Angeblicher Post des Bundespräsidenten zu Ramadan-Märkten stammt von Satire-Account

Am 20. Dezember 2024 wurde ein Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt verübt, bei dem fünf Menschen starben und Hunderte verletzt wurden. Anfang Januar 2025 erlag ein sechstes Opfer den Verletzungen. Wenige Tage nach dem Anschlag wurde online ein Post verbreitet, der angeblich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stammt. Darin scheint er Ramadan-Märkte zu fordern, da Anschläge auf Weihnachtsmärkte häufiger geworden seien. Der Beitrag stammt jedoch von einem Satire-Account. Steinmeier forderte öffentlich keine solche Maßnahme.

In fehlerhafter Rechtschreibung ist in einem Screenshot eines Social-Media-Beitrags zu lesen: "Das Weihnachtsmärkte immer häufiger Ziel von Anschlägen werden, ist das Ergebnis von Deutschem Rassismus." Deshalb müsse es Ramadan-Märkte und öffentliche Gebete geben – der Beitrag mit dieser Forderung stammt angeblich von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In  Facebook-Posts wurde dieser Screenshot kurze Zeit nach dem Attentat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt geteilt und der Eindruck vermittelt, dass es sich um einen echten Beitrag Steinmeiers handelt.

Am 20. Dezember 2024 war ein Auto auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gerast. Die Zahl der Todesopfer beläuft sich Anfang Januar 2025 inzwischen auf sechs Menschen, darunter ein neunjähriges Kind. Rund 300 Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt. Der Täter ist ein 50-jähriger Arzt aus Saudi-Arabien, der seit 2006 in Deutschland lebt und sich in sozialen Medien mehrfach kritisch über den Islam und Saudi-Arabien äußerte. 

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Facebook-Screenshot der Behauptung: 6. Januar 2025

Die Behauptung, dass es sich bei dem verbreiteten Post um einen Beitrag des Bundespräsidenten handelt, ist jedoch falsch. 

Der blaue Haken im Screenshot deutet daraufhin, dass der Post auf X veröffentlicht wurde. Eine Stichwortsuche auf der Plattform führte zu einem Account mit dem Namen "Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (Parodie)" und dem dazugehörigen X-Handle "@F_W_Steingeier". Der Beitrag stammt also von einem satirischen Account. Im geteilten Screenshot ist jedoch nur der Beginn des Namens zu lesen, wodurch der Eindruck entsteht, es sei ein offizieller Account des Bundespräsidenten. Der Beitrag wurde dort zudem am 6. Dezember 2024 veröffentlicht und stellt somit keine Reaktion auf den Anschlag in Magdeburg dar. 

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X-Post des Satire-Accounts, Hervorhebungen durch AFP: 6. Januar 2025

Bundespräsident Steinmeier hat darüber hinaus keinen eigenen X-Account. Auf der offiziellen Website des Bundespräsidenten sind dessen Kanäle in sozialen Medien verlinkt. Zwar ist dort ein Link zur Plattform X hinterlegt. Der führt aber, anders als ein Klick auf das Instagram- oder Facebook-Symbol, nicht zum Account des Bundespräsidenten selbst, sondern zum Account seiner Sprecherin Cerstin Gammelin. Die Pressestelle des Bundespräsidenten kommentierte eine AFP-Anfrage zu der Falschbehauptung nicht. 

Nach dem Anschlag in Magdeburg postete Steinmeier auf Facebook und Instagram je zwei identische Beiträge, in denen er den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aussprach und die Tat verurteilte. Eine Forderung wie im Beitrag des Satire-Account findet sich darin nicht. Auch in seiner traditionellen Weihnachtsansprache am 25. Dezember 2024 ist von keinen derartigen Maßnahmen die Rede.

AFP widerlegte bereits einen angeblichen Zusammenhang zwischen dem Attentat in Magdeburg und einer Ramadan-Beleuchtung in München.

Fazit: Ein angeblicher X-Post von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit der Forderung nach Ramadan-Märkten stammt von einem Satire-Account. Das zeigt der gesamte Account-Name, der in verbreiteten Screenshots nicht zu sehen ist. Zudem verfügt Steinmeier über keinen Account auf X. Auf seinen Kanälen in sozialen Medien sowie in seiner Weihnachtsansprache finden sich keine solchen Äußerungen des Bundespräsidenten. 

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