
Satire missverstanden: Film "Das Kanu des Manitu" wird nicht aus dem Programm genommen
- Veröffentlicht am 14. August 2025 um 16:59
- 4 Minuten Lesezeit
- Von: Katharina ZWINS, AFP Österreich
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24 Jahre nach dem Film "Der Schuh des Manitu" kehrt der deutsche Regisseur Michael Bully Herbig mit der Fortsetzung der Western-Parodie "Das Kanu des Manitu" auf die Leinwände zurück. Die Premiere des Films über den Apachenhäuptling Abahachi sowie Kritik daran erhitzten im Vorfeld online die Gemüter: "Nur wenige Tage vor dem geplanten Kinostart hat die Kinokette FilmPalast24 angekündigt, Michael Bully Herbigs neuen Film 'Kanu des Manitou' nicht zu zeigen. Grund: Der Streifen sei 'nicht zeitgemäß' und enthalte 'potenziell kulturaneignende Szenen, in denen sich weiße Schauspieler als fiktive Apachen ausgeben'", schrieb ein Nutzer am 13. August 2025, einen Tag vor Kinostart, auf Facebook.
Dazu teilte er ein Bild mit der Überschrift "FilmPalast24" und einem Begründungstext der vermeintlichen Kinokette, warum der Film nicht gezeigt werde. Darunter ist ein Filmplakat abgebildet, das mit einem Banner mit der Aufschrift "ABGESETZT" versehen ist.
Auf X wurde die Behauptung ebenfalls hundertfach verbreitet. Userinnen und User zeigten sich empört. "Den woken Kulturfaschisten geht es doch lediglich um die Deutungshoheit, darum, allen und jedem ihre 'Meinung & Haltung' aufzuzwingen", schrieb etwa ein Nutzer.

Doch die Behauptung ist unzutreffend, wie AFP-Recherchen ergaben.
Bei dem Film "Das Kanu des Manitu" handelt es sich um eine Fortsetzung der Western-Komödie "Der Schuh des Manitu" aus dem Jahr 2001, die mehr als elf Millionen Besucherinnen und Besucher in die Kinos lockte. Auch in der Fortsetzung kämpfen die beiden Blutsbrüder Abahachi, gespielt von Michael Bully Herbig, und Ranger, der von Christian Tramitz verkörpert wird, für Frieden und Gerechtigkeit im Wilden Westen, wie die Produktionsfirma Constantin Film online schrieb (hier archiviert).
"Der Schuh des Manitu" baute stark auf Klischees und Stereotypen. Im Vorfeld der Premiere der Fortsetzung wurde demnach intensiv darüber diskutiert, ob sich der Humor von damals in die heutige Zeit übertragen lässt. Zahlreiche Medienberichte beschäftigten sich mit dem Thema der politischen Korrektheit im Zusammenhang mit dem Film, da manche Figuren aus heutiger Sicht politisch unsensibel wirken und problematische Darstellungen reproduzieren würden.
Regisseur und Hauptdarsteller Michael Bully Herbig äußerte sich im Vorfeld ebenfalls: "Die Woke-Bewegung an sich ist eine gute Sache", sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Er betonte jedoch auch: "Es ist aber nun mal wie mit allen Dingen im Leben: Wenn es übertrieben wird, kippt es in die andere Richtung."
Posting war als Satire gedacht
Auf X wurden zahlreiche Beiträge mit der Behauptung mit einer Community Note versehen. Darin ist von einem "manuell fabrizierten Fake-Bild" die Rede. Zudem gebe es keine Hinweise, dass der Film in irgendeinem deutschen Kino aus dem Programm genommen worden sei. Darauf reagierte ein User, der die Behauptung veröffentlichte und sich als Urheber ausgab: "Verdammt – jetzt überzeugt meine Satire sogar schon KIs", schrieb er am 14. August 2025. Er kommentierte seinen eigenen Beitrag vom Tag davor zudem mit den Worten: "Drei kollektive Anmerkungen für einen offensichtlich satirischen Beitrag. Die Menschheit verblödet nicht, sie ist bereits verblödet." AFP versuchte den Nutzer zu kontaktieren, blieb jedoch ohne Erfolg.
Die Beschreibung im Posting enthält ebenfalls satirisch anmutende Textbausteine: "'Wir können die Sicherheit unserer Gäste nicht garantieren, wenn jemand im Saal versehentlich lacht', erklärte ein Sprecher von FilmPalast24. 'Wir leben schließlich nicht mehr im Jahr 2001, sondern 2025, da kann ein Gag schon mal eine mittlere Staatskrise auslösen.'"
Zudem fällt auf, dass die Schreibweise des Wortes "Manitu" in den geteilten Beiträgen sowie im verbreiteten Bild vom offiziellen Filmtitel abweicht. Im Gegensatz zum Original wird es dort mit einem zusätzlichen Buchstaben geschrieben, also "Manitou".

Eine Stichwortsuche zur angeblichen Streichung des Films in deutschen Kinos wegen "kultureller Aneignung" oder der Tatsache, er sei "nicht mehr zeitgemäß" erzielte keine Resultate.
Auch eine Stichwortsuche mit dem angeblichen Namen der Kinokette "FilmPalast24" lieferte keine passenden Ergebnisse. AFP fand lediglich Medienberichte, in denen vor vermeintlichen Gratis-Streamingdiensten, die unter anderem die Domain "filmpalast24.com" führten, gewarnt wurde. Es gibt eine deutsche Kinokette mit dem Namen "filmpalast", zu der 14 Kinos gehören. Diese trägt jedoch nicht wie die online angeführte Kette die Zahl 24 im Namen.
In den Beiträgen in sozialen Medien hieß es zudem weiter: "Ein privater Kinobetreiber in Bautzen hingegen will den Film als Zeichen des Widerstands eine Woche lang rund um die Uhr zeigen, 'weil er sich der Grünen Meinungsdiktatur nicht unterwerfen' werde." Tatsächlich wird der Film im Filmpalast in der Kreisstadt in Sachsen seit 14. August 2025 häufig vorgeführt. An manchen Tagen gibt es etwa neun Vorstellungen. Auf eine Vorführung des Films rund um die Uhr "als Zeichen des Widerstands" fand AFP jedoch keine Hinweise.
Fazit: Online kursierte die Behauptung, die Kinokette "FilmPalast24" würde den Film "Das Kanu des Manitu" wegen mangelnder politischer Korrektheit nicht zeigen. Hierbei handelt es sich jedoch ursprünglich um Satire, wie Recherchen ergaben. AFP fand keine Hinweise, dass die Kinokette existiert.