
In chinesischen Posts in sozialen Medien wurde fälschlich behauptet, Alice Weidel lobe China
- Veröffentlicht am 23. Juni 2025 um 11:37
- 3 Minuten Lesezeit
- Von: AFP Hongkong
- Übersetzung: Lisa-Marie ROZSA
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Die ehemalige chinesische Generalkonsulin in Belfast, Zhang Meifang, teilte am 21. Mai 2025 auf ihrem X-Account einen 13-sekündigen Clip, der Alice Weidel zeigt, wie sie auf Deutsch eine Rede hält. "Die Co-Vorsitzende der deutschen AfD, Weidel, sagte, nur Chinas Stärke könne die Arroganz der Vereinigten Staaten besiegen und sie zu Verhandlungen zwingen!", lautet die Beschreibung unter dem Video. "Im Laufe der Geschichte haben sich die Vereinigten Staaten nur zweimal zu gleichberechtigten Verhandlungen an einen Tisch gesetzt – einmal während des Koreakriegs und erneut während des Handelskriegs. Beide Male saß China auf der anderen Seite des Verhandlungstisches", heißt es weiter.
Der vereinfachte chinesische Text, der über den Clip gelegt wurde, wiederholt weitgehend diese Behauptung.
Der Beitrag erschien zusammen mit einer Flut falscher Behauptungen über den Handelskrieg zwischen Washington und Peking, die auch online kursierten und von chinesischen Staatsmedien verbreitet wurden.
Am 12. Mai 2025 verkündeten beide Seiten einen Waffenstillstand, der die seit der Rückkehr von US-Präsident Donald Trump ins Weiße Haus angekündigten Vergeltungszölle aussetzte. Am 10. Juni 2025 wurde eine weitere "Rahmenvereinbarung" getroffen: China würde den USA seltene Erden liefern, die USA würden im Gegenzug chinesischen Studierenden den Verbleib an US-amerikanischen Universitäten ermöglichen.

Beiträge, die suggerierten, Weidel habe sich zum Handelskrieg geäußert, wurden auch auf X, Tiktok und der chinesischen Plattform Weibo geteilt. Einige Nutzerinnen und Nutzer schienen die Behauptung zu glauben. Kommentare wie "Sie ist das Leitbild Deutschlands" und "Was für eine Frau, die so offen ihre Meinung sagt" waren online zu lesen.
Obwohl Weidel in China gelebt und gearbeitet hat, äußert sie sich selten öffentlich zu dem Land. Ihre mit Untertiteln versehenen Reden verbreiten sich jedoch weit in chinesischen sozialen Medien. Der deutsche Sender Deutsche Welle führt Weidels Popularität in China darauf zurück, dass die AfD und Peking in Fragen wie der europäischen Militärhilfe für die Ukraine ähnliche Standpunkte vertreten.
Das online kursierende Video zeigt jedoch, dass Weidel die deutsche Regierung kritisiert und nicht China lobt.
Eine umgekehrte Videosuche ergab, dass der Clip aus einem Livestream ihrer Rede bei einer AfD-Kundgebung in Thüringen am 31. August 2024 stammt – kurz vor drei Landtagswahlen im Osten Deutschlands. In Brandenburg fand die Wahl am 22. September 2024 statt, in Thüringen und Sachsen wurde am 1. September 2024 gewählt.

In ihrer Rede bezeichnete Weidel die Abschiebung von 28 afghanischen Staatsangehörigen – die laut deutschen Behörden "verurteilte Straftäter" ohne Bleiberecht waren – am Tag zuvor als "schlechten Scherz".
Der Clip mit der Falschbehauptung beginnt bei Minute 55:04 des Livestreams, als Weidel weiter sagte: "Es sollten nicht 28 sein, sondern Tausende." China erwähnte sie in ihrer Rede nicht. Deutsche Medien berichteten, Weidel habe den Kundgebungsteilnehmenden in ihrer Rede zudem gesagt, die AfD werde die "Antifa als terroristische Vereinigung verbieten", sollte ihre Partei an die Macht kommen.
Fazit: Die Behauptung, dass Weidel in dem online kursierenden Video gesagt habe, China sei das einzige Land, das die USA dazu zwingen könne, "sich an den Verhandlungstisch zu setzen", ist falsch. Tatsächlich äußerte sie sich in dem Video, das aus einem Livestream ihrer Rede bei einer AfD-Kundgebung im August 2024 stammt, gar nicht zu China. In der geteilten Sequenz sprach sie über die Abschiebung afghanischer Staatsangehöriger.