn zu schubsen." 

Fazit: Iván Fernández verhalf mit seinem Hinweis tatsächlich seinem Konkurrenten Abel Mutai zu dessen Sieg. Ein dazu geteiltes Bild zeigt jedoch ein anderes Rennen zwischen den Läufern Mo Farah und Galen Rupp.

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